Obwohl FIFA-Präsident Gianni Infantino während der WM in Katar gewaltiger Kritik ausgesetzt war, muss er um seine Wiederwahl nicht fürchten. Der Walliser wird am Donnerstag im Amt bestätigt.
Ein kleiner politischer Widerstand gegen Infantino hat sich in den letzten Tagen geformt: Zuerst Norwegen, gefolgt von Schweden und am Mittwoch von Deutschland haben bekannt gegeben, dass sie den Italo-Schweizer beim 73. FIFA-Kongress in Ruandas Hauptstadt Kigali nicht unterstützen werden. Die Mehrheit der 211 Mitgliedsverbände, von denen jeder eine Stimme hat, steht offensichtlich hinter dem Amtsinhaber.
Die Kontinentalverbände Afrikas (54 Nationalverbände), Asiens (46), Ozeaniens (11) und Südamerikas (10) haben Infantino bereits kollektiv ihre Unterstützung zugesagt. Aber auch aus Europa (55) und Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik (35) wird er von einer Mehrheit unterstützt. Selbst wenn die Gegner des streitbaren 52-Jährigen aus Brig einen Gegenkandidaten gefunden hätten, wäre dieser wohl chancenlos geblieben. Die Bewerbungsfrist verstrich, ohne dass sich jemand Infantino entgegengestellt hätte.
SFV unterstützt Infantino
Während sich einige Verbände, vor allem kleinere, vorbehaltlos hinter Infantino stellen, weil sie auch auf das reichlich fliessende Geld des Weltverbandes angewiesen sind, sagen einige andere zum Präsidenten 'ja aber', wie etwa der Schweizerische Fussballverband. «Wir werden Gianni Infantino wiederwählen, weil sich die FIFA unter ihm dank vieler Neuheiten, Projekte und Reformen grundsätzlich positiv entwickelt hat», erklärte SFV-Präsident Dominique Blanc auf Anfrage.
«Die Entwicklung des Frauenfussballs geht voran, es gibt zusätzliche Turniere für die U-Teams, die Verbände wurden in der Covid-Pandemie unterstützt und auch die zahlreichen technologischen Innovationen und Entwicklungen im Bereich des Fussballs betrachten wir als positiv.»
Im Bereich den Menschenrechte habe der SFV aber klare Forderungen, auch wenn Blanc der FIFA diesbezüglich zugesteht, in Katar einige Fortschritt erzielt zu haben. «Wir wollen aber, dass sie sich bis am Schluss dafür einsetzt, dass die Arbeiter, welche die Stadien gebaut haben, entlöhnt und diejenigen, die zu Schaden gekommen sind, entschädigt werden. Und wir erwarten und werden sehr genau darauf achten, dass die FIFA in Zukunft bei allen ihren Veranstaltungen diese Prinzipien der Achtung der Menschen- und Arbeitnehmerrechte anwendet.»
Erst die zweite Amtszeit
Um auf Anhieb wiedergewählt zu werden, benötigt Infantino am Donnerstag eine Zweidrittel-Mehrheit. Ab dem zweiten Wahlgang reicht ihm bereits eine einfache Mehrheit für weitere vier Jahre im Amt. Auch wenn er schon seit 2016 als Nachfolger des über den Korruptionsskandal gestolperten Sepp Blatter FIFA-Präsident ist, würde er bei einer Wiederwahl am Donnerstag erst die zweite von drei möglichen vierjährigen Amtszeiten in Angriff nehmen. Den Statuten gemäss wurde er erst im Sommer 2019 in seine erste eigene Amtszeit gewählt. Eine Ära Infantino ist also bis 2031 möglich.