Bayern München Meinungswandel innert weniger Wochen: So entzieht Hoeness Niko Kovac die Jobgarantie

Luca Betschart

25.11.2018

Uli Hoeness rückt erstmals von Niko Kovac ab. 
Uli Hoeness rückt erstmals von Niko Kovac ab. 
Bild: Keystone

Nach einem optimalen Saisonstart sieht Uli Hoeness in Niko Kovac bereits den richtigen Nachfolger für Jupp Heynckes. Nur Wochen später bröckelt die Rückendeckung gewaltig.

Dank zwei Treffern von Thomas Müller schienen die kriselnden Bayern im Heimspiel am Samstag gegen Fortuna Düsseldorf zurück in die Erfolgsspur zu finden. Doch die verunsicherte Mannschaft von Niko Kovac verspielte den 3:1-Vorsprung in letzter Minute noch, bleibt damit im dritten Ligaspiel in Folge ohne Sieg und hat nun bereits neun Punkte Rückstand auf den ungeschlagenen Tabellenführer aus Dortmund.

Der erneute Rückschlag hinterlässt bei Bayern-Präsident Uli Hoeness Spuren, er rückt erstmals öffentlich von Trainer Kovac ab – und beweist damit, wie schnell sich die Dinge im Fussballgeschäft ändern können. Sprach Hoeness nach sechs Wochen Vorbereitung bereits davon, den richtigen Nachfolger für Jupp Heynckes gefunden zu haben, sieht er rund drei Monate danach internen Gesprächsbedarf.


Eine Chronologie des Meinungswandels des Bayern-Präsidenten:

Hoeness am 16. August 2018:

«Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass wir eine sehr sehr gute Saison spielen werden.»

Nach der Vorbereitung und dem überzeugenden Sieg im DFL-Supercup gegen Eintracht Frankfurt (5:0) zeigt sich Hoeness bereits vor Beginn der neuen Bundesliga-Saison zufrieden mit der Arbeit des neuen Trainers. «Der Versuch mit Carlo Ancelotti ist total in die Hose gegangen. Ich bin sehr sehr glücklich, dass wir mit Niko Kovac einen Mann geholt haben, der noch Hunger hat und auf Augenhöhe mit den Spielern spricht. Es wird hart gearbeitet und auf Disziplin grossen Wert gelegt», sagt er Jörg Wontorra in der Sendung «skyOneT».


Hoeness am 19. August 2018:

«Schon nach sechs Wochen kann man sagen, dass wir den richtigen Trainer geholt haben.»

Trotz dem wenig überzeugenden Auftritt im Pokal und dem knappen 1:0-Sieg gegen den SV Drochtersen/Assel lobt Hoeness den Neutrainer erneut in den höchsten Tönen. Der schwachen Leistung schreibt der Bayern-Präsident wenig Bedeutung zu und übersieht somit möglicherweise ein frühes Warnsignal für das aufkommende Formtief. «Unsere Mannschaft hat nicht gut gespielt, keine Frage, aber in der ersten Runde im Pokal muss man nur weiterkommen.»


Hoeness am 8. Oktober 2018:

«Ich werde Kovac verteidigen bis aufs Blut. Bei uns herrscht die totale Ruhe»

Nach einem optimalen Start in die Saison mit sieben Siegen aus sieben Spielen – wie von Hoeness prognostiziert – kommen die Bayern ins Stocken und bleiben in vier Spielen in Serie ohne Sieg. Zuletzt gibt es eine empfindliche 0:3-Heimniederlage gegen Gladbach, worauf Hoeness selbst mit einer Aussage in den Medien für erste Zweifel an Niko Kovac sorgt. Angesprochen auf die starke Rotation im Team sagt er: «Das ist Sache des Trainers, der muss das entscheiden. Am Ende muss er auch den Kopf dafür hinhalten.»

Drei Tage später stellt Hoeness klar, dass dies in keinster Weise als Warnung an den Trainer zu interpretieren ist und stellt sich erneut hinter Kovac, obwohl die Bayern zwischenzeitlich auf den sechsten Tabellenplatz abgerutscht sind. Ich werde Kovac verteidigen bis aufs Blut. Bei uns herrscht die totale Ruhe.» 


Hoeness am 19. Oktober 2018: 

«Das ist eine Frechheit, das muss ich Ihnen sagen!»

An der Wut-Pressekonferenz der Bayern-Bosse Rummenigge, Salihamidzic und Hoeness knüpft sich Letzterer den Sportbild-Journalisten Christian Falk vor, um Kovac erneut den Rücken zu stärken. Falk soll nach einem Besuch von Kovac am Basketball-Spiel der Bayern bei der Telekom nach Aufnahmen gefragt haben, in der Pfiffe gegen Kovac zu hören sind. «Eine Frechheit» findet Hoeness.


Hoeness am 11. November 2018:

«Der Trainer steht bei uns nicht in Frage»

Auch nach der Niederlage gegen Dortmund bleibt sich Hoeness treu. Obwohl die Münchner zweimal eine Führung preisgaben und die Heimreise am Schluss gar ohne Punkte (2:3) antreten mussten, nimmt er Niko Kovac nach der Partie sogleich aus der Schusslinie. «Ich bin heute weniger niedergeschlagen als bei der Niederlage in Gladbach. Unsere Mannschaft ist in einem sehr guten Zustand. Die Mannschaft spielt nicht für den Trainer, sondern für Bayern München und das hat sie eindrucksvoll gemacht.»


Hoeness am 24. November 2018:

«Es gibt internen Gesprächsbedarf. Wir müssen uns zusammensetzen.»

Das erste Spiel nach der Niederlage in Dortmund zeigte dann wohl auch Uli Hoeness, dass die Mannschaft nicht in einem sehr guten Zustand ist. Gegen Fortuna Düsseldorf verschenkt die Mannschaft von Kovac den Sieg in letzter Minute, obwohl man 3:1 führte. Durch das 3:3-Remis gegen den Aufsteiger ist der Rekordmeister in der Bundesliga erneut seit drei Spielen ohne Vollerfolg und der Rückstand auf die ungeschlagenen Dortmunder an der Tabellenspitze ist auf neun Punkte angewachsen.

Erstmals rückt der Bayern-Präsident von Kovac ab und sieht internen Redebedarf. «Dann müssen wir uns zusammensetzen, wie es weitergeht. Denn das, was heute passiert ist, ist absolut nicht akzeptabel.» Und eine Jobgarantie für den Trainer gibt es nur bis zum nächsten Spiel: «Wir spielen am Dienstag gegen Benfica, und da wird unser Trainer sicherlich Niko Kovac sein.»


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