An Nordirland haben sich schon viele Teams die Zähne ausgebissen und so wäre es nicht fair, nach der Nullnummer mit dem Vorschlaghammer auf die Nati-Spieler einzuprügeln. Und dennoch herrscht nach diesem Spiel mehr Kater- denn Katar-Stimmung. Die Spieler in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
Torhüter
Torhüter
Yann Sommer
Gegen Italien ist Sommer noch die ganz grosse Figur, drei Tage später gegen Nordirland ist er Statist. Nur einmal schiesst sein Puls in die Höhe als in der 9. Minute plötzlich Shayne Lavery auf ihn zustürmt, doch der Nordire zimmert das Leder am Tor vorbei. Mehr gibt es nicht zu berichten.
Verteidiger
Rechter Verteidiger
Silvan Widmer
Widmer mag es, wenn er in die freien Räume stechen kann, doch gegen die defensiv kompakten Nordiren findet er die nicht vor. Und so bleibt er über weite Strecken unauffällig. In der 72. Minute fasst er sich dann ein Herz, nimmt Fahrt auf und zieht mit dem Ball am Fuss ins Zentrum, prompt wird er 25 Meter vor dem Tor gefällt.
Innenverteidiger
Manuel Akanji
Defensiv erledigt er seinen Part unaufgeregt und im Spielaufbau weiss er zu gefallen. Zwei, drei Schuhnummern grösser und er hätte in der 49. Minute die Schweiz womöglich in Führung gespitzelt.
Innenverteidiger
Nico Elvedi
In der 9. Minute hetzt er Lavery hinterher und schafft es gerade noch den Angreifer so zu stören, dass dieser den Ball am Pfosten vorbeischiesst. Gut, dass er nicht die Notbremse zieht.
Linker Verteidiger
Ricardo Rodriguez
Rodriguez versteckt sich nicht, ist oft in der gegnerischen Platzhälfte anzutreffen und hat viele Ballkontakte. Bloss fehlt auch ihm die zündende Idee und es unterlaufen ihm auch ungewohnt viele Fehlpässe. In der 74. Minute bietet sich dem Linksfuss die Chance, die Schweiz per Freistoss ins Glück zu schiessen, doch sein Schüsschen aus gut 25 Metern kann der unterbeschäftigte Torhüter Bailey Peacock-Farrell problemlos festhalten. Immerhin kam der Ball aufs Tor, hätte ja sein können, dass sich der nordirische Schlussmann bereits im Tiefschlaf befindet …
Mittelfeldspieler
Rechter Flügelläufer
Christian Fassnacht
Fassnacht bleibt gegen Nordirland blass. In der ersten Halbzeit läuft wenig über seine rechte Seite und als er in der zweiten mit Vargas die Seiten wechselt, da läuft kaum noch etwas über seine nun linke Seite. In der 59. Minute wird er ausgewechselt.
Defensiver Mittelfeldspieler
Fabian Frei
Dass er nur ein Notnagel ist, davon ist erneut nichts zu spüren. Frei erledigt seinen Job souverän und dirigiert seine Mitspieler lautstark. In der 15. Minute wird ihm dies allerdings zum Verhängnis. Während er seine Teamkollegen anweist, wird er von einem Zuspiel überrascht und muss dann die lodernde Flamme mit einem taktischen Foul löschen. Dafür gibt es folgerichtig Gelb und somit fehlt Frei im kommenden Spiel gesperrt. In der 59. Minute wird er ausgewechselt.
Zentraler Mittelfeldspieler
Remo Freuler
Dass Freuler an einem herausragenden Tag auch Tore schiessen und vorlegen kann, das wissen wir seit seinem starken Auftritt im letzten Herbst beim 3:3 gegen Deutschland in der Nations League. Aber das ist dann schon eher die Ausnahme, denn Freuler ist mehr Kämpfernatur denn Ballvirtuose. Bedeutet auch, dass er gegen stärkere Mannschaften oft eine grössere Wirkung entfalten kann als gegen einen schwächeren Gegner, der primär darauf bedacht ist, hinten dichtzumachen.
