Yakins Analyse zur EM-Quali «Schlechte Erinnerungen» und ein «Duell unter Freunden»

sda / tbz

10.10.2022

Murat Yakin sieht die Schweiz als Favoriten der Quali-Gruppe I – auf die leichte Schulter will er die Gegner aber nicht nehmen.
Murat Yakin sieht die Schweiz als Favoriten der Quali-Gruppe I – auf die leichte Schulter will er die Gegner aber nicht nehmen.
Keystone

Die Schweizer Nationalmannschaft geht den Schwergewichten in der Qualifikation für die Fussball-EM 2024 in Deutschland aus dem Weg. Die Gruppengegner heissen Israel, Rumänien, Kosovo, Belarus und Andorra.

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614 Tage vor dem Auftakt zur Europameisterschaft in München meinte es die Glücksfee in Frankfurt gut mit der Schweiz. Nicht England und nicht Frankreich wurden als Gegner aus dem zweiten Topf zugelost, sondern Israel. Im dritten Topf befand sich Norwegen mit Erling Haaland, doch es wurde Rumänien. Kosovo ist für Xherdan Shaqiri und Co. mit vielen positiven Emotionen verbunden, möglich wären aus dem vierten Topf auch die Türkei oder Griechenland gewesen. Belarus bedeutet zwar eine weite Reise, ist aber sportlich eine weniger hohe Hürde, als es Nordirland oder die Slowakei gewesen wären.

Der Blick auf die FIFA-Weltrangliste unterstreicht, dass die Schweiz in der Gruppe I als grosser Favorit ins Rennen geht. Der am besten klassierte Gegner der an 15. Stelle geführten Schweizer ist Rumänien als Nummer 53, gefolgt von Israel (76), Kosovo (97) und Belarus (107).

Kosovo als emotionales Highlight

«Es ist keine leichte, aber eine machbare Gruppe. Wir werden in jedem Spiel gefordert sein und jede Aufgabe seriös annehmen», betonte Nationalcoach Murat Yakin am Rande der Auslosung. «Auf den Kosovo, gegen den es hoffentlich wieder so freundschaftlich wird wie im Testspiel im März (1:1 – die Red.), freuen wir uns besonders. Für viele ist es ein sehr emotionales Duell. Das Match hat gezeigt, dass das ein Duell unter Freunden ist», sagte Yakin weiter. Auch auf die Begegnungen mit den Rumänen blickt Yakin mit Vorfreude, «denn dort werde ich ebenfalls einigen alten Freunden begegnen».

Als stärksten Gegner erachtet Yakin Israel. Das Team von Trainer Alon Hazan hat die Qualifikation für die WM 2022 als Dritter hinter Dänemark und Schottland verpasst, schaffte in der Nations League aber den Aufstieg in die höchste Liga. «Israel habe ich in schlechter Erinnerung, weil es mein letztes Länderspiel war und ich verletzt ausgewechselt wurde», so Yakin gegenüber dem «Blick». Das damalige Spiel 2004 in Tel Aviv endete unter Trainer Köbi Kuhn 2:2. Der bisher einzige Sieg gegen Israel in insgesamt sieben Begegnungen datiert aus dem Jahr 1968.

Mit Manor Solomon (Fulham) und Shon Weissmann (Real Valladolid) verfügt die Mannschaft über eine ordentliche Offensivqualität, obwohl sie seit Kurzem ohne die zurückgetretenen Leistungsträger Eran Zahavi (Maccabi Tel Aviv) und Munas Dabbur (Hoffenheim) auskommen muss. Altmeister Zahavi schmiss hin, weil er im September kein Einzelzimmer im Hotel bekam, der ehemalige Grasshopper Dabbur zog sich zurück, weil er als Muslime von den eigenen Fans wiederholt angefeindet wurde.

Italien erneut gegen England und Nordmazedonien

Die härtesten Gruppen erwischten Titelverteidiger Italien und die Niederlande. Italien wurden unter anderem England und Nordmazedonien zugelost. Damit kommt es in der Gruppe C zur Neuauflage des EM-Finals von 2021, das Italien gegen England im Penaltyschiessen gewonnen hat. Zudem begegnen die Italiener mit Nordmazedonien jenem Widersacher wieder, der sie im März in der Barrage um die Teilnahme an der WM 2022 gebracht hat.

Die Niederlande bekommen es in der Gruppe B unter anderem mit Weltmeister Frankreich sowie Irland und Griechenland zu tun. Schwere Gegner erwischte auch Österreich. Das Team von Trainer Ralf Rangnick muss in der Gruppe F mitunter gegen Belgien und Schweden ran.

Auftakt im März

Die erste Runde der Qualifikation findet vom 23. bis 25. März 2023 statt, die letzte vom 19. bis 21. November 2023. Die zehn Gruppensieger und Gruppenzweiten qualifizieren sich direkt, drei weitere Tickets werden in den Playoffs im März 2024 vergeben. Die Playoff-Teilnehmer werden anhand der Leistungen in der Nations League 2022/23 ermittelt. Deutschland ist als Gastgeber direkt für die Endrunde qualifiziert, Russland wegen des Angriffskrieges in der Ukraine aus der Qualifikation ausgeschlossen.

Die EM in Deutschland beginnt am 14. Juni 2024 und endet mit dem Final am 14. Juli 2024 in Berlin. Insgesamt nehmen 24 Mannschaften teil, verteilt auf sechs Gruppen. Das Eröffnungsspiel der Endrunde steigt in München, weitere Spielorte sind Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Gelsenkirchen, Hamburg, Köln, Leipzig und Stuttgart.