Lobeshymnen nach starkem Auftritt Im zweiten Anlauf ist Noah Okafor in der Nati angekommen

Von Marcel Allemann

13.11.2021

Noah Okafor hat nicht nur die Herzen der Nati-Fans im Sturm erobert.
Noah Okafor hat nicht nur die Herzen der Nati-Fans im Sturm erobert.
Bild: Keystone

Alles spricht nach dem 1:1 der Nati bei Europameister Italien von Noah Okafor. Nicht nur die Herzen der Nati-Fans hat der 21-Jährige am Freitag im Sturm erobert. Dabei blickt der Baselbieter auf zwei schwierige Jahre zurück.

Von Marcel Allemann

13.11.2021

Noah Okafor hat beim 1:1 gegen Italien begeistert. Durch seinen Assist beim überragend herausgespielten Schweizer Tor durch Silvan Widmer.  Durch seinen Speed. Durch seine freche Spielweise. Mit viel Selbstvertrauen und Mut ist der 21-jährige Stürmer sein zweites Länderspiel angegangen. Dass es sein erstes in der Startformation war und der Rahmen des Anlasses das entscheidende Spiel in der WM-Qualifikation im Stadio Olimpico in Rom, schien den Youngster nicht sonderlich zu beeindrucken. Zum guten Glück. 

Okafor wird nun für seinen grossen Auftritt gegen den Europameister gefeiert. Von den nationalen, über die internationalen bis zu den sozialen Medien. Als sensationeller Shootingstar. Dabei ist der Baselbieter in der Nati eigentlich gar kein neuer, sondern fast schon ein alter Bekannter. Der zwischendurch jedoch fast ein wenig in der Versenkung verschwunden war.

Die Premiere 2019 gegen England

Rückblende. Am 9. Juni 2019 debütierte Noah Okafor im Alter von 19 Jahren unter Vladimir Petkovic in der A-Nationalmannschaft. Damals war er noch ein Spieler der U19-Nati, hatte noch nicht mal einen Einsatz für die U21-Nati absolviert. Beim Final-Turnier der Nations League in Portugal wurde er im Spiel um Platz 3 in Guimaraes gegen England (5:6 n.P.) während der Verlängerung in der 113. Minute für Haris Seferovic eingewechselt.

Noah Okafor bei seinem Debüt für die Nationalmannschaft im Juni 2019.
Noah Okafor bei seinem Debüt für die Nationalmannschaft im Juni 2019.
Bild: Keystone

Der Rahmen war nicht ganz so bedeutend wie an diesem Freitag und es stellte sich damals die Frage, ob die Einwechslung nicht primär aus dem taktischen Grund erfolgte, den talentierten Stürmer reglementarisch definitiv für die Schweiz zu fixen. Denn der in Arisdorf aufgewachsene Okafor ist der Sohn einer Schweizerin und eines Nigerianers und wäre auch für Nigeria spielberechtigt gewesen. Der nigerianische Verband hatte sich auch regelmässig um ihn bemüht. 

Gestützt wird diese These zumindest dadurch, dass es fortan kein Aufgebot mehr für die A-Nationalmannschaft gab, sondern Okafor zur weiteren Entwicklung in die U21-Nati geschickt wurde. Auch sonst geriet sein zunächst steiler Aufstieg ins Stocken.

Spannungen mit Koller und der Rekordtransfer

Im Mai 2018 hatte der Stürmer beim FC Basel in der Super League debütiert, bei seinem zweiten Einsatz, zu Beginn der neuen Saison, gelang ihm bereits sein erstes Tor und er avancierte beim FCB sogleich zum Stammspieler. Doch in seiner zweiten Super-League-Saison 2019/20 geriet Sand ins Getriebe, die Einsatzminuten wurden weniger, es kam zu Spannungen mit Trainer Marcel Koller. Okafor kritisierte, dass dieser mit ihm keinen Plan habe.

