Die drei möglichen Gegner Russlands in der Barrage der Qualifikation für die WM in Katar zeigen Geschlossenheit. Die involvierten Verbände wollen ihre Teams nicht antreten lassen.
Am Sonntag verkündete nach dem polnischen und dem schwedischen auch der tschechische Verband, «unter keinen Umständen» gegen Russland spielen zu wollen. Damit gerät die FIFA noch stärker unter Druck, eine Lösung für die Barrage-Spiele vom 24. und 29. März zu finden.
In diesen Partien sollten laut ursprünglichem Plan zunächst Polen in Russland spielen und der Sieger fünf Tage später zu Hause auf den Gewinner des Spiels Schweden – Tschechien treffen. Der tschechischen Verbandsmitteilung zufolge soll nun der Kontakt zur FIFA und auch zur UEFA aufgenommen werden. «Drei Verbände – das zeigt, was Solidarität bedeutet», twitterte der polnische Verbandspräsident Cezary Kulesza am Sonntag. «Jetzt ist die FIFA am Zug.»
Die grossen Fussball-Verbände ringen unterdessen trotz der lautstarken Boykott-Drohungen mit den für sie einschneidendsten Konsequenzen. FIFA und UEFA, die jahrelang die Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin pflegten, verurteilten zwar die Invasion Russlands in die Ukraine, verbannten bisher aber weder russische Mannschaften noch russisches Geld aus ihren Wettbewerben.
Infantino hält sich bedeckt
Die FIFA hatte sich am Donnerstag zunächst in eine Beobachterrolle zurückgezogen und äusserte sich am Wochenende nicht, muss jetzt aber handeln. Der Frage, ob er den 2019 aus den Händen von Präsident Putin erhaltenen Freundschaftsorden zurückgeben werde, war FIFA-Präsident Gianni Infantino ausgewichen. Der Weltverband wird sich entscheiden müssen, ob er den WM-Gastgeber von 2018 mit dem Ausschluss aus der WM-Qualifikation verprellt – oder mit dem gegenteiligen Entscheid die überwältigende Mehrheit der anderen Verbände.
Möglich in dieser Ausnahmesituation erscheint die Verlegung der Partie Russlands gegen Polen und des entscheidenden dritten Spiels um ein WM-Ticket auf einen späteren Zeitpunkt in diesem Jahr. Die WM in Katar beginnt am 21. November.
Die UEFA, die St. Petersburg bereits den Final der Champions League entzogen hatte, kündigte am Wochenende weitere Notfallsitzungen ihres Exekutivkomitees an. Wichtigster und wohl auch einflussreichster Geldgeber ist weiterhin der in Europa höchst umstrittene russische Energie-Konzern Gazprom.