Angstzustände Marcelo: «Selbst Ronaldo hat sich in die Hosen gemacht»

lbe

31.10.2019

Gewannen gemeinsam vier Titel in der Königsklasse: Cristiano Ronaldo (links) und Marcelo.
Gewannen gemeinsam vier Titel in der Königsklasse: Cristiano Ronaldo (links) und Marcelo.
Bild: Getty

Im Sommer 2018 gewann Marcelo mit Real Madrid zum vierten Mal in fünf Jahren die Champions League. Jetzt erklärt der Brasilianer, wieso er damals vor dem Endspiel gegen Liverpool unter enormen Angstzuständen litt.

Vor nicht allzu langer Zeit dominierte Real Madrid den europäischen Klubfussball nach Belieben. Gleich dreimal in vier Jahren triumphierten die Königlichen in der Champions League – 2014 und 2016 gewann Real den Final gegen den Stadtrivalen Atlético, 2017 gegen Juventus. Und auch 2018 schafften die Madrilenen den Sprung ins Endspiel, wo sie gegen Liverpool die Chance hatten, den Titel zum zweiten Mal in Folge zu verteidigen.

Wie Marcelo nun auf «theplayerstribune» schreibt, war die Nervosität für den Linksfuss vor dem Duell mit den «Reds» trotz den Erfolgen in der Vergangenheit kaum auszuhalten. «Es begann am Abend vor dem Final. Ich konnte nicht essen und nicht schlafen. Ich dachte nur noch an den Match.» Als er am Spieltag aufwachte, habe er zudem seine Fingernägel komplett abgekaut – obwohl er sich das auf Wunsch seiner Frau eigentlich Jahre zuvor abgewöhnt hatte.

«Das war anders»

Kurz vor dem Anpfiff in der Garderobe wurden Marcelos Angstzustände noch extremer. «Ich konnte nicht mehr atmen. Ich versuchte, nicht in Panik auszubrechen. Es fühlte sich an, als würde etwas in meiner Brust stecken. Dieser enorme Druck», beschreibt der Brasilianer die Minuten vor Spielbeginn. Aber er spreche nicht von Nervosität: «Nerven im Fussball sind normal. Aber das war anders.»

Dass er ausgerechnet vor dem Endspiel gegen Liverpool unter Angstzuständen litt, erklärt sich Marcelo wie folgt: «Wenn du die Chance hast, Geschichte zu schreiben, fühlst du diese Last. Ich hatte noch nie zuvor eine so starke Angst. Ich wusste nicht, was los war.» Er hätte sich gar überlegt, einen Arzt zu rufen. «Aber ich hatte Angst, dass er mich nicht spielen lassen würde. Und ich musste spielen», schreibt Marcelo.

So kam es dann auch. Marcelo war als Linksverteidiger von Beginn weg im Einsatz und konnte seine Angst erst ablegen, als die Mannschaften auf den Rasen liefen. «Als wir uns für den Anpfiff aufstellten und ich den Fussball im Mittelkreis sah, änderte sich alles.» Für ihn hätte sich ab diesem Moment alles um den «heiligen Ball» gedreht.

Auch Ronaldo spürte den Druck

Die Geschichte hat für Marcelo ein Happy End: Real schlug Liverpool 3:1 und verteidigte den Titel in der Königsklasse als erste Mannschaft überhaupt zweimal in Folge.

Und spätestens seit dem Final 2017 gegen Juventus weiss der Brasilianer, dass er sich für seine Angst nicht zu schämen hat. Denn damals hatte offenbar selbst Cristiano Ronaldo die Anspannung gespürt: «Plötzlich fragte Cristiano, ob wir auch diesen Druck im Magen spüren. Niemand wollte es vorher zugeben, aber wenn selbst dieser Typ es fühlt, war es für uns okay. Cristiano ist eiskalt, eine Maschine. Selbst er hat sich in die Hosen gemacht.» 

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