Borussia Dortmund Favre sägt Götze ab – wie lange geht das noch gut?

Luca Betschart

3.10.2019

Lucien Favre (links) scheint in Dortmund definitiv nicht mehr auf Mario Götze zu setzen.
Lucien Favre (links) scheint in Dortmund definitiv nicht mehr auf Mario Götze zu setzen.
Bild: Getty/Keystone

Unter Lucien Favre hat Mario Götze bei Borussia Dortmund einen enorm schweren Stand. Obwohl er jüngst wieder Argumente für eine Aufstellung sammelt, ist Götze beim Auswärtsspiel in Prag Ersatz vom Ersatz.

Nach drei sieglosen Partien in Folge kehrt Borussia Dortmund in der Champions League dank einem 2:0-Auswärtssieg gegen Slavia Prag zurück in die Erfolgsspur. Trainer Lucien Favre kann aufatmen. Mit seiner Aufstellung sorgt der 61-Jährige allerdings für den nächsten Aufreger und viel Diskussionsstoff. Favre setzt in der Offensive nämlich erneut nicht auf Mario Götze, obwohl er dazu nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Paco Alcacer plausible Gründe gehabt hätte.

Denn Götze beweist jüngst, dass er in Form ist und der Dortmunder Mannschaft durchaus helfen kann. Während er in den ersten fünf Spieltagen bloss 26 Minuten zum Einsatz kommt, steht er am vergangenen Wochenende in der Bundesliga erstmals in der Startelf – aus Rotationsgründen, wie Favre unmissverständlich klarmacht. Gegen Werder Bremen zeigt Dortmunds Nummer 10 dann eine über weite Strecken starke Leistung, erzielt den zwischenzeitlichen Ausgleich und ist einer der wenigen Lichtblicke im fehlerbehafteten BVB-Spiel. Wieso er nach 72 Minuten ausgewechselt wird, weiss wohl nur der Trainer selbst.

Favre setzt auf Julian Brandt

Nach Alcacers Verletzung scheint vor dem Spiel in Tschechien aber naheliegend, dass Götze auch in der Champions League Auslauf kriegt und erstmals von Beginn weg auflaufen wird. Doch weit gefehlt: Favre lässt den Weltmeister von 2014 erneut auf der Bank schmoren und setzt stattdessen auf Neuzugang Julian Brandt. «Der Trainer hat mich gestern gefragt, ob ich mir das vorstellen kann», sagt Brandt nach dem Schlusspfiff auf seinen Startplatz im Sturm angesprochen. «Klar kann ich das, ist zwar eine neue Position, aber Hauptsache ich kann spielen.»

Und die Nomination von Brandt zahlt sich aus. Der 23-Jährige bereitet beide Tore vor und ist massgeblich am Auswärtssieg beteiligt. Lucien Favre scheint diesbezüglich also die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Mario Götze dagegen schmort 91 Minuten lang auf der Bank, obwohl der BVB besonders in der 2. Halbzeit Mühe hat. Erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit kommt der 27-Jährige noch zu einem Kurzeinsatz – ein wahrlich schwacher Trost. Die Partie ist schon entschieden.

Götze offensichtlich gefrustet

Nach dem Schlusspfiff macht der 27-Jährige denn auch keinen Hehl aus seinem Frust ab der neuerlichen Nichtberücksichtigung. Wie die «Bild» berichtet, verlässt er als erster BVB-Profi die Katakomben, geht mit schnellen Schritten in den Teambus und wartet dort mehrere Minuten alleine auf seine Teamkollegen. Interviews gibt er keine – genauso wie nach dem geglückten Auftritt gegen Bremen.

Und Lucien Favre? Der Schweizer erklärt seine Entscheidung auf «Sky» wie folgt: «Ich habe immer gesagt, wir werden rotieren. Götze hat gegen Frankfurt (meinte wohl Bremen, Anm. d. Red.) sehr gut gespielt, aber wir müssen weiter rotieren. Wir spielen alle drei Tage.» Insgeheim wird aber auch Favre wissen: Nach den bisher spärlichen Einsatzminuten hätte Götze wohl genug Kraftreserven für einen Einsatz über die volle Distanz gehabt.

Nicht-sportliche Gründe

Wohl auch deshalb wird in den Medien mittlerweile spekuliert, ob Götzes Reservistenrolle möglicherweise gar nicht mit sportlichen Kriterien zu erklären ist, sondern mit dessen Vertragssituation. Der Kontrakt mit dem BVB läuft am Saisonende aus. Dortmund scheint einer Verlängerung grundsätzlich nicht abgeneigt – jedoch nicht zu den gleichen Konditionen. Soll die Reservistenrolle etwa die Gehaltseinbussen rechtfertigen?

Fakt ist: Hält Favre an seinem Rotationsprinzip fest, müsste Götze schon bald wieder in der Startaufstellung auftauchen. Tut er das nicht, stellt sich zwangsweise die Frage: Wie lange geht das mit Götze unter dem aktuellen Trainer noch gut?

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