Gegen RB Leipzig missglückt Urs Fischer mit Union Berlin die Bundesliga-Premiere gewaltig. Nach der Partie findet der Schweizer Trainer deutliche Worte.
Aus Protest gegen den Gegner RB Leipzig, der als Symbol der Kommerzialisierung im Fussball angesehen wird, verzichten die Fans von Union Berlin bei der Bundesliga-Premiere ihrer Mannschaft die ersten 15 Minuten auf Anfeuerungen – und schweigen. Ziemlich genau so lange ist auch der Widerstand des Aufsteigers gegen den Champions-League-Teilnehmer erfolgreich. Kaum ist der Protest der Anhänger beendet, klingelt es im Kasten des Berliner Torwart Rafal Gikiewicz ein erstes Mal. In der Folge hilft die lautstarke Unterstützung eigentlich nur dem Auswärtsteam aus Leipzig.
Zu viele Geschenke
«Vielleicht hätten die Fans zwei Minuten länger schweigen sollen», scherzt Trainer Urs Fischer nach dem Spiel auf «Sky». Der Schweizer spricht von einer harten Landung in der obersten deutschen Liga: «Zumindest sind wir angekommen – aber ich glaube, auf dem Boden. (…) Aber es hat seine Gründe. Wenn man so viele Geschenke macht wie wir, darf man sich nicht wundern. Und in den Zweikämpfen fehlte die Aggressivität, die du an den Tag legen musst gegen einen Champions-League-Teilnehmer.»
Drastischere Worte wählt Unions Mittelfeldspieler Grischa Prömel: «Wir müssen die Lehren ziehen. Wir sind nicht in die Liga gekommen, um uns jede Woche so abschlachten zu lassen.»
Zufrieden war Fischer mit dem Start in die Partie. «Ich glaube, dass wir nicht so schlecht ins Spiel gekommen sind und die eine oder andere Möglichkeit hatten. Und dann eigentlich mit Eigenfehlern ein bisschen in die Karten von Leipzig gespielt haben. Vor allem beim zweiten und dritten Gegentreffer standen wir eher Spalier, als in den Zweikampf zu kommen», bilanziert der 53-Jährige an der Pressekonferenz und merkt an, dass die Partie zur Pause eigentlich bereits entschieden war: «Wenn du dann 0:3 gegen Leipzig hinten liegst zur Pause, ist es eigentlich fast unmöglich.»
Man habe zwar noch umgestellt und nach dem Seitenwechsel etwas Druck machen können, mehr aber auch nicht: «Ich habe da schon die eine oder andere Aktion im Kopf. Wenn du da entschlossener bist, könnte dir auch ein Tor gelingen.»
Mit dem 0:4 gut bedient
Der erste Bundesliga-Treffer will aber nicht gelingen. Im Gegenteil: Der aus Paris zu Leipzig gestossene Christopher Nkunku sorgt keine fünf Minuten nach seiner Einwechslung mit dem 4:0 für den Schlusspunkt. Dem Gegner zollt Fischer grossen Respekt. «Leipzig war immer sehr gefährlich, eine unheimliche Wucht, Dynamik und Schnelligkeit. Ich glaube, letztlich müssen wir froh sein mit dem 0:4. Es hätte ganz sicher noch höher ausfallen können.»
So feiert nicht Urs Fischer, sondern der neue Leipzig-Trainer Julian Nagelsmann eine gelungene Premiere. Sein Fazit: «Ich hab zum ersten Mal hier gespielt. Aussergwöhnliches Stadion, tolle Stimmung und ein Stehpult bei der Pressekonferenz hab ich auch noch nie gehabt. Auch das ist besonders – von dem her eine schöne Auswärtsfahrt.»