José Mourinho spaltet die Fans von Tottenham. Der exzentrische Trainer startet bei seinem ersten Auftritt eine Charme-Offensive. Kurzfristig braucht er Punkte. Langfristig denkt er an Trophäen.
Vor seinem ersten Spiel mit Tottenham hörte José Mourinho kaum auf zu strahlen. Der neue Spurs-Coach, der am Samstag im Derby bei West Ham erstmals auf der Bank sitzen wird, betonte mehrmals, wie sehr er sich auf die Rückkehr an die Seitenlinie und den Job in London freue. «Ich könnte nicht glücklicher sein», schwärmte er im Interview der Vereinswebsite. «Und wenn ich nicht so glücklich wäre, wäre ich nicht hier», sagte Mourinho. Von seinem Vorgänger Mauricio Pochettino hatten sich die Spurs am Dienstagabend getrennt.
Der in der Vergangenheit oft selbstverliebt auftretende Portugiese, der stets genüsslich auf seine Erfolge verwies, gab sich sogar selbstkritisch. Er habe die knapp einjährige Pause zur Selbstanalyse genutzt. «Mir ist klar geworden, dass ich Fehler gemacht habe», sagte Mourinho auf seiner ersten Pressekonferenz, ohne näher zu erläutern, welche Fehler er meinte. «Ich werde die selben Fehler nicht noch einmal machen. Ich werde neue Fehler machen, aber nicht die selben.»
Später war Mourinho bei Sky Sports News wieder ein bisschen der Alte, «The Special One». Rund 700 Textnachrichten mit Gratulationen habe er bekommen. «Ich darf mich hier vielleicht entschuldigen, dass ich 500 davon nicht beantworten konnte», sagte er und grinste. «Ich habe 700 bekommen, hatte aber nur Zeit, auf 200 zu antworten.» Über die Glückwünsche, darunter auch eine Nachricht von Manchester-Uniteds CEO Ed Woodward, zeigte er sich überrascht und erfreut. «Das war nett.»
Fürsprecher und Kritiker
Titelgarant oder Mann von gestern, Glücksgriff oder Risiko? Die Tottenham-Fans sind in Sachen Mourinho gespalten. Ein grosser Fanklub sorgte sich in einer öffentlichen Stellungnahme um die Zusammenarbeit zwischen dem autoritären Spurs-Boss Daniel Levy und dem Alphatier Mourinho. Der Coach ist optimistisch. «Ich teile seine Vision», sagte er, «das war einer der wichtigsten Gründe, um den Job anzunehmen».
Das Ziel ist klar: endlich wieder Trophäen nach Tottenham zu holen. Fürsprecher des Portugiesen verwiesen darauf, dass er bisher mit jedem Klub etwas gewonnen hat. Mit dem Rekordmeister Manchester United, der ihn im Dezember 2018 beurlaubt hatte, holte er die Europa League und den Ligacup. In der Premier League ist die Meisterschaft für den Tabellen-14. zwar kein Thema mehr – «aber wir können sie in der nächsten Saison gewinnen», so Mourinho. «Ich sage nicht 'werden', aber 'können'.»
Der Trainer verriet auch noch, dass sein Einsatz für Tottenham auch beim Schlafengehen nicht endet. Er trage das Tottenham-Pyjama und schlafe auch darin, sagte er. «Ich arbeite und schlafe darin – Trainingsanzug oder Pyjama, das verwechselt man irgendwann. So bin ich. Ein Vereinsmann.»