UEFA-Boss Aleksander Ceferin hat FIFA-Präsident Gianni Infantino in einem Brief gebeten, die Handsregeln erneut anzupassen, damit die Absicht wieder in den Vordergrund gestellt wird.
In dem der Nachrichtenagentur «AP» vorliegenden Brief bittet Ceferin darum, wieder den Geist der alten Regelung zu stärken. Seit der Modifikation 2019 sind Handspiele über Schulterhöhe grundsätzlich strafbar, auch wenn keine Absicht vorliegt. Vom Körper gestreckte Arme gelten als «unnatürliche Körperhaltung» und werden bei Ballberührung ebenfalls geahndet. Überdies führte der Videoschiedsrichter (VAR) als zusätzlicher Beobachter zu zahlreichen Handsinterventionen. Vor der Änderung musste der Schiedsrichter dem Spieler Absicht unterstellen.
«Der Versuch, die Fälle, in denen der Umgang mit dem Ball ein Vergehen ist, streng zu definieren, hat zu vielen unfairen Entscheidungen geführt, die in der Fussballgemeinschaft auf wachsende Frustration und Unbehagen stiessen», schrieb Ceferin.
Tatsächlich ist der Unmut bei vielen Fussballfans über die Handsregel gross. Am Mittwoch traf in der Champions League etwa ein Schuss von Chelsea-Stürmer Tammy Abraham das Bein von Rennes-Verteidiger Dalbert und von dort prallte der Ball an seinen ausgestreckten Arm. Der Schiedsrichter gab nicht nur Elfmeter, Dalbert kassierte auch noch eine zweite Gelbe Karte und flog vom Platz.
«Es ist keine Schande, Fehlentscheidungen zuzugeben»
Die UEFA hat kein Mitspracherecht bei den Spielregeln. Das International Football Association Board (IFAB) wird stattdessen von der FIFA – die über die Hälfte der acht Stimmen verfügt – und den vier britischen Verbänden aus England, Schottland, Wales und Nordirland kontrolliert.
«Ich glaube, dass es eine Option ist, zum vorherigen Wortlaut zurückzukehren», hält Ceferin fest. «Es kommt recht häufig vor, dass der Ball versehentlich die Hände oder Arme von Spielern trifft – aber der Geist der Regeln besagt eindeutig, dass diese Fälle – da sie unvermeidlich sind – nicht bestraft werden sollten.»
Das Resultat des neuen Reglements habe zu «kontroversen Vorkommnissen geführt», so Ceferin. Er kritisiert weiter, dass die Abwehrspieler «unnatürliche Abwehrhaltungen» einnehmen müssten. Sein Fazit über die modifizierte Handsregel ist klar: «Dies ist kein guter Service für das Spiel.»
Der Chef des europäischen Fussballs hofft, dass das Gesetz auf der Jahrestagung des IFAB Anfang nächsten Jahres geändert werden kann. «Es ist keine Schande, zuzugeben, dass manchmal Entscheidungen, die zum Guten getroffen werden, ihre Ziele nicht erreichen und überprüft werden sollten», meint Ceferin.