Gökhan Inler gewinnt am Sonntag bereits zum dritten Mal mit einem ausländischen Team den Meistertitel – er ist der erste Schweizer, dem das gelingt. Die Lobeshymnen bleiben aber aus. Das hat seine Gründe.
Mit einem 1:0-Sieg gegen Kayserispor sichert sich Basaksehir Istanbul am vorletzten Spieltag den ersten Meistertitel der Klubgeschichte. Gökhan Inler, der seit 2017 beim Lieblingsverein des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan unter Vertrag steht, spielt dabei, wie so oft in dieser Saison, keine grosse Rolle. In der 89. Minute wird er eingewechselt und kommt so zu seinem neunten Liga-Einsatz in dieser Spielzeit – nur ein Mal durfte Inler von Anfang an spielen, kein einziges Mal länger als 45 Minuten.
Die Saison erinnert stark an Inlers Jahr bei Leicester City. Der 89-fache Schweizer Nationalspieler kam auch 2015/16 beim englischen Sensationsmeister kaum zum Einsatz, durfte sich am Ende der Saison dennoch Premier-League-Sieger nennen. Ein Jahr darauf holte Inler zudem mit Besiktas Istanbul den Meistertitel, aber auch da kam der Oltner nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus.
Drei Meistertitel mit drei verschiedenen ausländischen Klubs – das hat vor Inler noch kein Schweizer geschafft. Die Lobeshymnen bleiben aber aus. Denn man wird sich in ein paar Jahren mit Rückblick auf Inlers Karriere kaum an diesen Rekord erinnern, sondern eher an seine Glanzzeiten bei Napoli, wo er als Stammspieler zweimal die Coppa Italia gewinnen konnte. Oder seinen Durchbruch in der Schweiz – mit dem FCZ wurde er 2006 und 2007 Meister.
Unvergessen wird natürlich auch die Ära Inler in der Nati bleiben. Nach der WM 2006 war er bis 2015 ein Leistungsträger der Nationalmannschaft, führte die Schweiz unter anderem als Captain an die WM 2014, bevor er vor der EM 2016 von Vladimir Petkovic nicht mehr berücksichtigt wurde.
Karriereende oder Rückkehr in die Schweiz?
Es war die Zeit, in der Inler vom absoluten Stammspieler und Leistungsträger im Verein zum Reservespieler wurde. Seit seinem Wechsel von Napoli zu Leicester im Sommer 2015 geriet der Mittelfeldspieler hierzulande immer mehr in Vergessenheit. Was in erster Linie daran lag, dass er eben immer weniger auf dem Platz stand und so auch für die Nati keine Option mehr war.
Im Juni wurde Gökhan Inler 36 Jahre alt, die Karriere neigt sich dem Ende zu. Sein Vertrag in Instanbul läuft in zwei Wochen aus. Ob er noch eine Saison anhängt, ist offen. Vielleicht kehrt Inler auch in die Schweiz zurück, wo er in seinen Anfängen neben Zürich auch für den FC Aarau spielte. Eines ist sicher: Als Schweizer Fussballfan würde man diesen verdienten Spieler sicherlich gerne noch einmal auf dem Platz sehen.