Nati-Check Nati-Check: Nie war der Kampf um die Startelf-Plätze spannender 

Von Patrick Lämmle

31.8.2020

Vladimir Petkovic ist in den kommenden Tagen gefordert.
Vladimir Petkovic ist in den kommenden Tagen gefordert.
Bild: Getty

Vladimir Petkovic kann zum Auftakt der Nations League gegen die Ukraine und Deutschland nicht aus dem Vollen schöpfen, mehrere wichtige Stützen fehlen. Grund zur Sorge? «Bluewin» macht den Nati-Check.

Aufgrund der Corona-Situation befinden sich die Spieler in ganz unterschiedlichen Stadien. Einige sind bereits voll im Saft, andere stecken noch mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison, andere hätten sich eine Pause verdient. Mit Fabian Schär, Denis Zakaria, Remo Freuler, Xherdan Shaqiri und Admir Mehmedi fehlen fünf potenzielle Stammspieler, mit Cedric Itten ein starker Backup im Sturmzentrum. Wer kann die Lücke füllen? Wir nehmen das 23-Mann-Kader unter die Lupe.


Torhüter
Gladbach    

53 Länderspiele

Yann Sommer

Seit sechs Jahren ist der 31-Jährige die unangefochtene Nummer eins im Tor der Schweizer Nationalmannschaft. Aktuell steckt er mit den Fohlen mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison – Gladbach wird auch dank Sommers Paraden in der Champions League vertreten sein. Er dürfte gesetzt sein.


Montpellier   

Noch kein Einsatz

Jonas Omlin

Am 15. August wechselte Omlin offiziell vom FC Basel zu Montpellier. Am vergangenen Samstag machte der 26-Jährige sein erstes Spiel für den neuen Verein – und am Sonntag haben sie in Basel schmerzlich vermisst … In der Nationalmannschaft sass Omlin schon zwölf Mal auf der Bank, gespielt hat er aber noch nie. Sollte Sommer noch nicht auf seinem besten Level sein, so ist es nicht auszuschliessen, dass Omlin in dieser Woche sein Debüt geben darf. Er wäre auf alle Fälle im Schuss.


PSV   

2 Länderspiele

Yvon Mvogo

Drei Jahre lang sass er bei RB Leipzig auf der Bank, nun darf der 26-Jährige sein Glück bei PSV Eindhoven suchen – er wechselt auf Leihbasis für zwei Jahre zum niederländischen Traditionsverein. Dass er überhaupt noch mit Nati-Aufgeboten belohnt wird, ist eigentlich erstaunlich. Eins ist klar, mit der Rolle des Ersatztorhüters weiss Mvogo sicherlich professionell umzugehen.


Verteidiger
Wolfsburg   

8 Länderspiele

Kevin Mbabu

Der 25-Jährige wurde Ende Juli positiv auf das Coronavirus getestet, verpasste deshalb den Trainingsauftakt und das Achtelfinal-Rückspiel in der Europa League gegen Schachtar Donezk. Nach dem Rücktritt von Captain Stephan Lichtsteiner wäre er auf der Rechtsverteidiger-Position die klare Nummer eins. Vielleicht kommen die Spiele gegen die Ukraine und Deutschland für die «Rasta-Rakete» aber auch zu früh.


Gladbach   

31 Länderspiele

Michael Lang

Der 29-Jährige hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Vor gut einem Jahr wurde er von Gladbach an Werder Bremen ausgeliehen, aber auch dort sass er fast immer auf der Bank. Nun ist er zurück in Gladbach, wird dort aber keine Zukunft haben. Ob er die Länderspiele nutzen kann, um Werbung in eigener Sache zu betreiben?


FC Basel   

9 Länderspiele

Silvan Widmer

Der 27-Jährige hat beim FC Basel gezeigt, was in ihm steckt. Seinen letzten Ernstkampf bestritt der Rechtsverteidiger am Sonntag im Cupfinal gegen YB (1:2). Selten standen für ihn die Chancen besser, in der Startelf auflaufen zu dürfen. Im Gegensatz zu Mbabu und Lang gibt es bei ihm in Sachen Formstand kaum Fragezeichen.


