In einer verrückten Partie steckt Borussia Dortmund gegen Inter Mailand einen 0:2-Rückstand zur Pause weg und schafft die grosse Wende. Spieler und Trainer sind begeistert – und bereit für den «Clásico» gegen Bayern.
Die ohnehin ereignisreiche Europapokal-Geschichte von Borussia Dortmund ist um einen magischen Fussball-Abend reicher. Beim 3:2 (0:2) über Inter Mailand gelang dem Revierclub erstmals in der Champions League ein Sieg nach einem 0:2-Rückstand. Die furiose Aufholjagd in der zweiten Halbzeit werteten alle Beteiligten als Mutmacher für den Ligagipfel am Samstag beim FC Bayern. «Es war ein Fussballabend, wie ihn die Leute lieben», kommentierte Vereinschef Hans-Joachim Watzke. «Das gibt uns Rückenwind für Samstag. Wir sind bereit für den Clásico.»
Dabei drohte noch in der ersten Halbzeit nach den Treffern von Lautaro Martinez (5.) und Matias Vecino (40.) eine ähnliche Lehrstunde wie vor zwei Wochen beim 0:2 in Mailand – obwohl der BVB bereits vor der Pause keine schlechte Leistung zeigte. «Wir haben auch in der ersten Halbzeit Fussball gespielt und haben unsere Torchancen, grosse Torchancen. Sie haben uns super ausgekontert und es war mit viel Risiko, wie wir gespielt haben», sagt Trainer Lucien Favre nach dem Schlusspfiff. Zu viel Risiko …
Weil die Innenverteidiger Akanji und Hummels gegen das Sturmduo Martinez/Lukaku regelmässig in Eins-gegen-eins-Situationen kommen, muss Favre in der Pause einige Anpassungen vornehmen. «Unsere erste Hälfte war einfach zu offensiv. Wir konnten nicht so weiterspielen, mussten ein paar Details korrigieren. Der Rest war sehr gut von der ganzen Mannschaft.»
Nach der Pause wie verwandelt
Die Korrekturen tragen Früchte. Wie verwandelt kommt Dortmund aus der Kabine und spielt die Italiener in der zweiten Halbzeit schwindelig. Der überragende Doppel-Torschütze Achraf Hakimi (51./77.) und Nationalspieler Julian Brandt (64.) verwandelten das Stadion in ein Tollhaus. «Diese Reaktion war absoluter Wahnsinn. Es fühlt sich brutal gut an», sagte Brandt. Selbst der ansonsten eher besonnene Trainer Lucien Favre geriet ins Schwärmen: «In der zweiten Halbzeit haben wir Gas gegeben, es war sehr intensiv. Unser Pressing war sehr gut. Ich bin sehr, sehr zufrieden.»
Dies galt auch für Abwehrchef Mats Hummels. «In der zweiten Halbzeit haben wir das gemacht, was wir machen sollten. Da haben wir viel besser Druck entwickeln können.» Und Mario Götze war von der eigenen Mannschaft beinahe überrascht: «Wir haben Inter nicht mehr atmen lassen.»
Matchwinner Hakimi als grosse Bereicherung
Wie schon bei seinem Doppelpack Anfang Oktober in Prag (2:0) avancierte der von Real Madrid ausgeliehene Hakimi zum Matchwinner. Die Schnelligkeit des von Trainer Lucien Favre zuletzt häufig in der Offensive eingesetzten gelernten Aussenverteidigers imponierte auch seinem hochdekorierten Teamgefährten Mario Götze: «Achraf ist mit seinem Speed unberechenbar. Er ist eine sehr, sehr grosse Bereicherung für uns. Vier Tore in der Champions League – das ist nicht so schlecht.»
Dank ihrer Comeback-Qualitäten bleiben die Dortmunder mit nun sieben Punkten weiter auf Achtelfinal-Kurs und liegen als Tabellenzweiter drei Zähler vor den Italienern. «Das war für uns ein wichtiger Schritt», befand Götze. Am Ziel sieht er den BVB aber noch lange nicht: «Es wird in der Gruppe noch spannend bleiben. Wir haben noch eine sehr schwierige Aufgabe in Barcelona und ein Heimspiel gegen Slavia Prag, das bisher in beiden Auswärtsspielen einen Punkt geholt hat.» Dennoch überwiegt am Dienstagabend auch bei Trainer Favre die Erleichterung: «Es war ein sehr wichtiger Sieg, der viel Energie gekostet hat. (...) Wir haben alles gegeben – mit viel Spass.