Felix Magath glaubt, die früheren Erfolge von Barcelona hätten nichts mit Pep Guardiola zu tun, sondern schlicht mit der Genialität von Lionel Messi.
Von 2008 bis 2012 zelebrierte Barça einen Fussball, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hatte. Die Art und Weise – welche bald Tikitaka genannt wurde – war nicht nur neu, sondern auch erfolgreich. Der Verein heimste zahlreiche Titel ein, darunter zweimal die Champions League.
Felix Magath, ehemaliger Trainer unter anderem von Bayern München und Wolfsburg, ist der Ansicht, dass der Anteil des damaligen Barça-Coachs Pep Guardiola überschätzt wird. Der Deutsche im Interview mit «Sport Bild»: «Barcelona wurde Champions-League-Sieger dank eines Lionel Messi, der noch jung und frisch war und noch nicht so viele Millionen Euro in seinen Hosentaschen mitschleppen musste. Messi hat die Titel geholt, nicht Guardiola. Ohne Messi funktionierte dieses System nirgends mehr so erfolgreich für Guardiola», so Magath.
«Ansonsten hätte er die Königsklasse ja auch mit dem FC Bayern oder Manchester City längst gewonnen. Da hat es aber maximal nur bis zum Champions-League-Halbfinal gereicht, was aus meiner Sicht für diese beiden Klubs nichts Aussergewöhnliches ist.»
In der Tat hat der spanische Taktikexperte bei jedem Klub in der Meisterschaft und im Cup Erfolg gehabt, doch im grössten europäischen Klubwettbewerb konnte er mit seinen späteren Teams in den entscheidenden Momenten nie richtig überzeugen.
Der 67-Jährige kritisiert auch das fehlende Feuer in Guardiolas System: «Für den Zuschauer ist es einfach langweilig, den Ball zu haben und ihn nur herumzuspielen.»
Auch Klopps System wird überhöht
Auch das letzte City-Aus, bei dem Guardiola sein Team im Viertelfinal gegen Aussenseiter Lyon umkrempelte – und so wahrscheinlich mehr verwirrte –, lastet Magath ihm an. «Meiner Meinung nach verliert sich Guardiola generell zu oft darin, ein Spiel im Vorfeld gewinnen zu wollen. Die Taktik zu überhöhen, endet oft in Fehlentscheidungen, die den Erfolg verhindern.»
Auch die Anti-Tikitaka-Spielphilosophie, welche im Vorjahr etwa der FC Liverpool im Vorjahr erfolgreich praktizierte, will Magath nicht überbewerten: «Wenn der FC Liverpool nicht in die Porto-Kasse gegriffen hätte, um mit einem Torwart Alisson für 60 Millionen und einem Verteidiger Virgil van Dijk für 85 Millionen Euro zu kaufen, wäre auch dieses System wahrscheinlich nicht erfolgreich gewesen.»
Er hält fest: «Früher hätte ich das als Konterspiel bezeichnet, heute nennt man das ‹Gegenpressing›. Jürgen Klopp hat das System vor allem dank seiner Personalentscheidungen zum Erfolg geführt, nicht aufgrund der Taktik.»