Beim FC Basel avancierte Noah Okafor zunächst zum Stammspieler.
Beim FC Basel avancierte Noah Okafor zunächst zum Stammspieler.
Bild: Keystone

Auch deshalb erfolgte in der Winterpause der Transfer zu RB Salzburg. Der österreichische Serienmeister liess sich das Schweizer Juwel die klubeigene Rekordsumme von 11 Millionen Euro kosten. Doch den hohen Erwartungen konnte Okafor zunächst nicht gerecht werden. Im Jahr 2020 erzielte Salzburg 83 Liga-Tore, an gerademal neun davon war Okafor als Schütze oder Passgeber beteiligt. In einer Mannschaft, die den Offensivfussball und das Toreschiessen geradezu zelebriert, ist das ein dünner Wert.

Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund sagte damals denn auch in der Krone-Zeitung: «Da brauchen wir nicht herumreden: Er hat nicht so eingeschlagen, wie wir alle uns das vorgestellt haben.» Freund trotzte die aufgekommene mediale Kritik an Okafor aber auch mit den Worten: «Ich kann mich erinnern, dass es auch schon bei anderen länger gedauert hat, Leute wie Munas Dabbur oder Jonny Soriano.» Er sollte mit diesem Hinweis auch im Fall von Noah Okafor noch recht bekommen. 

Nach schlimmem Start ins Jahr durchgestartet

Zunächst begann aber auch das Jahr 2021 für Okafor katastrophal. Im Januar infizierte er sich mit Corona und kaum war er danach wieder im Team zurück, zog er sich einen Muskelfaseriss zu. Erst im April konnte er wieder richtig angreifen, blieb bei RB aber bis zum Saisonende ein Ergänzungsspieler.

Mit dem Beginn der Saison 2021/22 liess der Baselbieter dann seine Talsohle endlich hinter sich. Noah Okafor startete durch – und wie. In der österreichischen Bundesliga hat er in 12 Spielen 5 Tore und 4 Assists erzielt, in der Champions League traf er beim 3:1-Sieg gegen Wolfsburg zwei Mal  und auch die bei Topvereinen spielenden niederländischen Jungstars nervte er vor einem Monat beim 2:2 der U21-Nati im Rahmen der EM-Qualifikation mit einem Doppelpack. 

Doppelpack gegen Wolfsburg: Auch in der Champions League hat Noah Okafor diese Saison Spuren hinterlassen.
Doppelpack gegen Wolfsburg: Auch in der Champions League hat Noah Okafor diese Saison Spuren hinterlassen.
Bild: Keystone

Und nun also hat Okafor nach den gravierenden Ausfällen von Breel Embolo, Haris Seferovic, Steven Zuber und Christian Fassnacht mit seinem wieder gefundenen Selbstvertrauen auch die Offensive des A-Teams gerettet. Im zweiten Anlauf ist er in der Nati angekommen. Und er könnte dieses Mal gekommen sein, um zu bleiben.

Die jüngeren Brüder eifern ihm nach

Denn die nicht immer einfachen letzten zwei Jahre haben Okafor zweifellos reifen lassen. «Ich hatte in meiner bisherigen Zeit in Salzburg nicht so viel Glück, aber ich bin stark geblieben und versuche jeden Tag mein Bestes zu geben», sagte er kürzlich.

Bei aller Erwartungshaltung an einen Rekordtransfer schien man in Österreich gelegentlich auch vergessen zu haben, dass er immer wieder von Verletzungen gestoppt wurde. Ähnlich wie Breel Embolo hat Okafor eine dynamische Spielweise, die weder sich, noch den Gegner schont. Zudem war er bei seinem Transfer vom FCB zu RB Salzburg im Januar 2020 gerade mal 19 Jahre alt und hatte erstmals sein gewohntes, familiäres Umfeld verlassen.

Ein familiäres Umfeld, das Okafor sehr wichtig ist, wie er in Interviews immer wieder betont hat. Ein familiäres Umfeld, in dem ihm übrigens auch seine beiden jüngeren Brüder Elijah (18, aktuell in der U21 des FC Basel) und Isaiah (16, aktuell in der U17 des FC Basel) nacheifern. Solche Sturmläufe wie von Noah gegen Italien darf man von den beiden Schweizer Junioren-Nationalspielern jedoch nicht erwarten, Elijah und Isaiah sind Abwehrspieler.

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