Interview Kilchsperger: «Am Anfang spürte ich von den Fussball-Experten schon ein gewisses Misstrauen»

Jan Arnet

7.8.2020

Roman Kilchsperger freut sich auf eine «hoffentlich lange Champions-League-Nacht».
Roman Kilchsperger freut sich auf eine «hoffentlich lange Champions-League-Nacht».
Bild: Teleclub

Roman Kilchsperger wird die Teleclub-Zuschauer ab 20 Uhr im Champions-League-Studio begrüssen und auf einen spannenden Abend einstimmen. «Bluewin» hat den Moderator schon vorab zum Gespräch getroffen.

Endlich geht es in der Königsklasse wieder los. Wie ist deine Gemütslage?

Roman Kilchsperger: Die Vorfreude ist gross. Ich merke, wie die Champions League wieder überall zum Thema wird. Und es geht ja gleich von 0 auf 100. 11 Spiele in 16 Tagen, das ist wie eine Mini-EM – für den Fan ist das natürlich sensationell. 

Wie bereitet man sich als Moderator einer Champions-League-Sendung vor, wenn die letzten Spiele dieses Wettbewerbs fast ein halbes Jahr zurückliegen?

Das war wirklich nicht ganz leicht. Aber ich kann ja nicht sagen, dass ich keine Zeit zum Vorbereiten hatte (lacht). Ich habe mir die letzten Spiele nochmals angesehen – und dabei zum Beispiel gemerkt, dass Juve ja im Hinspiel bei Lyon keinen einzigen Torschuss hatte. Das hatte ich so nicht mehr auf dem Schirm. Oder Ramos' Notbremse-Foul in Madrid, weshalb er nun in Manchester fehlen wird. Mittlerweile ist alles wieder ziemlich präsent, aber ohne Vorbereitung wäre das heute nicht gegangen.

Du bist jetzt zwei Jahre bei Teleclub. Fussball-Fan warst du schon vorher, kannst du dich jetzt auch Experte nennen?

Ich habe gelernt, dass es etwas anderes ist, Fussball-Fan oder Fussball-Moderator zu sein. Früher habe ich einfach das Spiel geschaut und gedacht, ich weiss sehr viel. Ich bin dann schon ein bisschen erschrocken und habe gemerkt, dass ich schon besser informiert sein muss, sonst reden mir die Experten um die Ohren herum. Transfers beispielsweise notiere ich mir jetzt, damit ich weiss, was wie und wo läuft. Der Fussball wurde vom Hobby zum Beruf, das ändert schon etwas. Das Schönste ist aber auch: Es ist immer noch mein Hobby.



Mit Zubi, Petric oder Urs Meier kommst du hier regelmässig in Kontakt mit echten Fussballgrössen. Warst du vor deiner ersten Sendung nicht etwas unsicher, dass du vielleicht nicht auf Augenhöhe mitdiskutieren könntest?

Davor hatte ich eigentlich keine Angst. Aber ich spürte schon ein gewisses Misstrauen – ‹was will jetzt dieser Typ, der Jass-Sendungen kommentiert hat, in unserer Kathedrale des Fussballs?›. Das spürte ich von Zuschauern wie auch vom einen oder anderen Experten. Zubi etwa schaute zu Beginn schon etwas schräg, als wolle er sagen: ‹Kannst denn du das?› Aber ich war ja nicht ganz neu, ich moderierte vor über 20 Jahren schon Live-Ran bei Sat 1. Und die WM 2006 für Premiere in Deutschland. Die Experten haben dann auch schnell gemerkt, dass ich ein Fussball-Fanatiker bin, das reicht ihnen dann auch.

Auf was können sich die Teleclub-Zuschauer in den nächsten Wochen freuen? 

Aufgrund der aktuellen Lage können wir natürlich nicht x-beliebige Gäste ins Studio einladen. Am 18. August dürfen wir aber Diego Benaglio begrüssen. Und als neuer Experte wird uns Marco Streller unterstützen, worauf ich mich sehr freue. Wir haben kein Publikum, weshalb wohl alles etwas ruhiger ablaufen wird als vor der Coronazeit. Umso mehr ist es unser Anspruch, dem Zuschauer etwas zu erklären und mitzugeben – vor und nach dem Spiel.

Zum ersten Mal wird die Champions League in einem Final-8-Turnier ohne Rückspiel entschieden. Was bedeutet das für den Wettbewerb? 

Es gibt keine Rückspiele, was bedeutet, dass du nur eine Partie gewinnen musst, um weiterzukommen. Basel zum Beispiel gewinnt in der Europa League eher ein Spiel gegen Schachtar Donezk als zwei. Für den FCB ist es also der einfachste Weg, in die Champions League zu kommen – man muss nur noch drei Spiele gewinnen (lacht). Der Modus kommt den Underdogs natürlich entgegen, allerdings ist es in der Königsklasse aus meiner Sicht schwierig, überhaupt einen Aussenseiter auszumachen.

Ein Vorteil könnte es aber für Cristiano Ronaldo sein. Weil das Turnier in Lissabon über die Bühne geht – da, wo für CR7 einst alles angefangen hat. Juve muss sich aber zunächst für die Viertelfinals qualifizieren ...



Juventus geht mit einem 0:1-Rückstand ins Rückspiel gegen Lyon. Und auch Real muss bei ManCity ein 1:2 drehen. Was liegt für Ronaldos Team und seinen Ex-Klub noch drin?

Lyon kommt ja völlig ausgeruht in dieses Spiel, aber Juve wird das heute wahrscheinlich schon noch drehen. An eine Wende der Königlichen glaube ich aber nicht. Da ist City zu stark. Auch wenn sich Zidane als Trainer noch nie in einem K.-o.-Duell geschlagen geben musste – heute wird er Guardiola gratulieren müssen. Ich hoffe aber auf einen langen Abend inklusive Verlängerung.

Ist City auch dein grösster Titelfavorit?

Nein, wenn ich Geld setzen müsste, würde ich auf die Bayern tippen. Chelsea werden sie nach dem 3:0 im Hinspiel sowieso rauswerfen und auch Barça könnte die Münchner nicht aufhalten. Bayern ist sicher der Top-Favorit.

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