Vier Tage nach dem Coup gegen Schweden verliert die Frauen-Nati das letzte Gruppenspiel in der Nations League gegen Italien 0:3. Die Schweizerinnen in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
- 6 – Sackstark
- 5 – Gut
- 4 – Genügend
- 3 – Schwach
- 2 – Sehr schwach
- 1 – Unterirdisch
Torhüterin
Elvira Herzog | Note: 4.5
Die 23-Jährige darf erneut von Beginn an ran und sie hält, was es zu halten gibt. Ihre beste Parade zeigt sie in der 48. Minute, da wehrt sie einen Kopfball aus kürzester Distanz mit einem starken Reflex ab, doch Sekunden später landet der Ball über Umwege doch noch im Tor. Bei den drei Gegentreffern ist sie letztlich machtlos.
Rechte Aussenverteidigerin
Noelle Maritz | Note: 4.5
Die Arsenal-Spielerin macht eine solide Partie, leitet einige Angriffe ein und bereitet zwei Torchancen vor. In der ersten Halbzeit findet sie mit ihrer präzisen Flanke Crnogorcevic und in der zweiten legt sie schön auf für Mauron. Sie hätte sich in diesem Spiel zumindest einen Assist verdient. Allerdings schleicht sich auch der eine oder andere Fehlpass zu viel ein.
Innenverteidigerin
Viola Calligaris | Note: 3.5
Die 27-Jährige sitzt bei PSG zuletzt nur noch auf der Bank, gegen Italien rückt sie für Luana Bühler in die Startelf. In den Startminuten klärt sie zwei Mal nach Eckbällen und es hätte noch viel besser kommen können. Denn Calligaris hat in der 19. Minute die grosse Chance, die Schweiz aus rund 5 Metern in Führung zu schiessen. Natürlich wird sie beim Abschluss noch entscheidend gestört, aber mit ein bisschen mehr Überzeugung liegt da mehr drin. Beim dritten Gegentreffer kommt sie dann einen Hauch zu spät, um den Schuss von Arianna Caruso noch zu blocken.
Innenverteidigerin
Julia Stierli | Note: 4.5
Stierli geht die Sache hochkonzentriert an, leistet sich kaum einen Fehlpass und lässt sich auch bei den Gegentoren nichts zuschulden kommen.
Linke Aussenverteidigerin
Eseosa Aigbogun | Note: 3.5
Als die 30-jährige Spielerin der AS Roma kürzlich an einer Pressekonferenz gefragt wurde, was sie in Rom besonders mag, erwähnte sie unter anderem das schöne Wetter. In Parma ist es frostig kalt. Vielleicht erklärt auch das, warum Aigbogun nicht so richtig auf Touren kommt. Mit dem Ball am Fuss traut sie sich zu wenig zu und legt oft den Rückwärtsgang ein. Vor dem dritten Gegentreffer sieht sie unglücklich aus, weil sie den Ball nicht richtig klären kann. Direkt danach wird sie ausgewechselt.
Mittelfeldspielerin
Géraldine Reuteler | Note: 3
In der 12. Minute eilt sie zurück und kann deshalb im eigenen Sechzehner einen Brand löschen. In der 31. Minute macht sie diese wichtigen Meter nicht. Sie schaut trabend zu, wie die Italienerinnen einen Angriff über die rechte Seite lancieren und merkt nicht, dass ihr im Rücken Manuela Giugliano davonschleicht. Prompt verwandelt Giugliano nach ihrem Vollsprint die Hereingabe per Volley zum 1:0. Die 24-Jährige lässt die Power vermissen, die sie sonst auszeichnet. In der 58. Minute wird Reuteler ausgewechselt.
Mittelfeldspielerin
Lia Wälti (C) | Note: 4.5
In den ersten 25 Minuten zeigt Wälti, was in ihr steckt. Sie klärt in der Defensive zweimal nach Eckbällen, luchst einer Gegenspielerin den Ball ab, überzeugt mit einer starken Seitenverlagerung, lanciert Coumba Sow mit einem perfekt getimten Pass und in der 22. Minute unterbindet sie aufgrund ihres oft herausragenden Stellungsspiels einen gefährlichen Konter. Kurz danach vertändelt sie zweimal den Ball, was ihr äussert selten passiert. Einmal bügelt sie den Fehler mit einem taktischen Foul aus, das mit Gelb hätte bestraft werden müssen, die Schiedsrichterin belässt es bei einer Ermahnung. Nach dem kurzen Zwischentief, das auch der mangelnden Kommunikation seitens der Mitspielerinnen geschuldet ist, ist auf Wälti wieder Verlass. Beim ersten Gegentreffer versucht sie noch Giugliano am Abschluss zu hindern, kommt aber zu spät. Allerdings kann man ihr das nicht ankreiden.
