TV-Kritik Frauenfussball im TV: Welche Sender hatten die beste Berichterstattung?

Von Roland Meier

2.7.2019

Alex Scott von der BBC  ist jetzt schon Weltmeisterin: Im Analysieren von Fussballspielen.
Alex Scott von der BBC  ist jetzt schon Weltmeisterin: Im Analysieren von Fussballspielen.
Bild: Screenshot BBC One

Ab den heute beginnenden Halbfinals zeigt auch SRF zwei endlich wieder kommentierte Live-Bilder von der Fussball-WM 2019. Die letzten Wochen war der Fan auf ausländische Sender angewiesen. Die Qualität schwankte.


Note  10

Die Vollprofis

BBC

Schon im Vorfeld wurden die «Lionesses», so nennt man auf der Insel das Frauen-Team, mit einer wunderbaren Doku auf BBC beglückt. Seit dem Eröffnungsspiel gibt es die Fussball-WM «all accross the BBC» mit Moderatorinnen mit Erfahrung, Enthusiasmus und Extraklasse. Egal ob auf BBC 1, BBC 2 oder BBC 4: Gerade einmal ein Mann wurde bisher vor die Kamera gelassen. Der vernachlässigbare Dion Dublin (mickrige vier Nati-Auftritte).

Gaby Logan macht «den Salzgeber». Ihre Star-Expertinnen sind die Ex-US-Torfrau Hope Solo und Alex Scott, eine 150-fache Internationale, über die englische Gazetten in den höchsten Tönen berichten. Und all das komplett werbefrei. Nicht einmal den FIFA-Sponsoren wird ein Einblender erlaubt. Das heisst auch, dass in den 15 Minuten zwischen zwei Halbzeiten keine Verschnaufspausen geplant sind. Die BBC liefert auch da jeweils Berichte mit Substanz.

Die BBC-Kommentatoren standen dem Höhenflug des englischen Teams in nichts nach.
Die BBC-Kommentatoren standen dem Höhenflug des englischen Teams in nichts nach.
Bild Screenshot BBC One
Note  7

Die Feierbiester

TF 1

Im Land des Gastgebers wird die WM zelebriert. Zumindest bis «Les Bleues» ausgeschieden sind. Senderlogos in der Bildschirm-Ecke werden 24 Stunden mit dem WM-Pokal garniert. Sowas kennt man sonst nur bei traurigen Anlässen wie Anschlägen (Charlie Hebdo) oder Kirchenbränden (Notre Dame).

Am Mikro bei den Spielen der Frauen-Nati: Bixente Lizarazu und Grégoire Margotton. Das sind dieselben gut bezahlten Köpfe unter den grossen Kopfhörern wie bei der Männer-WM in Russland. Soll man sich darüber freuen, dass quasi das Duo Bürer/Günthardt Frankreichs kommentiert? Oder ist das schon wieder chauvinistisch? Vom Spielfeldrand meldet sich zumindest jeweils eine Frauenstimme mit Insights. Oft wird auch nur geschäkert.

Die lüpfige Stimmung ging gleich im Anschluss jeweils in den grell beleuchteten Magazin-Sendungen mit Denis Brogniart weiter. Eine nationalistische Stimmung, als wäre Frankreich Weltmeister – nur getrübt durch die ultralangen Werbepausen – und die Niederlage gegen die USA im Viertelfinal.

In Feierlaune: TF1-Mann Denis Brogniart und seine Gäste machten aus der WM ein Gaudi.
In Feierlaune: TF1-Mann Denis Brogniart und seine Gäste machten aus der WM ein Gaudi.
Bild: Screenshot TF1
Note  6

Die Nüchternen

Das Erste

Im Ersten interessierte natürlich auch in erster Linie das deutsche Team. Nicht alle Spiele wurden live gezeigt. Wenn auf Streams ausgewichen wurde, konnte man diese via HbbTV in der Schweiz aus lizenzrechtlichen Gründen jeweils nicht schauen (wie auch beim ZDF). Wo käme man denn da wohl hin, wenn der «Tatort» am Sonntag wegen Frauenfussball ausfallen müsste. Ist doch egal, ob Frankreich gegen Brasilien um den Viertelfinal-Einzug kämpft.

Das WM-Studio blieb auch in Köln. Moderator Claus Lufen berichtet mit Ex-Spielerin Nia Künzer aus der Ferne. Künzer ist Stammgast bei Live-Übertragungen und kommentiert kompetent, klar und offen. Eine Offenbarung ist auch Live-Reporterin Stefanie Baczyk. Eine neue Stimme am Mikro mit neuen sprachlichen Ansätzen beim Beschreiben des Geschehens auf dem Rasen. Da fällt sogar der erfahrene Kollege Bernd Schmelzer etwas ab.

Schwarz-Rot-Gold: Hauptaugenmerk lag meist auf dem deutschen Team in der ARD.
Schwarz-Rot-Gold: Hauptaugenmerk lag meist auf dem deutschen Team in der ARD.
Bild: Screenshot Das Erste

Note  3

Die Graphiker

ZDF

Das Zweite Deutsche Fernsehen behandelte die DFB-Damen ähnlich wie Jogis Jungs. Hauptfrage während den Sendung war jeweils: Was macht das deutsche Team gerade? Aussenreporterinnen vor Hotelpforten mussten berichten. Zwischendurch parliert Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg exklusiv mit Jogi-Buddy Katrin Müller-Hohenstein. Alles behäbig wie gehabt.

Sogar Claudia Neumann, die erste deutsche Frau, die seit 2016 Live-Spiele moderieren darf, imitiert den Karteikärtchen-Journalismus des ZDF-Urgesteins Bela Rethy. Zwar erklärt sie en passant auch mal den Neuzugängen unter den Zuschauern den Unterschied zwischen dem «ersten» und dem «zweiten Ball». Oft geht's bei ihr aber um Altersangaben, Vereinszugehörigkeit und – ganz schlimm – welche Neuseeländerin einen Bayern-Spieler datet.

Mit kurligen 3D-Graphiken übt das ZDF wohl «bei den Frauen», was man bei der nächsten DFB-Pokal-Übertragung wiederverwenden kann. Spielfeldrand-Steher Sven Voss wird sich dagegen wehren. Nicht mal er kann das Zeugs jeweils lesen. Geschweige denn der ZDF-Zuschauer.

Unübersichtliche 3D-Graphiken: Das ZDF wollte modern wirken und schuf Konfusion.
Unübersichtliche 3D-Graphiken: Das ZDF wollte modern wirken und schuf Konfusion.
Bild: Screenshot ZDF
Note 

Die Verweigerer

SRF zwei

«Einsatz zu kurz für Bewertung» heisst es bei Spieler-Noten in den Boulevard-Zeitungen jeweils. SRF zwei zeigt im linearen TV bisher nur das Eröffnungspiel der Frauen-WM. Warum das so ist, wird hier erklärt.





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