«Der Golfer» Gareth Bale über die Real-Fans: «Ich verstehe die Pfiffe nicht»

SB10

28.5.2020

Real-Madrid-Stürmer Gareth Bale musste sich im Santiago Bernabéu schon viele Pfiffe anhören. Für den walisischen Nationalspieler absolut unverständlich und kontraproduktiv, wie er in einem Interview verrät.

«Wir haben in jedem Spiel einen grossen Druck. Wenn man nicht gut spielt, bekommt man das zu hören», sagt Bale im Golf-Podcast «The Erik Anders Lang Show». «Mich haben schon 80'000 Menschen im Stadion ausgepfiffen, weil ich nicht gut gespielt habe.» Er habe dies schon ein paar Mal erleben müssen, meint der 30-Jährige. «Es ist nicht schön und tut auch deinem Selbstvertrauen nicht gut», erläutert er.

Der 79-fache Internationale führt aus: «Im Fussball spielst du vielleicht super, hast aber fünf Spiele lang keine Tore erzielt. Dann behaupten alle, dass du schlecht in Form bist (...). Die Leute mögen einfach Tore, Assists und atemberaubende Sachen. Manchmal passiert das halt nicht immer.»

Die Pfiffe von den eigenen Fans beschäftigen ihn: «Das ist die grösste Frage – ich verstehe es einfach nicht», gesteht Bale. «Wenn man auf dem Feld keine gute Zeit hat, würde man erwarten, dass die Fans dir versuchen zu helfen, weil es sie am Ende glücklich machen würde. Aber es scheint, dass sie das Gegenteil tun: Sie pfeifen dich aus, was zur Folge hat, dass du dich schlechter fühlst, dein Selbstvertrauen verlierst, schlechter spielst – und das macht sie dann noch mehr wütend.»

Seitenhieb an die Real-Fans und Kritiker

Der amerikanische Fragesteller – und offensichtlich Fussball-Laie – versteht diese Haltung nicht. Bale führt aus, dass dies eben auch so eine «Real-Madrid-Sache» sei. Mit dieser Aussage dürfte der pfeilschnelle Flügel sich keine neuen Freunde machen in der spanischen Hauptstadt. Dort steht Bale seit Längerem in der Dauerkritik, weil er sich gemäss vielen Fans mehr mit der Verbesserung seines Golf-Handicaps beschäftige statt mit den Leistungen auf dem Rasen.



Seine Leidenschaft beeinträchtige ihn aber nicht bei seinem Beruf.  Er habe sich mit Ärzten unterhalten, die ihm alle versichert hätten, dass Golf keine negativen Folgen hätte. Bale zieht zudem einen Vergleich mit einem anderen Sportstar: «Viele Leute haben Probleme damit, dass ich Golf spiele. Ich weiss nicht warum. Besonders in den Medien gibt es die Wahrnehmung, dass ich mich ausruhen sollte und dass Golf zu Verletzungen führen könnte. In den USA zum Beispiel spielt Steph Curry sogar Golf, wenn er ein Spiel hat. Wenn ich hier zwei Tage vor einem Spieltag auf den Golfplatz gehe, heisst es: ‹Was macht er nur?›»

Golf als Hilfe – Zukunft offen

«Der Golfer», wie er von seinen Teamkameraden genannt wird, kann auf dem Green abschalten. «Ich gehe einfach gerne raus und denke, ich habe 18 Löcher vor mir», meint Bale. «Dort kann ich vom Fussball wegkommen, von allem Negativen, das passiert. Die Gedanken ordnen. Am nächsten Tag fühlt man sich lockerer und bereit, sich wieder auf den Fussball zu konzentrieren.»

Ob Bale, der im Sommer 2013 von Tottenham zu den Königlichen stiess, noch lange auf der iberischen Halbinsel seinem Hobby frönen darf, ist fraglich. Er soll in den Planungen von Trainer Zinedine Zidane keine Rolle mehr spielen und trotz eines Vertrages bis 2022 den Verein notfalls sogar ablösefrei verlassen, wenn kein Klub bereit sei, Bales hohe Gehaltsforderungen zu erfüllen.

Bale, der zu den bestverdienenden Profis in Spanien zählt, stand in der wegen des Coronavirus unterbrochenen Saison nur in 13 Pflichtspielen in der Startelf auf dem Platz, bestritt 2020 gar nur drei Partien und hat seit September nicht mehr in der spanischen Liga getroffen. Sein Agent Jonathan Barnett machte jedoch deutlich, dass sein Mandant nicht daran interessiert ist, den Verein zu verlassen.

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