Geständnis Nasri: «Trainer sagte mir, dass ich trinken und in Discos gehen kann»

SB10

6.5.2020

Samir Nasri hatte viele Hochs und Tiefs in seiner Karriere.
Samir Nasri hatte viele Hochs und Tiefs in seiner Karriere.
Bild: Getty

Samir Nasri wurde 2016/17 von Manchester City an Sevilla ausgeliehen. Der ehemalige französische Nationalspieler verriet nun, wie ihn Trainer Jorge Sampaoli damals zu den Andalusiern lockte.

Samir Nasri, der mit 17 sein Profidebüt bei Olympique Marseille gab, galt als Wunderkind. Er war Teil der goldenen 1987er-Generation in Frankreich um Karim Benzema, Hatem Ben Arfa, Loic Remy oder Jeremy Menez. Diese Truppe holte sich 2004 auch den U-17-EM-Titel – goldener Toschütze war Nasri.

Der in der Banlieue von Marseille aufgewachsene Sprössling einer maghrebinischen Familie galt nicht nur wegen der ethnischen Herkunft, dem Geburtsort und der ähnlichen Spielposition als legitimer Nachfolger von Zinedine Zidane. 

Nach Marseille schien er mit Arsenal den idealen Klub für seine Weiterentwicklung ausgewählt zu haben. Trainer Arsène Wenger war schliesslich für seinen Umgang mit Rohdiamanten berühmt. Nach einer Anpassungszeit gelang ihm nicht nur der Sprung in die Startelf, sondern er zog bald die Fäden bei den Gunners. 

Disziplinlosigkeiten pflasterten seinen Weg

2010 wurde er trotz illustrer Konkurrenz gar zu Frankreichs Fussballer des Jahres gewählt. In der Sommerpause 2011 wechselte Nasri nach zähen Verhandlungen zu Ligakonkurrent Manchester City, wo er einen Vierjahresvertrag erhielt. Doch neben dem Feld war der hitzköpfige Spielmacher stets für eine Eskapade gut. 

Bei aller spielerischen Klasse machte er sich so das Leben selbst schwer. Nasris Stern sank nicht nur im Klub, sondern auch bei den «Les Bleus»: Coach Didier Deschamps sprach ihm die Teamfähigkeit ab und strich ihn aus dem WM-Kader 2014. Mit nur 27 Jahren beendete Nasri daraufhin seine Nationalmannschaftskarriere.

Seine Karriere neu lancieren wollte er 2016 bei Sevilla, deren damaliger Trainer ihm ein unwiderstehliches Angebot machte, wie er in einem Instagram-Live-Chat verriet: «Jorge Sampaoli wollte mich so sehr, dass er mir sagte: ‹Komm in unser Team, du kannst trinken, in einen Klub gehen und tun, was immer du willst – ich werde dir stets vor dem Klub den Rücken decken›.»

Jorge Sampaoli ist inzwischen bei Atletico Mineiro in Brasilien tätig. Davor trainierte er auch die argentinische Nationalmannschaft.
Jorge Sampaoli ist inzwischen bei Atletico Mineiro in Brasilien tätig. Davor trainierte er auch die argentinische Nationalmannschaft.
Bild: Getty

Der argentinische Trainer versprach tatsächlich nicht zu viel: «An einem Wochenende war ich nicht in der Lage, zu spielen und wollte nach Hause zu meiner Familie fahren. Er bot mir an, auf mein Haus aufzupassen und auf meinen Hund aufzupassen», so Nasri.

Der grosse Bruch 

Mit Sevilla blühte er wieder auf. Die Andalusier stellten ein tolles Team und erreichten in der Liga den vierten Platz. Doch bei Sevilla kam es für ihn zur grossen Zäsur: Ende 2016 erhielt Nasri in Los Angeles von einer ihn privat behandelnden Ärztin eine verbotene Infusion mit Regenerationsmittel, welche dies mit Foto im Internet veröffentlichte. «Es war eine Vitaminspritze, die legal war, und ich hatte ein Rezept, aber die Klinik injizierte mir eine grössere Menge, als ich erwartet hatte», so Nasri. Die UEFA stufte Nasris Behandlung als Doping ein und sperrte ihn für ein Jahr.

Er sei zerstört gewesen, meint Nasri verzweifelt. «Danach wollte ich nicht mehr spielen. Ich war verloren, ich war ängstlich und wütend auf alles (...) der Fussball war für mich vorbei», erläutert Nasri seine dunkle Zeit.

Nasri setzt seine Laufbahn nach der abgesessener Dopingsperre in England bei West Ham United fort. Zuvor machte er noch bei Antalyaspor in der Türkei ein paar Spiele. Seit 2019 ist er beim RSC Anderlecht unter Vertrag. Seit Mitte Oktober fehlte der inzwischen 32-Jährige dem belgischen Spitzenklub wegen diversen Verletzungen.

Bei Anderlecht spielt Nasri wieder mit seinem früheren City-Teamkollegen Vincent Kompany zusammen.
Bei Anderlecht spielt Nasri wieder mit seinem früheren City-Teamkollegen Vincent Kompany zusammen.
Bild: Getty

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport