Beissattacke Ex-Nati-Kollege: «Suarez hätte auch jemanden getötet»

pat

27.4.2020

Luis Suarez hat nach seiner Beissattacke Zahnschmerzen – Opfer Giorgio Chellini tut die Schulter weh.
Luis Suarez hat nach seiner Beissattacke Zahnschmerzen – Opfer Giorgio Chellini tut die Schulter weh.
Bild: Keystone

Im «Daily Mirror» spricht der langjährige Uruguay-Captain Diego Lugano über die Beissattacke von Luis Suarez bei der WM 2014. Eine Aktion, die Fussballfans nie vergessen werden.

Wenn Sie heute an die WM 2014 zurückdenken, woran erinnern Sie sich? Womöglich an das 7:1 Deutschlands über Gastgeber Brasilien, Mario Götzes Siegtor im Final, vielleicht auch an die rüde Attacke an Neymar, für den das Turnier danach gelaufen war. Was Sie mit grosser Wahrscheinlichkeit auch nicht vergessen haben: Die Beissattacke von Uruguays Starstürmer Luis Suarez im Spiel gegen Italien. Und genau über diese Aktion spricht der damalige Uru-Captain Diego Lugano (95 Länderspiele) im «Daily Mirror».

Diego Lugano trainiert während der WM 2014.
Diego Lugano trainiert während der WM 2014.
Bild: Getty

Im letzten Gruppenspiel ging es für Uruguay und Italien ums nackte Überleben. Die Ausgangslage war simpel: Der Sieger der Partie wird das Achtelfinale erreichen, der Verlierer muss die Koffer packen. Beim Stand von 0:0 biss dann Luis Suarez Gegenspieler Giorgio Chiellini in die Schulter. Der Uru-Star kam ungeschoren davon, weil es den «Videobeweis» damals nur für die TV-Zuschauer gab. Chiellini zeigte dem Schiedsrichter zwar im wahrsten Sinne des Wortes die nackte Schulter, doch der liess sich davon nicht beeinflussen.

«Suarez hat seine Sperre in Kauf genommen, damit wir nicht sterben»

Kurz darauf erzielte Diego Godin den 1:0-Siegtreffer und besiegelte damit Italiens Aus. Lugano erinnert sich: «Ich denke, dass Luis' Aktion psychologische Spuren bei Chiellini hinterlassen hat, weil wir bei der nächsten Ecke trafen.» Der als Kopfballungeheuer bekannte Godin wurde schlichtweg nicht eng genug gedeckt.

Lugano, der seine Karriere Anfang 2018 beendete und die Partie gegen Italien verletzungsbedingt verpasste, hat sieben Jahre gemeinsam mit Suarez im Nationalteam gespielt. Er sagt über die Beissattacke: «Er hat seine Sperre in Kauf genommen, damit wir nicht sterben. Er hat jemanden gebissen, aber er hätte auch jemanden getötet. Weil er sich unserer Mission so sehr verschrieben hatte!» So sahen das wohl auch die heissblütigen Uru-Fans. Denn in seiner Heimat wurde der «Beisser» für seine Aktion gefeiert, während er vom Rest der Welt verspottet und kritisiert wurde.

Hatte Suarez bloss das Gleichgewicht veloren?

Doch die Freude war nicht von langer Dauer. Im Achtelfinale gegen Kolumbien setzte es eine 0:2-Niederlage ab – ohne den nach dem Italien-Spiel nachträglich gesperrten Suarez fehlte dem Team der nötige Biss.

Der Stürmerstar hatte den «Vorfall» mit Chiellini in seiner Verteidigung übrigens wie folgt geschildert: «Ich habe das Gleichgewicht verloren und bin auf meinen Gegenspieler gefallen. In diesem Moment flog ich mit meinem Gesicht gegen den Spieler. Das hat einen leichten Bluterguss auf meiner Backe und einen starken Schmerz in meinen Zähnen verursacht.» Damit blitzte er bei der FIFA aber ab. Der Weltfussballverband beschrieb den Vorfall als «bewusst, vorsätzlich und ohne Provokation». Und deshalb wurde Suarez für vier Monate von allen Fussballwettbewerben ausgeschlossen.

Dass der Wechsel des Topstürmers von Liverpool zu Barcelona trotz der Sperre nicht scheiterte, kam dann fast schon überraschend. Im Nachhinein durften sich die Barça-Bosse auf die Schultern klopfen, denn die Verpflichtung des Uru-Stars darf bis heute als Glücksfall bezeichnet werden. Seit seinem Wechsel absolvierte der inzwischen 33-Jährige 270 Spiele für Barça, dabei erzielte er 191 Tore und bereitete 108 weitere vor. Und obschon er 57 Mal verwarnt wurde, flog Lionel Messis Busenfreund lediglich ein einziges Mal mit Gelb-Rot vom Platz.

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