Am Samstagabend war es wieder einmal so weit: Das Derby zwischen Aris Saloniki und PAOK (4:2) stand auf dem Programm. Die beiden Fan-Lager zeigten sich wie gewohnt von ihrer heissblütigen Seite.
Wenn PAOK auf Aris Saloniki trifft, herrscht in der zweitgrössten griechischen Stadt Thessaloniki (300'000 Einwohner) Ausnahmezustand. Die Rivalität zwischen den Stadtrivalen geht schon Jahrzehnte zurück und ist bei den Fans tief verwurzelt. Die PAOK-Fans zählen sich zur Arbeiterklasse, während die Aris-Anhänger sich mehr der Oberschicht zugehörig fühlen.
Einen Tag nach dem Derby ist ein bulgarischer Mann bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit PAOK-Fans ums Leben gekommen. Zwei weitere Bulgaren wurden verletzt und mussten im Krankenhaus versorgt werden, wie «Spiegel» berichtet. Gemäss Angaben der Polizei hätten 15 bis 20 PAOK-Fans die drei Bulgaren, welche Anhänger des bulgarischen Klubs Botew Plowdiw sein sollen, die mit der Fanszene von Aris verbündet sind, am Nachmittag angegriffen. Das 28-jährige Opfer soll versucht haben, dem Konflikt zu entkommen und sei dabei auf eine Strasse gefallen, wo er von einem Auto erfasst und getötet worden sein soll.
Griechischer Fussballsumpf
In den letzen Jahren war PAOK deutlich erfolgreicher als der Erzrivale. Der Erfolg ist vor allem mit dem Engagement des griechisch-russischen Unternehmers Ivan Savvidis verbunden, welcher 2012 Besitzer wurde. Der skandalumwitterte Besitzer brachte den Klub aus dem Norden des Landes wieder auf Vordermann. In der letzten Saison gelang auch das erste Double der Vereinsgeschichte. 2018 war aber auch ein Tiefpunkt im griechischen Fussball erreicht, als Savvidis im Spitzenspiel gegen AEK Athen nach einer umstrittenen Abseits-Entscheidung mit einer Pistole am Gürtel auf den Platz stürmte, woraufhin die Meisterschaft unterbrochen wurde.
In Hellas ist Gewalt bei Sportveranstaltungen praktisch an der Tagesordnung. Rivalisierende Fans liefern sich immer wieder Strassenkämpfe – nicht nur im Fussball, auch Basketballspiele werden häufig von Krawallen überschattet. Selbst die Volleyball-Liga der Frauen wurde schon Opfer von Fan-Ausschreitungen.
Ausserdem ist der Sport durchdrungen von Korruption und Vetternwirtschaft, was zu vielen – teilweise leider berechtigten – Verschwörungstheorien führt, welche von den lokalen Medien nur zu gerne angefeuert werden.
Kein Wunder, trauen die einheimischen Fans den griechischen Schiedsrichtern nicht. So werden seit einigen jahren bei den Top-Spielen ausländische Unparteiische eingesetzt.