Offensivspieler Transfercoup: GC holt «Sorgenkind» Caiuby in die Super League

Luca Betschart

14.2.2019

Caiuby ist ein begnadeter Fussballer, dem das Leben abseits des Platzes bisweilen Sorgen bereitet.
Caiuby ist ein begnadeter Fussballer, dem das Leben abseits des Platzes bisweilen Sorgen bereitet.
Bild: Keystone

Beim FC Augsburg schaffte Caiuby in der Bundesliga den Durchbruch. Neben dem Platz tat er sich indessen schwer mit der deutschen Mentalität. Jetzt kommt der Brasilianer in die Schweiz.


Update um 13 Uhr, Transfer bestätigt: Die Grasshoppers rüsten im Abstiegskampf der Super League weiter auf. Nach Yoric Ravet stösst mit Caiuby ein weiterer Offensivspieler leihweise aus der Bundesliga zu den Zürchern. Der 30-jährige Brasilianer verpflichtete sich beim Vorletzten der Super League bis zum Saisonende.


2008 wechselt Caiuby zum VfL Wolfsburg und fasst unter einem bekannten deutschen Trainer Fuss in der Bundesliga. «Wenn du nach Deutschland kommst und gleich so einen Trainer wie Felix Magath bekommst, ist das natürlich hart, aber ich habe viel von ihm gelernt», sagte der Brasilianer einst in einem Interview mit «Sport1». 

Trotzdem wird er nach der Amtszeit von Magath unter Steve McClaren im Winter 2011 aus dem Profikader suspendiert und an den FC Ingolstadt ausgeliehen, wo er in drei Jahren 26 Treffer erzielt, bevor er im Sommer 2014 beim FC Augsburg landet. 

Viele Probleme neben dem Platz

In Augsburg läuft es sportlich gut, Caiuby reift zur Stammkraft und wird zum Publikumsliebling. Doch der mittlerweile 30-Jährige tut sich neben dem Platz schwer und macht dort regelmässig mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam. 2017 verlängert er etwa nach einer Verletzung die Reha in seiner Heimat eigenhändig und wird im gleichen Jahr auf dem Heimweg vom Oktoberfest beim Schwarzfahren erwischt. 



Ein Jahr später kehrt er eine Woche zu spät aus den Winterferien in Brasilien zurück und verpasst auch im Sommer das Trainingslager, woraufhin er eine hohe Busse zahlen muss. Augsburg-Manager Stefan Reuter spricht anschliessend von den teurersten Ferien im Leben Caiubys. Ausserdem wird er erneut beim Schwarzfahren erwischt und kassiert auch dort wegen der sich wiederholenden Verstösse eine saftige Strafe. 

Zur gleichen Zeit hat er einen heftigen Streit mit seinem Vermieter – wegen zu lauter Musik. «Da ist wieder die deutsche Mentalität, die auf die brasilianische prallt. Aber ich wollte eh aus der Wohnung ausziehen», sagte Caiuby später. 

Ein verlängerter Urlaub zu viel

Diese Mentalität wird ihm jetzt auch beim FC Augsburg zum Verhängnis. In diesem Jahr verpasst der Brasilianer das Wintertrainingslager aus «privaten Gründen» und kehrt gar bis Ende Januar nicht mehr aus seinen Ferien zurück. Dann taucht er wieder auf – allerdings nur in einer Augsburger Diskothek und nicht im Training mit dem FC.

Daraufhin gibt der Verein Ende Januar nach einem Gespräch die Freistellung des Mittelfeldspielers bekannt. «Grundsätzlich bringen wir Verständnis für private Probleme auf, können aber das Gesamtverhalten von Caiuby nicht nachvollziehen und tolerieren. Mit seiner Handlungsweise schadet er dem FC Augsburg und vor allem der Mannschaft, die ihn trotz einiger Verfehlungen immer unterstützt hat», erklärt Stefan Reuter.

Vor wenigen Tagen wird ausserdem bekannt, dass das Augsburger Amtsgericht nach Abschluss der Ermittlungen zum Schluss kommt, dass Caiuby im Mai 2018 einen 26-Jährigen per Kopfstoss so schwer verletzt habe, dass dieser fünf Tage arbeitsunfähig gewesen sei. Das Verdikt: eine Geldstrafe über 90 Tagessätze und einen Eintrag ins Bundeszentralregister. Ob der Brasilianer den Entscheid akzeptiert, ist bislang unklar. 

Schwester nimmt Stellung

Auf Anfrage der «Augsburger-Allgemeinen» sagt die jüngere Schwester Anichelli jüngst über ihren Bruder: «Er weiss, dass es falsch ist, aber er versucht auch nicht, sich besser zu organisieren». Caiubys Probleme sollen mit seinem fünfjährigen Sohn, der in Brasilien lebt, zusammenhängen und unter anderem Unterhaltszahlungen und das Sorgerecht betreffen. «In Deutschland zu bleiben, ist nicht gerade die Option, die mir zusagt», sagte Caiuby selbst Mitte Januar dem brasilianischen Internetportal «UOL Esporte».  

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