Wendepunkt Lewandowskis klärendes Gespräch mit Klopp: «War notwendig»

SB10

11.11.2020

Robert Lewandowski (l.) und Jürgen Klopp mussten sich erst finden.
Robert Lewandowski (l.) und Jürgen Klopp mussten sich erst finden.
Bild: Keystone

Nach einer sensationellen Saison ist Torjäger Robert Lewandowski ganz oben im Fussball-Olymp angekommen. Doch sein Weg war lang und steinig. Ein klärendes Gespräch mit Jürgen Klopp sieht der Pole rückblickend als Schlüsselmoment.

Der Angreifer des FC Bayern München blickt in einem Interview mit «Goal» auf seine schwierige Phase bei den Junioren zurück, als man ihm wegen seiner schmächtigen Statur den Durchbruch nicht zutraute. So wurde Lewandowski als 17-Jähriger bei seinem Lieblingsklub Legia Warschau aussortiert. «Das hat sehr geschmerzt», hält er fest. Danach habe er allen zeigen wollen, was in ihm stecke. Mit harter Arbeit im Kraftraum habe er seine Muskulatur aufgebaut, was enorm geholfen habe. 

Beim Drittligisten Znicz Pruszkow wurde er Torschützenkönig, Lech Posen schnappte zu. Im Sommer 2010 verpflichtete ihn dann Borussia Dortmund. Doch die ersten paar Monate war der Stürmer meistens nur Edeljoker. Nach einem verlorenen Champions-League-Auswärtsspiel in Marseille habe er den damaligen Coach Jürgen Klopp aufgesucht, erinnert er sich. «Wir sprachen fast zwei Stunden, ich habe ihm gesagt, was ich auf dem Herzen hatte – und er hat mir erklärt, was er von mir erwartet.»

Nach der Unterredung mit Klopp habe «alles besser» funktioniert. «Ich habe dieses Gespräch gebraucht», so Lewandowski. «Ich war sehr jung und habe erstmals in meinem Leben im Ausland gelebt. Ich habe die Sprache noch nicht perfekt gesprochen und dementsprechend auch nicht alles verstanden, was er mir gesagt hat. Das war aber egal, die Klärung der Situation war notwendig.»

Nach vier erfolgreichen Jahren beim BVB wechselte er nach München. In diesem Sommer durfte er nach dem Sieg gegen PSG endlich die Champions-League-Trophäe hochstrecken, sein grösster Traum sei damit in Erfüllung gegangen, verrät der 32-Jährige. «Das Gefühl in diesem Moment ist unglaublich, so etwas habe ich noch nie zuvor gespürt. Man realisiert, dass die harte Arbeit, die man über zwanzig Jahre investiert hat, belohnt wird.»

Lewandowski: «Wir sind immer noch im Siegermodus»

Nach der perfekten Saison mit seinem Team sei es von Vorteil gewesen, dass nicht viel Zeit bis zum Saisonstart vergangen sei. «Wir sind immer noch im Siegermodus. Solange man Fussball spielt, muss man hungrig bleiben. Nach ganz oben zu kommen, ist schwierig. Aber ganz oben zu bleiben, ist noch schwieriger. Jetzt müssen wir noch mehr Prozent geben. Am Ende der Karriere darf man dann zurückblicken und sich an den gewonnenen Titeln erfreuen.»

Wettbewerbsübergreifend erzielte der 114-fache Nationalspieler 55 Tore. «Meine Rekorde freuen mich natürlich, aber letztlich sprechen wir hier nur über Zahlen, die nicht wirklich entscheidend sind – ohne Titel sind all diese Tore nicht viel wert.»

Für seine herausragenden Leistungen wurde er zu Europas Fussballer des Jahres gewählt. Weil aufgrund der Coronapandemie 2020 aber kein Weltfussballer des Jahres gekrönt wurde, erhielt er von einem polnischen Rapper kurzerhand ein Ballon d'Or aus LEGO.


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