Dortmund   

22 Länderspiele

Manuel Akanji

Der 25-Jährige Innenverteidiger blickt auf eine durchzogene Saison zurück. Oft stand er in der Kritik, noch öfter in der Startelf. Just als er seinen Stammplatz zu verlieren drohte, verletzte sich sein direkter Konkurrent und schon war er wieder Fixstarter. Mit Vizemeister Dortmund ist er gut in die Vorbereitung gestartet und in der Nati führt aktuell ohnehin kein Weg an ihm vorbei.


Gladbach   

17 Länderspiele

Nico Elvedi

Der 23-Jährige hat sich bei Gladbach als Stammspieler längst etabliert und auch in der Nati gehört er inzwischen zum Kern. In Abwesenheit von Fabian Schär wird er zusammen mit Akanji das Abwehrzentrum bilden.


FC Zürich   

Noch kein Einsatz

Becir Omeragic

Sollte sich Elvedi oder Akanji verletzen, stünde mit Omeragic nur noch ein nomineller Innenverteidiger im Kader. Dass der 18-jährige FCZ-Profi im Kader steht, ist eine dicke Überraschung, debütieren wird er kaum.


FC Turin   

71 Länderspiele

Ricardo Rodriguez

Rodriguez hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Nachdem er bei AC Milan seinen Stammplatz verloren hatte, wechselte der 29-Jährige auf Leihbasis zu PSV Eindhoven. Schon bei seinem ersten Startelfeinsatz wurde er zum «Man of the Match» gewählt, doch nur vier Spiele später wurde die Meisterschaft in Holland abgebrochen. Seinen letzten Ernstkampf bestritt der Linksverteidiger am 8. März. Normalerweise steht man nach einer so langen Pause nicht in der Startelf, doch was ist derzeit schon normal?


Bordeaux   

5 Länderspiele

Loris Benito

Benito könnte Rodriguez den Platz in der Startelf streitig machen. Der 29-Jährige startete mit Bordeaux bereits in die neue Saison, am vergangenen Sonntag spielte er über 90 Minuten. Allerdings bestritt auch Benito zuvor monatelang keine Ernskämpfe, da in Frankreich die vergangene Saison aufgrund der Coronapandemie frühzeitig abgebrochen wurde. 


Mittelfeldspieler
Arsenal   

82 Länderspiele

Granit Xhaka

Xhaka ist die zentrale Figur im Schweizer Mittelfeld und wird das Team künftig als Captain auf den Platz führen. Der 27-Jährige wird mit stolzer Brust zur Nati reisen, mit Arsenal hat er in der neuen Saison bereits einen ersten Titel eingetütet, den Supercup gegen Liverpool.


Frankfurt   

6 Länderspiele

Djibril Sow

Der 23-Jährige hat sich bei Frankfurt auf Anhieb festgekrallt und kam wettbewerbsübergreifend in 40 Spielen zum Einsatz. Das Achtelfinal-Rückspiel in der Europa League gegen Basel verpasste er aufgrund einer Gelbsperre. Sow darf sich – in Abwesenheit von Denis Zakaria und Remo Freuler – gute Chancen ausrechnen, an der Seite von Xhaka aufzulaufen.


BSC YB   

1 Länderspiel

Michel Aebischer

Und er dürfte Sows grösster Konkurrent im Kampf um den Startplatz sein: Michel Aebischer. Der 23-Jährige darf auf eine äusserst erfolgreiche Saison mit YB zurückblicken, im Cupfinal zeigte er einmal mehr seine Klasse. Er ist ein «Chrampfer», hat aber auch offensiv einiges zu bieten.


FC Zürich   

Noch kein Einsatz

Simon Sohm

Sohm weilt wie FCZ-Teamkollege Omeragic erstmals im Kreise der A-Nationalmannschaft. Der 19-Jährige lief schon 37 Mal in der Super League auf, in der vergangenen Saison war er über weite Strecken im defensiven Mittelfeld gesetzt. In der Hierarchie muss er ganz hinten anstehen, deshalb darf man auch davon ausgehen, dass er in den anstehenden Länderspielen nicht zum Einsatz kommt.


Wolfsburg   

10 Länderspiele

Renato Steffen

Der 28-Jährige spielte eine starke Saison und glänzte in der Rückrunde als Skorer (6 Tore, 3 Assists). Vorzugsweise spielt er am rechten Flügel, aber Steffen ist eine echte Allzweckwaffe. In der abgelaufenen Saison kam er bei Wolfsburg auf fast jeder Position zum Einsatz. Nur als Torhüter und Innenverteidiger lief Steffen nie auf.