Mittelfeldspielerin
Coumba Sow | Note: 3
Coumba Sow läuft viel und kämpft fürs Team. Doch sie tut es gegen Italien oft unglücklich. Vor dem ersten Gegentreffer wird sie von der Flankengeberin abgetrocknet und in ihren Offensivaktionen spielt sie mehr als einmal einen ungenauen Pass.
Rechte Stürmerin
Alisha Lehmann | Note: 2.5
Von Stürmerin Alisha Lehmann ist erneut kaum etwas zu sehen, wobei sie mit einem missratenen Abschluss ungewollt die Topchance von Calligaris vorbereitet. Vielleicht sind auch einfach die in sie gesteckten Erwartungen aufgrund ihrer Popularität und Bekanntheit zu hoch. Aber in der aktuellen Verfassung ist die Aston-Villa-Söldnerin kein Gewinn für die Nati-Offensive. In der 58. Minute muss sie Alayah Pilgrim Platz machen.
Hängende Spitze
Ramona Bachmann | Note: 3
Es gibt Szenen, in denen Bachmann ihre unbestrittene Klasse aufblitzen lässt, doch dabei schaut nichts Zählbares heraus, vieles ist letztlich für die Galerie. In diese Kategorie geht auch ihr Versuch, einen Eckball direkt zu verwandeln. Mit einem unglücklichen Fehlpass steht Bachmann zudem am Ursprung des zweiten Gegentreffers. Ihre beste Aktion ist an diesem Abend bezeichnenderweise eine in der Defensive. In der 30. Minute legt sie einen riesen Sprint hin, um einen Fehler von Wälti auszubügeln.
Linke Stürmerin
Ana-Maria Crnogorcevic | Note: 4
Crnogorcevic marschiert viel, kennt sowohl den Vorwärts- als auch den Rückwärtsgang. In der 23. Minute trifft sie leider eine falsche Entscheidung. Anstatt wie gegen Schweden selbst aufs Tor zu köpfen, versucht sie den Ball mit dem Kopf zur Mitte zu legen, findet aber keine Abnehmerin. In der 63. Minute passt sie den Ball dann aber mustergültig zur Mitte und bereitet die Top-Chance von Pilgrim vor.
Eingewechselte Spielerinnen
Ab. 58. Minute für Lehmann
Alayah Pilgrim | Note: 4.5
Klar, man könnte Pilgrim nach dem Italien-Spiel gnadenlos in die Pfanne hauen, schliesslich lässt sie zwei dicke Chancen liegen – mindestens ein Tor muss daraus resultieren, keine Frage. Dennoch macht es Freude, der 20-Jährigen zuzuschauen, sie ist ein Lichtblick in der Schweizer Offensive. Bei all ihren bisherigen Einsätzen kam sie zu guten Torchancen, wobei sie nur jene gegen Spanien nutzen konnte. Ihre Laufwege sind top, ihr Speed ein grosses Plus. Noch fehlt ihr der Killerinstinkt vor dem gegnerischen Tor, doch das kann noch werden.
Ab 58. Minute für Reuteler
Sandrine Mauron | Note: 4.5
Mauron fügt sich gut ein und kommt immerhin einmal gefährlich vors Tor, ihr Schuss ist aber nicht präzise und scharf genug, um die Torhüterin vor grössere Probleme zu stellen. Sie wirkt hungrig und zeigt, dass sie im Mittelfeld noch immer eine gute Alternative ist.
Ab 75. Minute für Sow
Smilla Vallotto
Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.
Ab 85. Minute für Crnogorcevic
Eva Bachmann
Mit 28 Jahren ist Eva Bachmann wohl eine der ältesten Debütantinnen in der Frauen-Nati. Die Spielerin des FC St.Gallen wurde nachnominiert, weil Nadine Riesen krankheitshalber frühzeitig abgereist ist. Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.
Ab 85. Minute für Aigbogun
Ella Touon
Am 21. September 2021 debütierte Touon für die Nati. Auch aufgrund von Verletzungen kam sie seither nie mehr zum Einsatz. Gegen Italien durfte die Spielerin von Champions-Ligist St. Pölten dann kurz vor Schluss noch ran. Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.
Telegramm
Italien – Schweiz 3:0 (1:0)
Parma. – SR Blozkaja (BLR). – Tore: 31. Giugliano 1:0. 48. Salvai 2:0. 85. Caruso 3:0.
Italien: Giuliani; Di Guglielmo (89. Gama), Salvai, Linari, Boattin; Caruso, Guigliano (66. Galli), Greggi; Cantore (88. Bonfantini), Giacinti (58. Beccari), Cambiaghi (66. Piemonte).
Schweiz: Herzog; Maritz, Calligaris, Stierli, Aigbogun (85. Touon); Reuteler (59. Mauron), Wälti, Sow (74. Vallotto); Lehmann (58. Pilgrim), Ramona Bachmann, Crnogorcevic (85. Eva Bachmann). Verwarnungen: 94. Eva Bachmann.