Zentraler Mittelfeldspieler
Denis Zakaria
Auch Zakaria tut sich gegen Nordirland im Spiel nach vorne schwer. Er ist einer, der gerne mit Tempo anläuft, wenn sich freie Räume auftun. Doch an diesem Abend sieht er meist nur eine grüne Wand vor sich. Am Ende des Abends wird Zakaria wohl einfach nur froh sein, dass er sich nicht erneut schwer verletzt hat, denn in der 23. Minute wird er bitterbös umgesäbelt. Eigentlich ein klarer Fall für die Ampelkarte, der Schiedsrichter belässt es bei Gelb. Zakaria selbst wird ebenfalls verwarnt, für ein taktisches Foul auf Höhe der Mittellinie in der 53. Minute. Kurz vor dem Ende macht er Platz für Aebischer.
Linker Flügelläufer
Ruben Vargas
Vargas ist mit Abstand der spielfreudigste Mann auf dem Platz. Er holt den Penalty der Marke «clever gemacht» heraus, schiebt da einen schönen Tunnel und erzwingt dort eine Ecke. Kurz nach der Pause wird er gefällt und zirkelt dann den Freistoss gleich selbst perfekt in die Gefahrenzone, Akanji verpasst haarscharf. In der 56. Minute versucht sich Vargas auch noch als Distanzschütze – zwar wird es nicht gefährlich, aber immerhin sucht er Lösungen, um die nordirische Wand zu durchbrechen. Und das macht ihn zum Aussenseiter, was an diesem Abend als Kompliment zu verstehen ist.
Angreifer
Stürmer
Haris Seferovic
In der 33. Minute schnappt sich Seferovic, bis zu diesem Zeitpunkt ein Phantom, die Kugel und läuft zum Elfmeter an. Er scheitert kläglich. Aber schon klar, die Schweizer Nati und Penaltys, eine komplizierte Beziehung. In der 77. Minute geht Seferovic vom Feld. Jetzt heisst es, im Klub wieder auf Touren kommen und dann in den kommenden Länderspielen zuschlagen.
Eingewechselte Spieler
Ab 59. Minute für Frei
Steven Zuber
Zuber kommt für Frei, allerdings kommt ihm eine offensivere Rolle zu. Doch auch er kann das Angriffsspiel nicht merklich beleben.
Ab 59. Minute für Fassnacht
Renato Steffen
Steffen zeigt im Klub bei Wolfsburg immer wieder, dass er durchaus eine feine Klinge führt und für Überraschungsmomente sorgen kann. Gegen Nordirland gelingt ihm das bei seinem halbstündigen Einsatz nicht.
Ab 77. Minute für Seferovic
Andi Zeqiri
Zu kurz für eine Benotung.
Ab 86. Minute für Zakaria
Michel Aebischer
Zu kurz für eine Benotung.
Ab 86. Minute für Widmer
Jordan Lotomba
Zu kurz für eine Benotung.
Telegramm
Nordirland – Schweiz 0:0
Windsor Park, Belfast. - 16'000 Zuschauer. - SR Lechner (AUT).
Nordirland: Peacock-Farrell; Ballard, Cathcart, Brown, Lewis; Smith (68. Bradley), McCann, Davis, Thompson (74. Saville); Lavery (86. Jones), Washington (68. Charles).
Schweiz: Sommer; Widmer (86. Lotomba), Akanji, Elvedi, Rodriguez; Frei (59. Steffen); Fassnacht (59. Zuber), Freuler, Zakaria (86. Aebischer), Vargas; Seferovic (77. Zeqiri).
Bemerkungen: Nordirland ohne McNair (gesperrt) und Evans (verletzt), Schweiz ohne Xhaka (Covid) sowie Shaqiri, Embolo (beide Trainingsrückstand), Mbabu und Benito (beide verletzt). 33. Peacock-Farrell wehrt Foulpenalty von Seferovic ab. Verwarnungen: 16. Frei (Foul). 24. Smith (Foul). 49. Lewis (Foul). 53. Zakaria (Foul). 73. McCann (Foul). 93. Brown (Unsportlichkeit)