Lucien Favre – in der Vorsaison oft über den Klee gelobt, in dieser Spielzeit wiederholt dem Tod geweiht – übt Kritik an den Medien und sagt, was für eine Berichterstattung er sich wünschen würde.
Endspiel, Schicksalsspiel, Alarmglocken läuten … Lucien Favre wurde wie die Sau durchs Dorf gejagt. Nachfolger wurden gehandelt, denn er stand ja gefühlt die ganze Vorrunde kurz vor der Entlassung. Denn die Zahlen der «BVB-Misere» sind erschreckend. Doch der Schweizer ist immer noch BVB-Trainer, er hat den medialen Sturm überlebt. Wie hat Favre das bloss geschafft, hat er doch auf ganzer Linie versagt?!
Naja, vielleicht weil eben doch nicht alles so schlecht war – eigentlich sogar ziemlich gut. Favre steht mit Dortmund sowohl im DFB-Pokal als auch in der Champions League im Achtelfinal und in der Liga ist der BVB im 4. Rang klassiert. Der Meistertitel ist noch im Bereich des Möglichen, die neuerliche Qualifikation zur Königsklasse wahrscheinlich.
Und deshalb hat Favre im «Kicker» die häufig sensationsorientierte Berichterstattung kritisiert: «Ich weiss, dass Journalisten kritisch schreiben müssen, sonst werden ihre Texte nicht gelesen. Für meinen Geschmack wird in der Berichterstattung aber vieles übertrieben dargestellt.»
Früher seien Trainer unantastbar gewesen, so der 62-Jährige, doch das habe sich geändert: «Wie heute mit ihnen umgegangen wird, ist teilweise verrückt.» Um das zu untermauern, nennt er als Beispiel Carlo Ancelotti. «Er sollte in Neapel mit um den Titel spielen. Sorry, das ist meiner Meinung nach ein wenig schwer mit dieser Mannschaft. Trotzdem wird er entlassen. Und von diesen Beispielen gibt es viele.»
Er selbst könne gut mit Kritik umgehen. Das will nicht heissen, dass er sie sich immer zu Herzen nimmt: «Mir wird zu viel schwarz und weiss gemalt. Mir würde es gefallen, wenn Journalisten mehr analysieren würden.»
Ach Herr Favre, bei «Bluewin» werden Sie bestimmt glücklich.