Premier League Ist Manchester City einfach nur ein reicher Scheich-Klub? Ja, aber ...

Jan Arnet

17.1.2019

Phil Foden ist der neue Lieblingsschüler von Pep Guardiola.
Phil Foden ist der neue Lieblingsschüler von Pep Guardiola.
Bild: Getty

Dank der vielen Millionen aus Abu Dhabi ist Manchester City in den letzten Jahren zu einem der wertvollsten Teams Europas geworden. Jahr für Jahr kaufen sich die Citizens mit ihrem schwerreichen Inhaber Stars aus aller Welt für teures Geld. Was viele aber nicht wissen: City bildet auch wie kaum ein anderer Verein Talente aus.

Vor zehn Jahren bewegte sich der Stadtklub aus Manchester im Mittelfeld der Premier-League-Tabelle: Zu gut um abzusteigen, zu schlecht um ganz vorne mitzuspielen. Mit der Übernahme durch Mansour Bin Zayed im Jahr 2009 sollte sich dies rasant ändern. Mit den Millionen des Scheichs fand Star um Star den Weg in den Nordwesten Englands und mit ihnen kam endlich der lang ersehnte Erfolg.

2012 gewann City erstmals nach 44 Jahren wieder die Meisterschaft, mittlerweile haben die Skyblues sogar dem englischen Rekordmeister und Stadtrivalen United den Rang abgelaufen. Der bisherige Höhepunkt folgte in der letzten Saison, als die Citizens mit 100 Punkten einen neuen Premier-League-Rekord aufstellten.

Heute hat ManCity gemäss «Transfermarkt» mit einem Gesamtwert von 1,13 Milliarden Euro den zweitteuersten Kader überhaupt auf der Welt – nur Barcelonas Team ist noch wertvoller (1,16 Mrd.). Superstars wie Kevin De Bruyne, Riyad Mahrez oder Raheem Sterling wechselten für viel Geld zum Scheich-Klub, der deswegen nicht nur in England einen schlechten Ruf hat. 

Zwischen Scheich-Klub und Ausbildungsverein

Aber City kann auch anders. Kaum ein anderer Verein in Europa bildet Talente wie die Skyblues aus. Scheich Mansour liess ein High-Tech-Ausbildungssgelände mit 16 Trainingsplätzen und allem drum und dran bauen, wo Jahr für Jahr Nachwuchsspieler geformt werden. City holt junge Spieler, bildet sie aus und versucht sie dann ins Profiteam einzubauen. Wenn das nicht klappt, werden die Youngsters verkauft – und das nicht für wenig Geld. 

Brahim Diaz kam 2014 in die City-Jugend. Vor wenigen Tagen wechselte der 19-Jährige zu Real Madrid.
Brahim Diaz kam 2014 in die City-Jugend. Vor wenigen Tagen wechselte der 19-Jährige zu Real Madrid.
Bild: Getty

In den letzten vier Jahren hat der Klub 13 Spieler aus der eigenen Jugend für insgesamt mehr als 130 Millionen Euro verkauft (siehe Liste unten). Aktuellstes Beispiel: Brahim Diaz, der nur 49 Minuten in der Premier League zum Einsatz kam, ehe er nun für mehr als 17 Millionen an Real Madrid verkauft wurde. Leicester City blätterte 2017 gar fast 28 Millionen für den jungen Stürmer Kelechi Iheanacho auf den Tisch. 

Im Gegensatz zu den Einkäufen von Rekordtransfer De Bruyne (kam 2015 für 76 Mio. aus Wolfsburg) und Konsorten sind die Erlöse für Diaz und Iheanacho natürlich Peanuts. Aber City sichert sich praktisch bei jedem Verkauf mit bestimmten Klauseln ab. Jadon Sancho etwa, der in dieser Saison beim BVB so richtig durchstartet, hat Manchester 2017 für weniger als acht Millionen Euro verlassen. Verkauft Dortmund Sancho aber an einen anderen Verein, kriegt City Medienberichten zufolge 15 Prozent des Erlöses – oder kann durch eine «Matching Right»-Klausel sogar eingreifen, wenn der BVB Sancho verkaufen will. Ähnlich sehen die Verträge von Diaz und Iheanacho aus. 

Im Profi-Kader von ManCity hatte es für Jadon Sancho keinen Platz. In Dortmund ist der junge Engländer bereits ein Superstar.
Im Profi-Kader von ManCity hatte es für Jadon Sancho keinen Platz. In Dortmund ist der junge Engländer bereits ein Superstar.
Bild: Getty

Nur wenige Eigengewächse schaffen es in Guardiolas Starensemble

Mit Rabbi Matondo steht schon das nächste City-Talent im Fokus. Borussia Mönchengladbach will den 18-jährigen Nationalspieler von Wales laut «Sport Bild» verpflichten. Rund 10 Millionen müsste Gladbach für den pfeilschnellen Flügelstürmer, der noch nie bei den City-Profis zum Einsatz kam, hinblättern. 

Die Skyblues wollen das Talent eigentlich nicht verkaufen, doch Matondo sieht seine Zukunft offenbar nicht in Manchester und will seinen 2020 auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Er ist sich wohl bewusst, dass es viel Geduld braucht, um in Guardiolas Starensemble zum Zug zu kommen.

Phild Foden (l.) darf schon mit den «Grossen» jubeln.
Phild Foden (l.) darf schon mit den «Grossen» jubeln.
Bild: Getty

Von den Eigengewächsen ist nämlich erst einer so richtig auf dem Weg zum Top-Star: Phil Foden. Der 18-jährige Mittelfeldspieler, 2017 U17-Weltmeister, hat schon 27 Profi-Einsätze auf dem Buckel. Stammspieler ist Foden natürlich noch nicht, Trainer Pep Guardiola erklärte das Juwel kürzlich aber für unverkäuflich: «Er wird noch viele Jahre bei uns bleiben».

Mittendrin in Citys Jugendakademie ist übrigens auch ein Schweizer. Der 18-jährige Lorenzo Gonzalez stürmt bei der U23 und schiesst regelmässig Tore. Ob der Genfer U-Nationalspieler eines Tages den Sprung zu den City-Profis schafft, steht in den Sternen. Ansonsten wird er halt verkauft.

Lorenzo Gonzalez will es ins Profi-Team der Citizens schaffen.
Lorenzo Gonzalez will es ins Profi-Team der Citizens schaffen.
Bild: Getty

Diese Junioren hat Manchester City seit 2015 verkauft

Kelechi Iheanacho (für 27,7 Mio. Euro zu Leicester City)
Brahim Diaz (für 17,3 Mio. zu Real Madrid)
Enes Ünal (für 14 Mio. zu Villarreal)
Angus Gunn (für 11,3 Mio. zu Southampton)
Rony Lopes (für 12 Mio. zu Monaco)
Pablo Maffeo (für 9 Mio. zu Stuttgart)
Jadon Sancho (für 7,8 Mio zu Dortmund)
Jason Denayer (für 6,5 Mio. zu Lyon)
Angeliño (für 5,5 Mio. zu Eindhoven) 
Karim Rekik (für 5 Mio. zu Marseille)
Oliver Ntcham (für 5 Mio. zu Celtic)
Seko Fofana (für 3,5 Mio. zu Udinese)
Bersant Celina (für 3,4 Mio. zu Swansea)
Dedryck Boyata (für 2 Mio. zu Celtic)
José Pozo (für 0,5 Mio. zu Almeria)

(Ablösesummen gemäss «Transfermarkt» – Angaben in Euro)

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