Am Wochenende erzielt Alayah Pilgrim ihr erstes Tor für die AS Roma. Mit blue Sport spricht die 20-jährige Stürmerin über ihre Nati-Ambitionen und ihr neues Leben in Rom.
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- Im Winter wechselte Nati-Stürmerin Alayah Pilgrim vom FCZ zur AS Roma. Am Wochenende erzielt sie im Cup-Halbfinal ihren ersten Treffer für die Römerinnen.
- In Rom ist die 20-Jährige nun Vollprofi und kann sich voll und ganz auf den Fussball konzentrieren.
- Die Intensität und Qualität seien in Italien deutlich höher als in der Schweiz. Auch die individuellen Trainingssessions helfen ihr dabei, den nächsten Schritt zu machen.
Im Winter wechselte Pilgrim vom FCZ zur AS Roma, dem souveränen Leader der höchsten italienischen Liga. «Sie haben mich super aufgenommen, alle Spielerinnen sind sehr lieb und sehr hilfsbereit», schwärmt Pilgrim während des Nati-Zusammenzugs in Marbella im Gespräch mit blue Sport. Ihr Management habe ihr lange nichts vom Interesse aus Rom erzählt. Warum? «Sie wollten, dass ich mich auf den Rest der Vorrunde beim FCZ konzentriere. In den Weihnachtsferien habe ich es dann erfahren.»
So sehr die Senkrechtstarterin das Interesse schmeichelt, so schwierig ist es, eine Entscheidung zu treffen. «Auf jeden Fall musste ich ein paar Nächte darüber schlafen. Es war ein grosser Entscheid, den ich fällen musste. Ich habe noch zu Hause gewohnt, mein Umfeld ist da, Freunde, mein Freund. Und dann einfach ins Ausland zu gehen, war schon eine grosse Herausforderung.»
Ganz alleine muss die 20-Jährige aber nicht ins Abenteuer starten. In den ersten drei Wochen wird sie von ihrer Mutter begleitet, die auch künftig so oft wie möglich zu ihren Spielen kommt. «Meine Mama ist mein ‹Biggest Supporter› und auch eine mentale Stütze», so Pilgrim. Dass mit Eseosa Aigbogun, die zuletzt verletzt ausfiel, eine Schweizerin in Rom spielt, hat ihr ebenfalls geholfen. «Es tut gut, eine Vertrauensperson zu haben, die auch die gleiche Sprache spricht.»
«Die Intensität und die Qualität sind viel höher»
Im Training ist sie aktuell noch auf die Hilfe der Übersetzer angewiesen, wobei sie schon recht viel verstehe. «Mein Ziel ist es natürlich, dass ich schnell Italienisch lerne. Man muss sich auch ein bisschen anpassen, wenn man in ein fremdes Land kommt. Aber darauf freue ich mich auch.» Nicht nur die Sprache stellt eine Herausforderung dar, auch der Niveauunterschied sei gross: «Es ist schon was ganz anderes. Die Intensität und die Qualität sind viel höher. Meine Beine waren die ersten zwei, drei Wochen recht schwer nach jedem Training.»
Wo sieht Pilgrim selbst ihre grössten Stärken? «Die Schnelligkeit. Ich suche immer das Eins-gegen-eins, mein Blick ist immer nach vorne gerichtet. Und ich bin torgefährlich, beim Abschluss muss ich aber noch etwas effizienter sein.» Diesbezüglich ist sie zuversichtlich, in Rom einen Schritt nach vorne zu machen. Denn aufgrund der professionelleren Rahmenbedingungen stehen auch viele individuelle Sessions auf dem Programm. «Wir haben vier Assistenztrainer, und nach dem Training kommt immer einer zu mir oder ich kann mich auch melden und dann schauen wir Offensivaktionen an. Das hilft schon.»
Pilgrim in Torlaune
Und in der Tat scheint die Arbeit bereits Früchte zu tragen. Im ersten Nati-Spiel unter Pia Sundhage markiert Pilgrim beim 4:1-Testspielsieg gegen Polen das zwischenzeitliche 2:0 und am Wochenende trifft sie nun auch erstmals für die Römerinnen. Im Halbfinal der Coppa Italia gegen AC Milan wird Pilgrim bereits in der 7. Minute eingewechselt und setzt mit ihrem Tor zum 2:0 in der ersten Minute der Nachspielzeit den Schlusspunkt. Dabei spielt sie ihre Qualitäten perfekt aus: Den Blick nach vorne gerichtet, zieht sie in hohem Tempo an ihrer Gegenspielerin vorbei und zimmert das Leder ins nahe Eck.
Setzt sich Pilgrim in Rom durch, so dürfte sie auch in der Nati zu einer unverzichtbaren Spielerin im Angriff avancieren. Auf ihre Nati-Ambitionen angesprochen, meint sie bescheiden: «Die EM 2025 wird etwas Grosses und Wichtiges für den Frauenfussball. Meine persönlichen Ziele sind es, meinen Platz zu finden und dem Team helfen zu können. Und ja, Erfolg!»
Und wie schaltet sie ab vom Fussball? «Jetzt habe ich, ehrlich gesagt, mehr Zeit für mich. Ich bin Vollprofi in Italien und habe einen ganz anderen Tagesablauf. Wir trainieren um halb 12 und Feierabend haben wir um 14 Uhr», sagt sie, begleitet von einem fast schon ungläubigen Lächeln im Gesicht. Mit dem FCZ trainierte sie jeweils am Abend, weil viele Spielerinnen noch einer «normalen» Arbeit nachgehen mussten. «Ich gehe sehr gerne in die Stadt. Rom ist sehr schön und du kannst dort viel anschauen und es gibt schöne Cafés. Natürlich ist auch die Regeneration sehr wichtig, zu viel in der Stadt herumlaufen, das liegt schon nicht drin.» Die wichtigsten Laufwege bleiben für sie auch künftig jene auf dem Platz.