BSC YB   

5 Länderspiele

Christian Fassnacht

Fassnacht absolvierte in der am Sonntag mit dem Double-Triumph zu Ende gegangenen Saison wettbewerbsübergreifend 44 Spiele für YB (12 Tore, 6 Assists). Wie Steffen kommt er am häufigsten im rechten Mittelfeld zum Einsatz, kann aber auch andere Positionen im Mittelfeld einnehmen. Längst hat er das Interesse ausländischer Klubs geweckt, mit 26 Jahren müsste er die Chance wohl wahrnehmen. Wenn man etwas bemängeln darf, dann ist es die mangelhafte Chancenauswertung.


Augsburg   

3 Länderspiele

Ruben Vargas

Der 22-Jährige hat in Augsburg mit starken Leistungen überzeugt. Er ist ein Wirbelwind, der seinen Gegenspielern Knoten in die Beine spielen kann. Mit Steven Zuber hat er auf seiner angestammten Position im rechten Mittelfeld aber einen harten Konkurrenten. 


Frankfurt   

23 Länderspiele

Steven Zuber

Der 29-Jährige wechselte in diesem Sommer von Hoffenheim zu Frankfurt. Im ersten Spiel der vergangenen Saison verletzte sich der rechte Flügel am Fuss und fiel deshalb die komplette Vorrunde aus. Insgesamt kam er deshalb wettbewerbsübergreifend nur auf 16 Einsätze, dabei hat er zwei Tore erzielt und einen weiteren Treffer vorbereitet. Aufgrund der Leistungen der vergangenen Monate müsste Vargas die Nase im Direktvergleich vorne haben, die Erfahrung spricht allerdings für Zuber.


Stürmer
B. Lissabon   

64 Länderspiele

Haris Seferovic

In der Saison 2018/19 mit 23 Treffern noch Torschützenkönig in der portugiesischen Liga, lief es dem 28-Jährigen in der abgelaufenen Spielzeit nicht mehr so rund. Zwar kam er wettbewerbsübergreifend in 45 Spielen zum Einsatz, erzielte dabei aber «nur» neun Tore und bereitete weitere fünf vor. Bei Benfica scheint er trotz Vertrag bis Sommer 2024 keine Zukunft zu haben, er muss sich wohl einen neuen Verein suchen. In der Nati scheint Seferovic aber seit Jahren unter Artenschutz zu stehen. Auch wenn es ihm im Klub nicht lief, er kam trotzdem zum Einsatz – und oft zahlte er das Vertrauen zurück.


Celtic   

10 Länderspiele

Albian Ajeti

Nach einem Horrorjahr bei West Ham United ohne auch nur einen einzigen Startelf-Einsatz in der Liga (0 Tore, 0 Assists) wechselte der 23-Jährige in diesem Sommer zu Celtic Glasgow. Bereits bei seinem ersten Einsatz avancierte er zum Matchwinner, erzielte als Joker das einzige Tor der Partie und auch in seinem zweiten Ligaspiel am vergangenen Sonntag traf er als Joker. Petkovic dürfte das mit Freude zur Kenntnis genommen haben, mit Ajeti hat er auf alle Fälle einen formstarken Stürmer im Kader.


Gladbach   

36 Länderspiele

Breel Embolo

In der vergangenen Saison hat Embolo gezeigt, dass er an guten Tagen ein Topspieler ist. Der 23-Jährige überzeugt mit seinen Powervorstössen und entfaltet die grösste Wirkung, wenn er hinter der Spitze agieren kann. Embolo ist aber auch auf den Flügeln einsetzbar oder an vorderster Front. Er dürfte in der Startelf gesetzt sein, alles andere käme überraschend.


Zagreb   

22 Länderspiele

Mario Gavranovic

«Dinamo war reine Liebe und die Verwirklichung eines Bubentraums.» Mit diesen Worten verabschiedete sich der 30-Jährige Ende Juni von seinen Fans. Einen Monat später die Wende: Gavranovic bleibt doch und unterschreibt einen Vertrag bis Ende Juni 2023. Beim kroatischen Meister kam er in der abgelaufenen Saison in 30 Pflichtspielen zum Einsatz und erzielte dabei sieben Tore. Hätte sich Itten nicht verletzt, wäre Gavranovic wohl nicht Teil des Kaders.



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