Katar erwägt, die meisten Nationalmannschaftsspieler an den belgischen Klub Eupen auszuleihen. Der Grund: So könnten sie vor der Weltmeisterschaft 2022 eine Saison lang zusammen spielen.
Im Juli 2012 kaufte sich der katarische Staatsfonds den damaligen belgischen Zweitligisten, die Königliche Allgemeine Sportvereinigung Eupen, kurz KAS. Seit ihrem Einstieg geben die Katarer pro Jahr geschätzt eine hohe einstellige Millionensumme für die KAS aus, wie das «Handelsblatt» berichtet.
Auch eine Jugend-Akademie hat man dort errichtet, in der vor allem Spieler aus Afrika ihre Ausbildung absolvieren, darunter natürlich auch katarische Talente. «Bis heute haben wir über all die Jahre 19 Spieler aus Katar hier bei uns gehabt», rechnete ein Vereinsfunktionär letztes Jahr vor.
Auf diese Saison präsentierte der Klub gleich 14 Neuzugänge, darunter auch etwa den ehemaligen Barça-Legionär Adriano. In der Multi-Kuli-Truppe findet sich auch der ehemalige deutsche Nationalspieler Andreas Beck wieder. Im aktuellen Kader sucht man derzeit vergebens Spieler aus dem kleinen Öl-Staat. Das könnte sich nun aber ändern.
Gemäss «bhnet» wollen die Klubbosse KAV nun dafür nutzen, um Katar optimal auf die Weltmeisterschaft 2022 vorzubereiten. Katar ist derzeit auf Platz 55 in der Fifa-Rangliste und will sich als Gastgeber beim grössten Sportturnier der Welt auch auf dem Rasen gut repräsentieren.
Perfekte Vorbereitung – nicht der erste Staat mit der Idee
Zwar hat man 2019 mit dem (souveränen) Gewinn des Asien-Cup für Aufsehen gesorgt, optimal sind aber die Umstände trotzdem nicht. Dafür ist in der nationalen Meisterschaft das Niveau trotz der teilweise guten Ausländer zu tief.
So planen die Kataris, 2020/21 einen Grossteil der Nationalspieler an den Eupen «auszuleihen». Ziel ist es, sie alle gemeinsam eine Saison in einer (europäischen) Profiliga spielen zu lassen – in einem wettbewerbsintensiveren Umfeld als zu Hause. Im Mai 2022 würden die Spieler dann alle für ein letztes grosses Trainingslager nach Katar zurückkehren, bevor das Turnier dann am 21. November 2022 beginnt.
Dieser grosse Transfer von Nationalspielern in den Klubfussball wäre eine neue Dimension im Fussball. Da alle Profiklubs des Landes direkt oder indirekt dem Staat angehören, liegt die Sache in den Händen von Tamim bin Hamad Al Thani. Wenn der Emir von Katar seine Zustimmung gibt, müssen die Vereine gehorchen.
Ein Novum ist die Überlappung der Nationalmannschaften und dem Vereinsfussball aber nicht. So gestatte 2017 der Deutsche Fussballbund DFB der chinesischen U20-Auswahl Chinas, in der Regionalliga Südwest teilzunehmen, um so Spielpraxis für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio zu sammeln.
Nach nur einem Testspiel stoppte China aber das Projekt. Einige Zuschauer protestierten mit der Tibet-Fahne gegen die Gastreise – die chinesische Delegation wollte nach dem Eklat nicht mehr weiter antreten.