Der Kuss-Skandal bei der Frauen-Weltmeisterschaft 2023 hat nicht nur Verbandschef Luis Rubiales den Job gekostet, sondern auch Coach Jorge Vilda. Jenni Hermoso berichtet nun von fragwürdige Praktiken ihres ehemaligen Trainers.
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- Nur gut zwei Wochen nach dem gewonnenen WM-Final gegen England trennte sich der spanische Fussballverband RFEF von Trainer Jorge Vilda.
- Als Verbündeter von Verbandschef Luis Rubiales musste Vilda im Zuge des Kuss-Skandals seinen Posten räumen, Spielerin Jenni Hermoso berichtet nun von fragwürdige Praktiken ihres ehemaligen Trainers.
- Vilda stand schon vor dem Turnier in der Kritik, mehrere Spielerinnen gaben im Vorfeld der WM ihren Rücktritt bekannt.
Jenni Hermoso sprach in der Sendung «Planeta Calleja» (via Marca) über ihre Beziehung zum ehemaligen spanischen Nationaltrainer Jorge Vilda, der nach seiner Entlassung inzwischen Trainer des Frauen-Nationalteams Marokkos ist.
«Wenn wir schlafen gingen, mussten wir die Tür offen lassen und darauf warten, dass er nachts hereinkam, damit er mit uns reden konnte», so Hermoso. Vilda habe behauptet, das sei die einzige Zeit, bei der er persönlich mit uns reden könne.
Die 33-jährige Stürmerin berichtet auch vom Kontrollwahn, der unter seiner Führung herrschte. «Wenn wir einkaufen gingen, wartete er auf uns und fragte uns, was wir in unseren Taschen hatten», hielt die 106-fache Internationale fest.
Der 42-Jährige, der seit 2015 im Amt war, stand wegen seiner Methoden in der Kritik. 2022 hatten mehrere Spielerinnen gegen ihren Trainer rebelliert und den Rücktritt aus dem Nationalteam vollzogen. Damals hielt der Verband zu Vilda.
Freund vom gefeuerten Verbandspräsidenten Rubiales
Er hatte auch für grosse Empörung gesorgt, als er wie andere Fussball-Funktionäre dem inzwischen vom Weltverband FIFA suspendierten und zurückgetretenen Verbandsboss Luis Rubiales Ende August auf einer Versammlung des spanischen Verbands nach dessen Verteidigungsrede Beifall spendete.
Rubiales hatte Hermoso bei der Pokalvergabe nach dem Finale bei der WM im August auf den Mund geküsst. Der Vorfall sorgte für einen Aufschrei. Rubiales trat zurück, obwohl er ein Fehlverhalten bestritt. Er sagte, der Kuss sei einvernehmlich gewesen. Hermoso hingegen betonte, dass der Kuss unerwünscht gewesen sei und Rubiales und dessen Mitarbeiter versucht hätten, sie und ihre Familie dazu zu bringen, den Vorfall herunterzuspielen.
Die spanische Staatsanwaltschaft wirft Rubiales im Prozess einen sexuellen Übergriff und Nötigung vor. Im Falle eines Schuldspruchs droht ihm eine Haftstrafe von einem bis vier Jahren oder eine Geldstrafe.