Der 1. FC Heidenheim ist so nah an der Bundesliga wie nie zuvor. Am letzten Spieltag hat die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt die Relegation als Tabellendritter in der eigenen Hand.
Erfolgscoach Frank Schmidt
Frank Schmidt (46) arbeitet seit September 2007 als Trainer des 1. FC Heidenheim. Er ist dadurch aktuell der mit Abstand dienstälteste Coach im deutschen Profifussball. Schmidt führte den Klub von der Oberliga bis in die 2. Liga.
Der kleine 1. FC Heidenheim steht nach seinem Last-Minute-Sieg gegen den Hamburger SV vor etwas Grossem. Mit einem weiteren Erfolg am letzten Spieltag bei Arminia Bielefeld würde der Klub von der Ostalb in der Relegation um den erstmaligen Aufstieg in die Fussball-Bundesliga spielen. Bei aller Euphorie schläft Trainer Frank Schmidt trotzdem wunderbar, wie er im Interview der Deutschen Presse-Agentur erzählt. Über ein vom schwäbischen Nachbarn VfB Stuttgart angekündigtes Geschenk kann sich der 46-Jährige aber nicht besonders freuen.
Herr Schmidt, Sie haben den Hamburger SV in letzter Sekunde mit 2:1 besiegt und haben am letzten Spieltag die Relegation in der eigenen Hand. Wie schlafen Sie momentan?
Ich schlafe immer gut. Unabhängig von Ergebnissen, das ist das Gute bei mir. Wenn man so ein Drehbuch schreiben würde wie den Spielverlauf gegen den HSV, würde man fast nicht glauben, dass der Film so endet. Aber jetzt sind die Emotionen raus. Ich habe ein Halbfinale ausgerufen, das haben wir gewonnen. Ich freue mich, dass wir jetzt in Bielefeld die Chance haben, aus eigener Kraft die Relegation zu erreichen.
Damit der 1. FC Heidenheim eine solche Saison spielt, muss viel zusammenkommen. Wie erklären Sie sich diese schon jetzt aussergewöhnliche Spielzeit?
Wir konnten unsere Abgänge kompensieren. Wichtig war auch, dass wir gut verteidigt haben, dass wir fast jedes zweite Spiel zu Null gespielt haben. Wir sind nur in ganz wenigen Fällen unter die Räder gekommen. Wenn wir in Führung waren, haben wir jedes Spiel gewonnen. Diese Mannschaft hält extrem zusammen, jeder kennt seine Aufgabe. Das war zwar immer so, aber dieses Jahr ist es nochmal ausgeprägter. Die Spieler haben einen grossen Hunger auf Erfolg.
Stimmt es eigentlich, dass Sie nur wenige Meter vom Heidenheimer Stadion entfernt geboren wurden?
Ja, das ist wahr. Das Krankenhaus ist rund 200 Meter Luftlinie vom Stadion entfernt. Zwischen Stadion und Krankenhaus liegen nur ein paar Bäume und Häuser.
Was bedeutet es Ihnen, mit ihrem Heimatverein jetzt diese grosse Chance zu haben?
Das bedeutet mir natürlich sehr viel, klar. Wenn man so lange Trainer bei einem Verein ist, funktioniert das nur, wenn die Identifikation grenzenlos ist. Jeder weiss, dass ich von hier komme und es als meine Berufung ansehe, dass dieser Verein seine Ziele erreicht. Wenn man jetzt die Entwicklung sieht, schliesst sich der Kreis. Manche dachten, dass unsere Entwicklung zu Ende ist, aber wir haben es trotzdem immer wieder geschafft, die nächste Hürde zu überspringen.
Mit welchen Gefühlen blicken Sie jetzt auf das Spiel in Bielefeld?
Wenn man so lange Trainer bei einem Verein ist, ist eine solche Konstellation nichts Neues. Es geht jetzt nur um eine andere Dimension. Wir haben ja schon ein paar Aufstiege hinter uns. Wir wissen, worum es geht. Anspannung fühle ich noch nicht. Vorfreude trifft es am besten. Das ist das letzte Spiel der regulären Saison, danach gibt es keine Chance mehr. Der Glaube wird eine entscheidende Rolle spielen.
Dank Ihres Sieges gegen den HSV ist der VfB Stuttgart so gut wie aufgestiegen. Sven Mislintat, der Sportdirektor des VfB, will Ihnen dafür ein paar Flaschen Whiskey schicken. Freuen Sie sich schon?
Ich trinke gar keinen Whiskey, von daher wird's problematisch. Wenn er der Ansicht ist, dass wir mit unserem Sieg gegen den HSV auch was Gutes für den VfB getan haben, dann ist das okay. Wir konnten dadurch dem VfB ein bisschen helfen. Vielleicht treffe ich mich mit Sven nach der Saison mal zwischen Heidenheim und Stuttgart, in Göppingen vielleicht. Da könnten wir dann gemeinsam anstossen, wenn es perfekt läuft für uns. (lacht)