Paris Saint-Germain und Liverpool sind im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League unter Druck. Liverpool kann gegen Atlético Madrid auf Fans zählen, PSG spielt gegen Dortmund ohne Unterstützung.
Auf den ersten Blick könnten die Gemeinsamkeiten zwischen Paris Saint-Germain und dem FC Liverpool aktuell kaum grösser sein: Beide Teams stehen – angeführt von deutschen Trainern – in der heimischen Meisterschaft vor dem Titelgewinn, müssen in der Champions League gegen vermeintliche Aussenseiter ein Handicap aus dem Hinspiel wettmachen, und dies im eigenen Stadion. Bei genauerem Hinsehen jedoch wird offenkundig, wie sehr sich die Ausgangslage für PSG und Liverpool unterscheidet.
Bei Titelverteidiger Liverpool, das in der Premier League noch zwei Siege vom ersten Titelgewinn seit 30 Jahren entfernt ist, wird das Weiterkommen in der Champions League gegen Atlético Madrid nach dem 0:1 aus dem Hinspiel zwar mit Vehemenz angestrebt, Heldenstatus werden die Spieler und besonders Trainer Jürgen Klopp in einigen Tagen aber ohnehin erreicht haben.
Klopp bleibt zuversichtlich
Die «Reds» können in Anfield gegen die unangenehmen Defensivspezialisten aus der spanischen Hauptstadt auf die Unterstützung ihrer Fans sowie gute Erinnerungen aus vergangenen Champions-League-Kampagnen zählen. Vor dem Kop, der für ihre Lautstärke berühmten Kulttribüne von Anfield, dominierte Liverpool schon so manchen Gegner im Europacup. Legendär war der Sieg gegen Barcelona im vergangenen Jahr. Nach einer 0:3-Niederlage im Camp Nou erreichten die Reds durch ein 4:0 im Rückspiel den Final, den sie mit 2:0 gegen Tottenham Hotspur gewannen.
«Es ist erst Halbzeit. Wir sind schon in 'normalen' Spielen gut darin, die Halbzeit zu nutzen und uns zu verbessern. Und diesmal betrug die Pause drei Wochen und nicht 15 Minuten», so Klopp, der von seinem Team mehr Schüsse aufs Tor fordert. Im Hinspiel hatte Atléticos Goalie Jan Oblak keinen Abschluss abzuwehren, chancenlos sei sein Team aber trotz dieser Statistik nicht gewesen, befand Klopp. Und dann ist da ja noch der Kop: «Unsere Fans sind in der Lage eine Atmosphäre zu schaffen, wie sie nur wenige Spieler von Atlético schon erlebt haben», so der 52-Jährige.
Schicksalsspiel für Tuchel?
Vor den gegnerischen Fans zu fürchten braucht sich Borussia Dortmund bei seiner Aufgabe in Paris nicht. Aufgrund des Coronavirus muss PSG die Wende im Rückspiel ohne Zuschauer schaffen. «Ein Spiel ohne Zuschauer ist für beide Mannschaften nicht angenehm. Niemand weiss, ob das der richtige Entscheid für den Fussball ist», sagte Dortmunds Trainer Lucien Favre. Darum sei es wichtig, sich «mental darauf vorzubereiten».
Für Thomas Tuchel, Favres Amtskollege bei PSG und ehemaliger BVB-Coach, wird es auch ohne heisse Atmosphäre eine delikate Angelegenheit. Das routinemässige Stemmen des Meisterpokals reicht den Vereinsbossen längst nicht mehr, die Königsklasse ist seit der Übernahme der katarischen Investorengruppe Qatar Sport Investments 2011 das grosse Ziel. Ein Ausscheiden hätte für Tuchel wohl Folgen.