Schlüsselspiel zum StartDer Druck bei Finks Premiere als GC-Coach könnte kaum grösser sein
SDA
28.4.2018 - 04:03
Thorsten Finks erste Partie als Trainer der Grasshoppers ist sogleich ein Schlüsselspiel. Mit einem Sieg in Lausanne wäre die Abstiegsgefahr in der 32. Runde der Super League fürs Erste gebannt.
Die Aufgabe, die sich Thorsten Fink nach dem knapp dreijährigen Gastspiel bei Austria Wien ausgesucht hat, ist keine leichte. Basels einstiger Meistertrainer soll in einem turbulenten Umfeld die Abstiegsgefahr bannen und die chronisch klammen Grasshoppers in der Tabelle wieder nach oben führen. Er soll sich bitte schön nicht in andere Belange einmischen, und er soll ansehnlicheren Fussball spielen lassen als sein Vorgänger Murat Yakin, der auf dem GC-Campus innert acht Monaten vom Heilsbringer zur Persona non grata mutierte. Was sich der Deutsche selbst unter der Vorgabe vorstellt, sagte er bei seiner Vorstellung: "Der Abstand zu den Young Boys und Basel soll und wird wieder kleiner werden."
Vorderhand geht es für Fink und die Grasshoppers aber nicht darum, den Rückstand zur Spitze zu verkleinern. Vielmehr gilt es, sich im existenziellen Abstiegskampf zu behaupten. Mit dem glückhaften 4:3-Sieg am letzten Wochenende gegen Lugano verschaffte sich GC etwas Luft. Das Polster auf den Abstiegsplatz beträgt nun fünf Runden vor Schluss vier Punkte, es könnte aber am Samstag schlagartig wieder schrumpfen. Dann nämlich, wenn Finks Einstand misslingt und GC in Lausanne verliert. Das Schlusslicht würde in diesem Fall auf einen Punkt heranrücken, und Sion könnte am Sonntag mit einem Sieg beim schwächelnden FC Zürich mit GC gleichziehen.
Seine Tauglichkeit im Abstiegskampf hat Fink schon einmal bewiesen. Den Hamburger SV, zu dem er im Oktober 2011 fliegend vom FC Basel wechselte und bei dem er sich in einem ähnlich chronisch unruhigen Umfeld wie bei den Grasshoppers fast zwei Jahre lang hielt, führte er unter anderem dank neun ungeschlagenen Partien zu Beginn seiner Amtszeit vom Tabellenende zum Ligaerhalt.
Aktionismus in Lausanne
Lausanne-Sport, GCs noch akuter gefährdeter Gegner, lässt im Abstiegskampf nichts unversucht. Die Mannschaft vom Genfersee absolvierte unter der Woche ein kleines Trainingslager am anderen Seeufer und tritt unter Ilija Borenovic mit einer ganz anderen Taktik an als zuvor unter Fabio Celestini.
Zwei Tage lang trainierten die Lausanner in Evian, dort, wo Deutschland 2016 während der EM in Frankreich logierte. In dieser Zeit reifte bei Trainer Borenovic der Beschluss, bis Saisonende in einem 4-4-2 fortzufahren und damit mit einer Vierer-Abwehr, die es unter Fabio Celestini selten gab. "Wir wollen die Spieler wieder auf ihren angestammten Positionen einsetzen", erklärte Borenovic, was als Kritik an die Adresse Celestini verstanden werden kann. Dafür soll der wieder fitte Schlüsselspieler Benjamin Kololli in der Offensive eine zentralere Rolle einnehmen und weniger Energie an den Seitenlinien verpuffen, auf denen es nun allerdings einen Personalengpass gibt.
Auch neben dem Feld mobilisiert Borenovic alle denkbaren Kräfte. Damit der Support aus den Rängen der Pontaise am Samstag gewährleistet ist, kostet der Eintritt für alle in Anspielung auf den "12. Mann" nur 12 Franken. Bei der gleichen Aktion waren Anfang April gegen Sion 8500 Zuschauer gekommen. Das Spiel ging dennoch 0:2 verloren.
YB will nichts verschreien
Dass die Young Boys den FC Basel als Meister entthronen werden, ist seit einigen Wochen klar. Offen ist der Zeitpunkt der Vollzugsmeldung. Am Wochenende scheint die erste YB-Meisterfeier seit 32 Jahren durchaus wahrscheinlich. Im Heimspiel vom Samstag gegen Luzern besitzen die Berner ihren ersten Matchball.
Gewinnen die Young Boys, stehen sie vier Runden vor Schluss uneinholbar an der Spitze. Selbst ein Unentschieden könnte ihnen bereits reichen, die Party könnte dann aber erst am Sonntag steigen. Dann nämlich, wenn Basel gegen Thun nicht gewinnt. Verliert der FCB, stehen die Young Boys auch als Meister fest, sollten sie am Samstag verloren haben.
In Bern wollen sie trotz der klaren Ausgangslage nichts verschreien. Der Samstagabend wäre ein perfekter Termin für ein grosses Fest, die Feierlichkeiten würden aber spontan stattfinden, weder vom Klub noch von der Stadt ist etwas geplant.
Dass YB am Samstag verliert, ist unwahrscheinlich. Zwar gastiert mit Luzern die zweitbeste Mannschaft der Rückrunde in Bern. Jedoch verlor das seit Anfang Dezember ungeschlagene Team von Adi Hütter letztmals im August ein Super-League-Spiel zuhause (0:4 gegen Thun), ausserdem entschied es die drei bisherigen Duelle mit Luzern alle für sich.
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