Wir fassen zusammen Transfer-Wahnsinn trotz Coronakrise: 600 Millionen für diese «Pandemie-Elf»

Von Tobias Benz

6.10.2020

Trotz der für den Fussball «existenzbedrohenden» Coronakrise wurde auch in diesem Transferfenster wieder ganz viel Geld locker gemacht.
Trotz der für den Fussball «existenzbedrohenden» Coronakrise wurde auch in diesem Transferfenster wieder ganz viel Geld locker gemacht.
Bild: Keystone/Getty

Bis die Blase platzt. Das scheint das Motto im europäischen Fussball zu sein. Trotz Coronakrise, die auch dem Fussballgeschäft milliardengrosse Löcher in die Kassen reisst und von vielen Funktionären als «existenzbedrohend» verschrien wird, fliegen auf dem Transfermarkt die Scheine. Wir sagen: 🤦

Wie so oft sind es vor allem die grossen Vereine, die den Ton angeben. So glänzt beispielsweise der FC Chelsea mit Ausgaben von 250 Millionen Euro, Manchester City investiert fast 160 Millionen – von einer Krise ist nicht viel zu spüren. Da überrascht es auch nicht, dass die teuerste Elf des Transferfensters zusammengerechnet über 600 Millionen Euro kostet. Wer die Ersatzbank noch dazuzählt, kommt sogar auf mehr als 900 Millionen.

Existenzbedrohend also.

Torwart
    

24 Millionen Euro (Rennes zu Chelsea)

Edouard Mendy

Knapp zwei Jahre ist es her, da bezahlte Chelsea die Rekordsumme für einen Torhüter. Für 80 Millionen Euro holten die Blues Kepa Arrizabalaga von Atlético Madrid nach London.

Das Problem: Der Spanier ist gar nicht so gut. Für seinen Ersatz, Edouard Mendy, bezahlt Chelsea mit 24 Millionen zwar nicht ganz so viel, immerhin reicht es aber für den Titel des «teuersten Torhüters des Coronatransferfensters». Das ist doch auch schon mal was. 

Kopfschüttel-Skala: 🤦🤦


Abwehr
    

68 Millionen Euro (Benfica zu ManCity)

Ruben Dias

450 Millionen Euro hat Pep Guardiola seit seinem Amtsantritt bei Manchester City (2016) nun bereits für Abwehrspieler ausgegeben. Das neueste Juwel im löchrigen Bollwerk: Ruben Dias.

Als Quittung gab es zu Beginn der Saison gegen Leicester City gleich einmal eine 2:5-Klatsche im heimischen Etihad. Zu Dias' Verteidigung: Der Portugiese stand gegen die «Foxes» nicht auf dem Platz. 

Die Ablösesumme von 68 Millionen Euro, die City für den jungen Portugiesen an Benfica Lissabon überweist, ist die fünfthöchste, die jemals für einen Verteidiger über den Tisch ging. Eine wahrlich existenzbedrohende Krise.

Kopfschüttel-Skala: 🤦🤦🤦🤦🤦


    

50 Millionen Euro (Leicester zu Chelsea)

Ben Chilwell

Der dritte Name in dieser Liste und bereits der zweite Chelsea-Transfer. Die Blues haben (noch) keine finanziellen Probleme. 50 Millionen Euro für einen Aussenverteidiger auszugeben, das haben sie allerdings bei Konkurrent ManCity abgeschaut, die taten das schon bei Walker (52 Millionen), Mendy (57 Millionen) und Cancelo (65 Millionen). Aber hey, das war ja auch nicht zu Zeiten einer Pandemie.

Kopschüttel-Skala: 🤦🤦🤦


    

45 Millionen Euro (Bournemouth zu ManCity)

Nathan Aké

Und wieder Zeit für einen Transfer von Manchester City. Und wieder ist es ein Verteidiger. Mit 45 Millionen aber einer der günstigeren Sorte. Dafür einer, der bei der Leicester-Schmach in der Startaufstellung stand. Das geht ja schon wieder gut los.

Kopfschüttel-Skala: 🤦🤦


Mittelfeld
     

60 Millionen Euro (Juventus zu Barcelona)

Miralem Pjanic

Zugegeben, der Pjanic/Arthur-Tausch kostete weder Barcelona, noch Juventus Turin wirklich viel Geld. Weil die beiden Wechsel aber einzeln über die Bühne gingen, zählen sie trotzdem zu den teuersten des Transferfensters. 

Wie intelligent das Ganze war, darf auch gerne bezweifelt werden – zumindest aus Sicht des FC Barcelona. Okay, der Klub hat offensichtlich vergessen, was schwarze Zahlen sind, aber einen 24-jährigen Spieler gegen einen 30-Jährigen zu tauschen? Komplett irrsinnig. 

