Wieder ein Eklat José Mourinho ist vor allem nur noch eines: peinlich

tbz

28.8.2018

José Mourinho hat bei Manchester United immer weniger zu lachen.
José Mourinho hat bei Manchester United immer weniger zu lachen.
Bild: Getty Images/Fotomontage

Nach der Niederlage gegen Tottenham macht ein arroganter José Mourinho einmal mehr auf sich aufmerksam. Ist der Portugiese dem modernen Fussball noch gewachsen?

Als wäre die gestrige 0:3-Pleite gegen Tottenham Hotspur nicht schon peinlich genug für Manchester United, blamierte sich deren Trainer José Mourinho im Anschluss an das Spiel auch noch an der Pressekonferenz. Als ihn ein Journalist darauf hinweist, dass ein Grossteil der Fans das Stadion bereits kurz nach Anpfiff der zweiten Halbzeit verlassen habe, stolziert der Portugiese hochnäsig aus dem Raum und sagt: «Ich habe dreimal die Premier League gewonnen und alle anderen Trainer in dieser Liga zusammen erst zweimal. Drei für mich, zwei für die, Respekt mann, Respekt.» Als Mourinho den Raum verlässt, fangen die Journalisten an zu lachen.

Es ist das neuste Kapitel in einer traurigen Geschichte, geschrieben vom einst charismatischen und erfolgreichen José Mourinho. Der Erfolgstrainer von gestern ist heute vor allem noch eines: peinlich.

Schuld ist immer jemand anderes!

In der Vergangenheit hat Mourinho nach Niederlagen schon oft versucht die mediale Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und so seine Spieler aus der Schusslinie zu nehmen. Aber was momentan abgeht, hat nichts mehr damit zu tun, irgendjemanden in Schutz zu nehmen, damit hat der Portugiese spätestens nach Ende der Saisonvorbereitung aufgehört. Die Nachwuchsspieler von Manchester United beschrieb er mit den Worten «nicht meine Spieler» und «die gehören nicht in die Mannschaft». Aber auch mit den Spielern seiner Mannschaft ist Mourinho nicht zufrieden, auf die Frage, ob Alexis Sanchez unglücklich sei, antwortete er unlängst: «Soll er denn glücklich sein mit den Spielern um ihn herum?»

Erfundene Bildlegende: «Herzliche Gratulation, mit dir habe ich mich noch nicht gestritten».
Erfundene Bildlegende: «Herzliche Gratulation, mit dir habe ich mich noch nicht gestritten».
Bild: Getty Images

Mit etwas Ironie lässt sich festhalten: Die Spieler sind nicht Mourinhos einziges Problem, der arme Kerl muss sich auch noch mit einer unglaublich knausrigen Vereinsführung herumschlagen, durfte er doch in seinen bisherigen zwei Jahren als United-Trainer bei Transfereinnahmen von 82 Millionen Euro nur 432 Millionen Euro ausgeben. Das sind netto 350 Millionen! Zum Vergleich: In der selben Zeitspanne hat Mauricio Pochettino, Trainer bei Tottenham, Nettoausgaben von gerade mal 49 Millionen zu verbuchen.

Trotzdem wollte Mourinho diesen Sommer noch mehr Verstärkung – am liebsten in der Abwehr, denn dort spielen Bailly und Lindelöf und mit denen scheint der Portugiese wenig bis gar nichts anfangen zu können. Wer die beiden gekauft hat? Er selber natürlich.

Aber das sind längst nicht alle Sorgen, die José Mourinho täglich plagen – er streitet sich auch gerne noch mit Paul Pogba, Paul Pogbas Agent, Luke Shaw, Anthony Martial, der englischen FA, dem Schiedsrichter, und so weiter und so fort.

