Küsse und Spucke Hertha-Coach verteidigt seine Spieler: «Emotionen gehören dazu»

pat

17.5.2020

Wer am Samstag die Bundesliga-Spiele verfolgt hat, der dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben. Während sich etwa die Dortmunder nach Toren strikte an die Distanz-Empfehlungen hielten, lagen sich die Hertha-Spieler jeweils in den Armen – Küsschen inklusive.

Es sind verrückte Zeiten, auch für Fussballer. Seit Samstag darf in den höchsten beiden Ligen Deutschlands wieder gekickt werden, da schaut die Welt natürlich ganz genau hin. Es hätte deshalb überrascht, sollte der Spieltag keinen Anlass zu Diskussionen bieten.

Dass die Stimmung in den Stadien gespenstisch sein würde, das war klar – nicht ohne Grund ist bei Partien ohne Zuschauer von Geisterspielen die Rede. Das war dann auch in gefühlt jedem Interview zu hören. Gespannt durfte man im Vorfeld sein, wie sich die Spieler auf dem Rasen verhalten würden. Inzwischen wissen wir, dass es dafür keine Pauschalantwort gibt.

Dortmund und Wolfsburg kann man beispielsweise sehr gute Zeugnisse ausstellen – da wurde nach Treffern mit Ellbogen und Füssen «abgeklatscht». Genau so, wie es von der «DFL» empfohlen wird.

Social-Distancing beim Dortmunder Torjubel.
Social-Distancing beim Dortmunder Torjubel.
Bild: Getty

Hertha Berlin jubelt wie immer

Ganz anders sah das bei Hertha Berlin aus, die bereits in der Vorbereitung auf den Restart für ein mittleres Erdbeben gesorgt haben. Sündenbock Salomon Kalou wurde nach seinem Kabinen-Video zwar suspendiert, doch seine Teamkollegen werden auch nicht als die grössten Vorbilder in die Geschichte eingehen.



Was ist passiert? Beim 3:0-Sieg über Hoffenheim haben die Berliner ihre Treffer ausgiebig gefeiert: Jubeltraube, Umarmungen und Küsschen, alles war mit dabei. Und Vedad Ibisevic, Torschütze zum 2:0, wurde auch noch beim Spucken erwischt. Eigentlich alles ganz normal, aber nicht in Zeiten von Corona.

Hertha Berlin knutscht sich zum Sieg.
Hertha Berlin knutscht sich zum Sieg.
Bild: Keystone

Bruno Labbadia nimmt die Spieler nach seinem erfolgreichen Debüt als Hertha-Coach allerdings in Schutz: «Ich sehe das meinem Team auf jeden Fall nach. Ich hoffe einfach, dass die Menschen draussen Verständnis haben. Die Emotionen gehören dazu.» Ausserdem seien sie seit sechs Wochen in Quarantäne und bereits sechs Mal negativ gestestet worden – Kontakt zur Aussenwelt gab es in dieser Zeit nicht. Auch Ibisevic führte Gefühle als Grund für den Jubel an. «Emotionen kann man wirklich nicht verstecken», sagte er. «Ich habe unseren Doktor vor dem Spiel gefragt, ob das Tor zählt, wenn man das macht. Das war für mich das Allerwichtigste.»

In der Tat hat Hertha Berlin keine Konsequenzen zu befürchten, wie ein Sprecher der DFL am Samstag bestätigt: «Der Torjubel von Spielern ist nicht Bestandteil des medizinisch-organisatorischen Konzepts der 'Task Force Sportmedizin / Sonderspielbetrieb‘, das am Donnerstag als Anhang in die DFL-Spielordnung aufgenommen wurde. Zum Thema Torjubel wurden in Ergänzung zum Konzept lediglich Hinweise zur Orientierung gegeben – Sanktionen erübrigen sich daher.»

In der Empfehlung steht, dass auf den gemeinsamen Torjubel verzichtet werden sollte, kurzer Ellenbogen- oder Fusskontakt sind dagegen kein Problem. Noch sind wir ein grosses Stück von der Normalität entfernt.

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