Es wird wieder gesungen, es wird wieder angefeuert. Union Berlin hat es vorgemacht. Fussball mit mehreren Tausend Zuschauern unter Corona-Bedingungen. Es soll nur der Anfang sein.
Präsident Dirk Zingler war das sportliche Geschehen eher egal. «Ich habe mir die Menschen angeschaut, die im Stadion sind und ich habe in diese überglücklichen Augen geguckt», sagte der Boss des Berliner Fussball-Bundesligisten 1. FC Union. «Es war schon ein ganz besonderer Moment, nach so vielen Wochen und Monaten Menschen im Stadion zu haben, war einfach nur schön», sagte Zingler (56). Im Grunde genommen habe ganz Deutschland die letzte Vorbereitungspartie der Unioner vor dem Pflichtspielstart geschaut.
Mit 2:1 schlugen die Gastgeber am Samstag den 1. FC Nürnberg durch einen Doppelpack von Marcus Ingvartsen (51./65. Minute/Foulelfmeter). Dazwischen hatte Nikola Dovedan (53.) für die Nürnberger getroffen. «Es war grossartig, wieder mit Fans zu spielen und das echte Fussballgefühl zu bekommen», sagte Ingvartsen. «Es war auch schon Gänsehaut mit dabei, auch wenn das Stadion nicht voll war. Es tut einfach gut, wenn man Zuschauer im Stadion hat», betonte Union-Trainer Urs Fischer.
4'500 Fans waren da, besser: durften da sein. Normalerweise passen 22'012 Zuschauer in das Stadion An der Alten Försterei. Das letzte Mal vor Fans hatten die Eisernen am 1. März gegen den VfL Wolfsburg (2:2) gespielt. Dann kam der Lockdown wegen der Corona-Pandemie. Seit Wochen setzen sich die Unioner nun angeführt von Zingler für die Rückkehr der Fans auch in Corona-Zeiten ein.
Lob von Gesundheitsamt
Lob gab es nach dem Pilot-Spiel vom Berliner Gesundheitsamt Treptow-Köpenick. «Der 1. FC Union hat die hygienerelevanten Vorgaben hervorragend umgesetzt», erklärte der zuständige Referent - auch er war im Stadion gewesen. «Besonders beeindruckt bin ich von den Fans, die die notwendigen Massnahmen annehmen und die Hygieneregeln einhalten.»
Für Zingler soll es nur der Anfang auf dem Weg zu einer gewissen Normalität werden. Union habe den Beweis angetreten, «dass es im kleinsten Bundesliga-Stadion geht. Ich würde mir wünschen, dass an anderen Bundesliga-Standorten, an denen viel mehr Platz ist, wo Hygienemassnahmen durchaus möglich sind, dass es dort auch möglich wäre», sagte er laut «Kicker».
«Unterstützung erwarte ich nicht»
Dass das Vorgehen der Eisernen von anderen auch kritisch gesehen wird, stört Zingler nicht. «Unterstützung erwarte ich nicht, ich wünsche sie mir auch nicht», sagte er: «Meistens werden wir ja von den Menschen kritisiert, die selber nichts tun - ausser Pappkameraden aufstellen. Das ist mir ein bisschen zu wenig.»
Zingler setzte damit einen Seitenhieb auf Max Eberl, den Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, der die Union-Vorschläge zur Rückkehr in die Stadien jüngst kritisiert hatte. «Ich würde mich freuen, wenn wir uns jetzt nicht ständig positionieren würden und besser dastehen wollen als andere», hatte Eberl moniert.