«Hmpf!», José Mourinho hat mal wieder ganz miese Laune.
«Hmpf!», José Mourinho hat mal wieder ganz miese Laune.
Bild: Getty Images

Das «Dritte-Saison-Syndrom»

Die Wutausbrüche häufen sich, der Gesichtsausdruck wird immer mürrischer und die Erfolge bleiben aus – alles typische Symptome des sogenannten «Dritte-Saison-Syndroms» unter José Mourinho. Der Portugiese hat nämlich in der Vergangenheit gezeigt, dass sein Kartenhaus meistens in der dritten Saison in sich zusammenfällt:

Chelsea 2004 – 2007

In den ersten zwei Jahren bei Chelsea gewinnt «The Special One» zweimal hintereinander die englische Meisterschaft, zudem den «League Cup» und den «Community Shield». Dann vermiest es sich Mourinho mit Chelsea-Boss Abramowitsch, Manchester United wird Meister und «The Special One» ist nach drei Jahren Geschichte.

Als sie sich noch lieb hatten: José Mourinho (links) und Roman Abramovich.
Als sie sich noch lieb hatten: José Mourinho (links) und Roman Abramovich.
Bild: Getty Images

Real Madrid 2010 – 2013

In seiner zweiten Saison in Madrid holt er den Titel mit unglaublichen 100 Punkten und beendet eine dreijährige Siegesserie des FC Barcelona. In Madrid lieben sie ihn, doch in seiner dritten Saison zofft sich Mourinho mit allen und jedem, darunter Sergio Ramos, Iker Casillas, Cristiano Ronaldo und Karim Benzema. Letzteren muss er häufig für den verletzten Higuain aufstellen und beschreibt ihn mit den Worten: «Wenn ich nicht mit einem Hund jagen kann, dann jage ich halt mit einer Katze».

Dann sticht er dem damaligen Barcelona-Trainer Tito Vilanova (†) mit dem Finger ins Auge und wird auch im Copa-del-Rey-Finale gegen Atlético auf die Tribüne geschickt. Die Erfolge bleiben aus und Mourinho verlässt Madrid nach der «schlechtesten Saison» seiner Karriere.

Chelsea 2013 – 2015

Während seiner zweiten Amtszeit an der Stamford Bridge bringt Mourinho die berüchtigte dritte Saison nicht einmal hinter sich. Er wird nach dem 16. Spieltag entlassen. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich Chelsea in der Premier League auf dem drittletzten Platz. Dies nachdem Mourinho die «Blues» in der Saison zuvor erneut zur Meisterschaft und zum League-Cup-Double geführt hatte. Dieses Mal hatte er ein Problem mit Team-Doktor Eva Carneiro, die sogar gegen ihn vor Gericht zog.

Eva Carneiro erhob Vorwürfe wegen sexueller Diskriminierung gegen José Mourinho.
Eva Carneiro erhob Vorwürfe wegen sexueller Diskriminierung gegen José Mourinho.
Bild: Getty Images

Entlassung: Buchmacher haben einen klaren Favoriten

Und jetzt steht «The Special One» bei Manchester United in der dritten Saison erneut vor dem Zusammenbruch. Bei den englischen Buchmachern ist er längst an erster Stelle, wenn es darum geht, wer dieses Jahr auf der Insel zuerst entlassen wird. Es sieht nicht gut aus – zwei Niederlagen aus den ersten drei Spielen, das passierte Manchester United zuletzt 1992.

Die Frage ist vielleicht gar nicht, wie lange Mourinho noch als Trainer bei den «Red Devils» an der Seitenlinie stehen wird, sondern wie lange er überhaupt noch an einer Seitenlinie stehen wird. Er galt zwar vor nicht allzu langer Zeit noch als einer der besten Trainer der Welt, aber seine ultra-defensive Herangehensweise scheint dem modernen, hohen Pressing und schnellen Umschaltspiel nicht gewachsen und längst überholt zu sein.

Vielen Fussballfans wäre es wohl recht, seinen mürrischen Gesichtsausdruck und seinen ebenso mürrischen Fussball in Zukunft nicht mehr so häufig ansehen zu müssen.

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