Jürgen Klopp ist einer der vielen Gäste an der Buchvorstellung seines ehemaligen Chefs Hans-Joachim Watzke. Der Liverpool-Coach plaudert dabei aus dem Nähkästchen.
Bei seiner kurzen Rückkehr nach Dortmund wurde Jürgen Klopp stürmisch empfangen. Und der einstige BVB-Erfolgscoach enttäuschte die rund 400 Zuhörer nicht. Als prominenter Gast der Buchvorstellung von Hans-Joachim Watzke, der in seiner Biografie «Echte Liebe» Einblicke in sein Leben als BVB-Geschäftsführer gewährt, lief der derzeitige Coach des FC Liverpool am Donnerstagabend zu Höchstform auf. Seine besten Sprüche:
«Ich mochte schon immer Akis extremen Optimismus. Zu glauben, dass seine Enkelkinder noch Bücher lesen.»
Klopp reagiert auf den Hinweis des eigentlich für seinen Pessimismus bekannten Watzke, die Biografie auch für seine Enkelkinder geschrieben zu haben.
«Ich kannte Aki eigentlich nur aus dem Fernsehen. Da kam er mir immer vor wie ein Bezirksliga-Trainer, der den Fussball liebt, dem die klassischen Stammtischparolen nicht fremd sind und der die Öffentlichkeit nicht scheut. Er machte aber durchaus einen intelligenten Eindruck.»
Klopp erzählt, welchen Eindruck er von Watzke vor dem persönlichen Kennenlernen hatte.
«Als ich mit Ulla zusammenkam, wollten wir gemeinsame Kasse machen. Da haben wir alles auf den Tisch geworfen. Ich hatte minus 40 000, sie hatte plus 10 000. Ich fand, es war eine super Idee mit der gemeinsamen Kasse.»
Klopp erzählt auch eine Anekdote zum ersten Einzug mit seiner Frau in eine gemeinsame Wohnung.
«Damals hatte der BVB noch kein Geld. Das gab es erst, als ich weg war. Aber das Mittagessen hat immer Aki bezahlt, das war cool.»
Klopp witzelt über die finanzielle Situation der Borussia in seiner Amtszeit von 2008 bis 2015.
«Das ist die verrückteste Situation meines Lebens. Ich bin 100 Prozent Schwarzgelb – und mein bester Freund trainiert jetzt den FC Schalke 04. Ich weiss immer noch nicht, wie ich das klar kriege.»
Klopp bleibt für immer Schwarzgelb und kann das Engagement des neuen Schalke-Coach David Wagner nur bedingt verstehen.
Watzke: «Ich wäre rausgeschmissen worden, hätte ich es nicht versucht»
In seinem Rückblick auf sein «Leben mit dem BVB» äusserte sich Watzke auch ausführlich zur Trennung von Klopp im Sommer 2015. Darüber hinaus verriet Watzke, dass es sogar einen Versuch gab, den Erfolgscoach im Mai 2018 zum BVB zurückzuholen. «Ich hätte mir nicht verziehen, ihn in diesem Moment nicht wenigstens gefragt zu haben», schrieb Watzke. Am Abend präzisierte er: «Ich habe gedacht, wenn wir jetzt was machen, und Jürgen sagt im Interview vier Wochen später, mich hat keiner gefragt, dann werde ich hier rausgeschmissen, weil ich es nicht versucht habe.»
Der in Dortmund noch immer populäre und in Liverpool bis 2022 gebundene Klopp schloss ein Comeback beim BVB zwar nicht kategorisch aus, machte den BVB-Fans aber wenig Hoffnung: «Es war ein traumhafter Lebensabschnitt, und ich weiss nicht, ob man den toppen kann. Und wenn man es könnte, dann würde das wiederum den Wert der sieben Jahre schmälern», schrieb er. Am Abend in Dortmund klang Klopp weniger eindeutig: «Ich habe mir keine Gedanken gemacht. Ich weiss nicht, was passiert. Man wird sehen, was ich in Zukunft mache.»