Nie mehr Penalty-Frust?!Englands Nati will dank Indoor-Golf den WM-Titel holen
pat
9.5.2018
Die Engländer zählen bei grossen Turnieren meist zum erweiterten Favoritenkreis. Wären da bloss nicht diese verflixten Elfmeterschiessen.
Es ist keine Mär, die Engländer sind im Elfmeterschiessen tatsächlich sackschwach. Sechs Mal mussten sie bei einem grossen Turnier nach Penalty-Krimis ihre Titelträume begraben. Dem gegenüber steht ein Sieg bei der Heim-EM 1996 im Viertelfinal gegen Spanien. Das folgende Spiel verloren sie dann gegen Deutschland, natürlich im Elfmeterschiessen.
Diesen unrühmlichen Rekord wollen sie bei der kommenden WM in Russland nicht weiter ausbauen. Coach Gareth Southgate (Penaltysünder 1996) und der englische Verband wollen nichts dem Zufall überlassen. Der technische Direktor des Verbandes, Dan Ashworth, sagt im «Telegraph»: «Wir haben eine Arbeitsgruppe damit beauftragt und sie hat einige interessante Dinge gefunden.»
An der WM wird deshalb im Camp der Engländer eine Indoor Golf-Anlage installiert. Die Nati-Cracks sollen dort spielerisch lernen, mit Drucksituationen, die höchste Konzentration verlangen, umzugehen. Denn die Mitspieler sollen versuchen, ihre Teamkollegen mit Zwischenrufen aus dem Konzept zu bringen.
Die Engländer legen in Bezug auf ein allfälliges Penaltyschiessen viel Wert auf Details: «Wenn die Verlängerung vorbei ist, hast du einige Minuten Zeit, bis es los geht. Was machst du dann? Wo auf dem Feld bereitest du dich vor? Wer ist alles involviert und wie?»All das könne man im Vorfeld bereits klären, so Ashworth. Und dann können sich die Schützen aufs Wesentliche fokussieren, nämlich den Elfer zu verwandeln.
Was die Arbeitsgruppe ebenfalls festgestellt hat: Die Engländer schiessen nach dem Pfiff schneller als andere. Dabei könne man so lange warten, wie man wolle. Die Spieler sollen sich dabei ein Vorbild an Cristiano Ronaldo nehmen: «Seine Selbstbeherrschung ist unglaublich», sagt Ashworth anerkennend.
Lohnt sich der ganze Aufwand auch wirklich?
Ashworth meint ja: «Wenn du Weltmeister werden willst, sagt dir die Statistik, dass du dazu in einer Runde ins Penaltyschiessen musst.» Woher die Engländer diese statistischen Werte herhaben, ist uns nicht bekannt.
Dass es auch ohne Penaltyschiessen mit dem Titel klappen kann, bewiesen die Deutschen bei der letzten WM. Im Achtelfinal gegen Algerien und im Final gegen Argentinien konnten sie allerdings erst nach der Verlängerung jubeln. Auch Spanien holte 2010 den WM-Titel ohne ein einziges Penaltyschiessen zu absolvieren. Im Final mussten sie allerdings in die Verlängerung, dort erzielte Andrés Iniesta in der 116. Minute den einzigen Treffer der Partie.
Vielleicht gibt es ja auch noch eine Outdoor Golf-Anlage, die soll laut unserer wissenschaftlich fundierten aber nie veröffentlichten Studie nämlich dabei helfen, dass man die Spiele schon in der Verlängerung gewinnt.
Die Engländer und ihre Experimente...
Auch vor der letzten WM wollten die Engländer nichts dem Zufall überlassen. Um sich auf die erwartet hohe Luftfeuchtigkeit und die Temperaturen in Brasilien vorzubereiten, liess Roy Hodgson sein Team bei zweistelligen Plusgraden dick eingekleidet (drei Lagen) und mit Kappen und Handschuhen trainieren. Gebracht hat es wenig, England verlor gegen Italien und Uruguay und im letzten Gruppenspiel gab es ein trostloses 0:0 gegen Costa Rica. Immerhin hatte man im Vorfeld keine Zeit verschwendet, sich auf ein Penaltyschiessen vorzubereiten.