Kopfschüttel-Skala: 🤦🤦🤦🤦🤦


    

72 Millionen Euro (Barcelona zu Juventus)

Arthur

Juventus Turin dürfte sich hingegen ins Fäustchen lachen. Insgesamt bezahlen die Italiener 12 Millionen Euro und erhalten dafür im Tausch gegen Pjanic einen sechs Jahre jüngeren, von der Qualität in etwa ebenbürtigen Mittelfeldspieler. Wo ist das Problem?

Kopfschüttel-Skala: 😺


    

50 Millionen Euro (Atlético Madrid zu Arsenal)

Thomas Partey

Mit einem Blitz-Transfer sicherte sich Arsenal am Montag die Dienste von Mittelfeldspieler Thomas Partey. Der 27-Jährige kommt für 50 Millionen Euro von Atlético Madrid. Keine Gewaltsumme für einen sicheren Wert im Mittelfeld, von der Coronakrise scheint man aber auch in Nordlondon nicht grossartig betroffen zu sein.

Es sei denn, man ist bei den «Gunners» nicht als Spieler angestellt. Dann kann es einem nämlich aktuell ziemlich hart treffen. Im Sommer entliess der Klub 55 Angestellte aufgrund der Pandemie. «Wir haben uns jeden Aspekt des Clubs und unserer Ausgaben angesehen, bevor wir diesen Punkt erreicht haben», liess Arsenal damals verlauten.

Wer's glaubt, wird seelig.

Kopfschüttel-Skala: 🤦🤦🤦🤦🤦


    

80 Millionen (Bayer Leverkusen zu Chelsea)

Kai Havertz

Schon lange nichts mehr von Chelsea gelesen? Et voilà, der 80-Millionen-Kracher aus Leverkusen ist da. Kai Havertz ist der offiziell teuerste Transfer, der jemals während einer Pandemie getätigt wurde. Aber keine Angst, das war noch nicht alles vonseiten der Blues.

Kopschüttel-Skala: 🤦


Angriff
    

70 Millionen Euro (Lille zu Napoli)

Victor Osimhen

Victor wie viel? Genau!

Nichts gegen Victor Osimhen, der Junge mag talentiert sein – aber 70 Millionen Euro in einen 21-Jährigen zu investieren, der erst letztes Jahr aus der belgischen in die französische Liga wechselte und für Lille in 27 Spielen 13 Tore schoss, das ist – Corona hin oder her – völliger Wahnsinn.

Diese Idee kann nur von einem Verrückten stammen. Den spielt Napoli-Boss Aurelio de Laurentiis aber bekanntlich seit Jahren auf oscarverdächtigem Niveau. Und wer weiss, vielleicht liegt er am Ende ja sogar goldrichtig.

Kopfschüttel-Skala: 🤦🤦🤦🤦🤦


    

56 Millionen Euro (Atlético Madrid zu Juventus)

Alvaro Morata

Jetzt wird's kompliziert. Eigentlich wechselt Alvaro Morata nämlich vom FC Chelsea zu Atlético Madrid, nachdem er diesen Transfer vor einem Jahr bereits auf Leihbasis vollführte. Die Kosten dafür liegen bei 56 Millionen Euro. 

Weil die Madrilenen aber mittlerweile bemerkt haben, dass sie den 27-Jährigen eigentlich gar nicht wollen, sondern viel lieber mit Luis Suarez und Diego Costa im Sturm agieren, kickt der Spanier nächste Saison bei Juventus Turin. Wieder auf Leihbasis. 

Kopfschüttel-Skala: 🤦🤦🤦🤦


    

53 Millionen Euro (RB Leipzig zu Chelsea)

Timo Werner

Wie versprochen: Zum Abschluss noch einmal ein Wechsel des FC Chelsea. Und dazu sogar noch ein vernünftiger. Timo Werner für 53 Millionen Euro, das lässt sich schon fast als Schnäppchen bezeichnen, selbst wenn der deutsche Nationalstürmer bis dato noch keinen Premier-League-Treffer im Trikot der Blues zu verzeichnen hat.

Insgesamt gibt der FC Chelsea in diesem Transferfenster somit 247 Millionen Euro aus. Da sitzt nämlich noch Hakim Ziyech auf der Ersatzbank (weiter unten). Ja, definitiv eine «existenzbedrohende» Krise.

Kopfschüttel-Skala: -


Ersatzbank

- Mauro Icardi, 50 Millionen Euro (Inter Mailand zu PSG)

- Leroy Sané, 45 Millionen Euro (ManCity zu Bayern München)

- Diogo Jota, 45 Millionen Euro (Wolverhampton zu Liverpool)

- Achraf Hakimi, 40 Millionen Euro (Real Madrid zu Inter Mailand)

- Hakim Ziyech, 40 Millionen Euro (Ajax Amsterdam zu Chelsea)

- Fabio Silva, 40 Millionen Euro (Porto zu Wolverhampton)

- Donny van de Beek, 39 Millionen Euro (Ajax Amsterdam zu ManUtd)

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