«Das letzte Tabu» Gruppen-Coming-out von Profi-Fussballern steht wohl kurz bevor

pat

7.2.2024

Der ehemalige deutsche Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hat sich vor zehn Jahren kurz nach seinem Karriereende als homosexuell geoutet.
Der ehemalige deutsche Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hat sich vor zehn Jahren kurz nach seinem Karriereende als homosexuell geoutet.
Keystone

Regenbogen-Captainbinde hin oder her: Homosexualität ist im Männerfussball noch immer ein grosses Tabuthema. Doch nun kommt womöglich ein Stein ins Rollen.

pat

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Weltweit gibt es kaum Profifussballer, die ihre Homosexualität offen leben. Die emotionale Dokumentation «Das letzte Tabu» befasst sich mit dem Thema.
  • In der Doku kündigt der homosexuelle Ex-Fussballprofi Marcus Urban für den Mai ein Gruppen-Coming-out an.
  • Der ehemalige deutsche Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, der ebenfalls in der Doku auftritt, würde diesen Schritt begrüssen.

Im Januar 2014 hat sich der ehemalige deutsche Nationalspieler Thomas Hitzlsperger wenige Monate nach seinem Karriereende als homosexuell geoutet. Er war der erste deutsche Ex-Profifussballer, der dies tat. Seither sind zehn Jahre vergangen, in denen sich weltweit nur ganz wenige Profis trauten, diesen Schritt zu gehen.

Weltweit leben mit Andy Brennan, Josh Cavallo, Jake Daniels, Jakub Jankto, Phuti Lekoloane, Collin Martin und Zander Murray nur sieben von rund 500’000 aktiven männlichen Fussballprofis offen homosexuell. Am 13. Februar erscheint der emotionale Dokumentarfilm «Das letzte Tabu», der sich mit dem Thema befasst.

In einem Interview mit «gmx» sagt Hitzlsperger: «Es wäre natürlich sehr erfreulich, wenn der Film Leute darin bestärken würde, sich zu outen. Es geht aber auch darum, dass sehr viele Menschen erkennen, was die Absurdität an dem Ganzen ist. Es kann ja nicht sein, dass man 2024 nur sieben Profifussballer kennt, die sich öffentlich zu ihrer Homosexualität bekannt haben. Es müsste eigentlich viel mehr geben.»

Der Film solle dazu anregen, sich die Frage zu stellen, wovor sich die Menschen fürchten. «Es gibt keinen Grund, Angst zu haben und nicht den nächsten Schritt hin zur Normalität zu gehen. Ich würde mich sehr freuen, wenn der Film dazu beiträgt, ob bei schwulen Fussballern oder anderen Menschen. Ich möchte Menschen helfen, die vielleicht noch Angst haben.»

Gruppen-Coming-out im Mai?

Dass dieser Schritt allerdings nicht einfach ist, dessen ist sich Hitzlsperger absolut bewusst. Umso mehr würde er ein Gruppen-Coming-out begrüssen, wie es Marcus Urban, Vorstand des Vereins für Vielfalt und Gesellschaft, im Film für den 17. Mai ankündigt.

Es wäre ein «sehr bedeutender» Schritt. «Man kann eine Gesellschaft nicht allein dadurch verändern, dass man Leuten sagt: Ihr müsst aufhören, zu diskriminieren und auszugrenzen. Was aber sehr wirkungsvoll ist: Wenn Betroffene selbstbewusst sagen, ich erkenne hier das Problem gar nicht, ich bin so, und das ist kein Makel, sondern völlig in Ordnung so! Ein Gruppen-Coming-out könnte genau diese Botschaft transportieren», streicht der ehemalige Nationalspieler die Wichtigkeit von Vorbildern heraus.

Aber glaubt Hitzlsperger wirklich daran, dass sich mehrere Spieler finden, die sich als Gruppe zusammentun und diesen Schritt gehen? «Das weiss ich nicht, aber er (Marcus Urban; A.d.Red.) hat es öffentlich gesagt. Da habe ich keinen Grund, daran zu zweifeln.»