Zürich
Gegen Ungarn plant das Schweizer Nationalteam den perfekten Prolog zum Gruppenendspiel in Lissabon. Das positive Ende einer bislang perfekten WM-Qualifikation wäre auch für Vladimir Petkovic ein nächster Beleg seiner Qualitätsarbeit.
Bis anhin ging aus Sicht der verlustpunktlosen Schweizer auf dem Platz nahezu nichts schief. Nur der Weltmeister Deutschland, der die Konkurrenz seit zwei Jahren richtiggehend überrollt, hat vergleichbare Zahlen vorzuweisen. In allen relevanten Rankings gehört die SFV-Auswahl mittlerweile zu den Top-Teams: viel Ballbesitz, eine Flut von Torchancen, maximale Punktzahl.
Entsprechend positiv fielen die Wortmeldungen vor der entscheidenden Doublette gegen Ungarn und Portugal aus. Die Beteiligten sind sich einig: "Wir haben uns sehr gut entwickelt. Die Qualität ist vorhanden, um gegen jeden zu bestehen." Die Selbstüberzeugung wirkt nicht aufgesetzt, das Vertrauen in die eigenen Vorzüge fusst tief. In der über dreijährigen Ära Petkovic resultierten in 22 Wettbewerbsspielen nur drei Niederlagen.
Grosse gegenseitige Akzeptanz
Das Gebilde wirkt stabil, die Formschwankungen sind minim. Die gegenseitige Akzeptanz sei grösser denn je, ist aus dem inneren Zirkel der Equipe zu vernehmen. Wie sich der Ausfall der Schlüsselfigur Valon Behrami auswirken wird, bleibt abzuwarten. Im Vorfeld war sein Forfait nur kurzzeitig ein Thema, was für die tatsächliche Breite im gut dotierten Kader spricht.
Ottmar Hitzfeld spricht selten öffentlich über die Arbeit seines Nachfolgers. In diesen Tagen wich der Welt-Trainer im Ruhestand von seiner Haltung ab. "Vladimir Petkovic hat das Team weiterentwickelt." Seine Einschätzung in der "Aargauer Zeitung" verdeutlicht den hohen Respekt, den sich Petkovic mit seinem exzellenten Coaching erarbeitet hat.
Dem Tessiner tut das Kompliment von höchster Instanz gut. Lange hatte er mit einer weit verbreiteten Skepsis ihm gegenüber zu kämpfen und ortete seinerseits vorwiegend negative Beurteilungen. Die Irritationen haben sich verflüchtigt, seine Mimik hat sich verändert, er geht auf die Kommentatoren zu, schüttelt Hände, verströmt Zuversicht - die Balance stimmt längst.
"Entscheidend ist, dass der Zusammenhalt grösser wurde. Da beziehe ich alle mit ein - den ganzen Staff, die Spieler, alle", sinniert der Selektionär in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Granit Xhaka spricht in diesem Zusammenhang vom wichtigsten Input des Tessiners. "Er hat von der ersten Minute an verlangt, uns in jeder Lage solidarisch zu verhalten. Wenn sich jemand nicht an dieses Prinzip hält, setzt er immer wieder Zeichen - und zwar sofort."
Auf taktischer und sozialer Ebene ist eine Linie erkennbar, die Petkovic sagen lässt: "Schon in der letzten EM-Ausscheidung gegen England waren wir gut, aber es fehlte noch etwas. Jetzt sind wir weiter." An der Endrunde in Frankreich hätten sie weitere Fortschritte erzielt, beim Auftakt der WM-Kampagne gelang gegen Portugal (2:0) die Bestätigung.
"Wir wollten immer schon agieren, aber mittlerweile können wir auch reagieren. Wenn man vorbereitet ist, wenn man mental stark ist, dann ist eine Reaktion in schwierigen Situationen möglich", beschreibt Petkovic jenen Prozess innerhalb der Mannschaft, den er mit Blick auf die sich abzeichnende Gruppen-Finalissima in Lissabon für besonders wertvoll hält.
"Mit links schlagen wir sie nicht"
Der Schwung der letzten Jahre sein zwar hilfreich, so Petkovic, aber sie müssten hungrig bleiben. "Unsere acht Siege sind Vergangenheit und für Wikipedia wichtig. Verlieren wir gegen Ungarn, spielen am Ende plötzlich die Nerven eine Rolle." Vor dem Duell mit den Osteuropäern macht Petkovic allen klar: "Mit links schlagen wir sie nicht."
Das erklärte Ziel der Schweizer ist es, am Dienstag mit drei Punkten Vorsprung anzutreten. Dann würde ein Remis zum vierten WM-Vorstoss in Serie genügen und wäre der Umweg über die Playoffs kein Thema mehr. Von Ungarn will sich der Leader nicht aufhalten lassen - nicht von einem EM-Achtelfinalisten, der in diesem Jahr abgestürzt ist und sich in Andorra (0:1) eine Jahrhundert-Blamage geleistet hat.
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