«Bitter und absolut bedauerlich» Pokal-Aus für den VfL Wolfsburg nach Wechselfehler

dpa

16.8.2021 - 21:08

Wolfsburg-Trainer Mark van Bommel hat da was verwechselt.
Wolfsburg-Trainer Mark van Bommel hat da was verwechselt.
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Das DFB-Sportgericht hat den Regionalligisten Preussen Münster am «Grünen Tisch» zum Sieger des Pokalspiels gegen den VfL Wolfsburg erklärt. Der Sieg ist wegen eines Wechselfehlers aberkannt worden.

16.8.2021 - 21:08

Nach einem Verhandlungsmarathon von mehr als fünf Stunden verliess der VfL Wolfsburg die Zentrale des Deutschen Fussball-Bundes als Verlierer. Dem Bundesligisten wurde der 3:1-Sieg im DFB-Pokal bei Preussen Münster wegen eines Wechselfehlers nachträglich aberkannt. Das DFB-Sportgericht gab am Montag nach einer mündlichen Verhandlung in Frankfurt/Main dem Einspruch des Regionalligisten gegen die Wertung der Erstrundenpartie statt. Das Spiel wurde laut Sportgericht mit 2:0 für Preussen Münster gewertet.



«Es ist bitter und absolut bedauerlich», sagte Stephan Oberholz, der stellvertretende Vorsitzende des DFB-Sportgerichts. «Wir sahen uns nicht zu einer anderen Entscheidung im vertretbaren Masse befähigt.» Das Gericht sei überzeugt, dass der VfL bei der Einwechslung eines sechsten Spielers «massgeblich und leichtfertig» gehandelt habe. «Für die Ein- und Auswechslungen ist jeder Verein verantwortlich. Ein Verein sollte die Regularien kennen», betonte Oberholz.

Die Wolfsburger reagierten enttäuscht auf den Richterspruch. «Der Fall war kompliziert. Ein Wiederholungsspiel wäre gerecht gewesen», sagte Tim Schumacher, VfL-Geschäftsführer Recht. «Wir prüfen, ob wir in Berufung gehen werden.»

Schäfer: «Wir haben Fehler gemacht»

Die Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht zum Wechsel-Fauxpas des VfL Wolfsburg schien auf den ersten Blick ein klarer Verstoss gegen die Pokal-Bestimmungen zu sein, der mit der Aberkennung des 3:1-Erfolges über Preussen Münster enden würde. Die Untersuchung des Falles offenbarte aber nicht nur unstrittige Fehler aufseiten des VfL und seines neuen Cheftrainers Mark van Bommel. Auch das Agieren und die Aussagen des vierten Offiziellen Tobias Fritsch, der die Spielerwechsel überwachte, weckten Zweifel und hinterliessen Fragen.

Wolfsburg hatte unter der Regie van Bommels in der Begegnung am 8. August in Münster insgesamt sechs Spieler eingewechselt. Dreimal hatte der Niederländer während der regulären Spielzeit getauscht, drei weitere Profis kamen in der Verlängerung hinzu. Laut den DFB-Statuten sind nur fünf Wechsel erlaubt. Demnach hätte Admir Mehmedi nicht mehr für Maximilian Philipp ins Spiel kommen dürfen.

«Wir haben Fehler und nicht alles richtig gemacht», bekannte Wolfsburgs Sportdirektor Marcel Schäfer. Er habe weder eine E-Mail des DFB vor dem Erstrunden-Spieltag erhalten, in der auch die Wechselregularien enthalten waren, noch sich anderweitig darüber informiert. Auf die Frage, ob er sie kenne und gelesen habe, antwortete er: «Jetzt ja!» Fragen warf auch auf, warum kein anderer Angestellter des Vereins, von denen fünf die DFB-E-Mail erhalten hatten, die Wechsel-Vorschriften nicht gekannt haben sollen.

Vierter Offizieller widerspricht VfL

Eine zentrale Rolle im Verfahren spielte die Kommunikation der Wolfsburger mit Fritsch, die mehrfach wegen ihrer eigenen Unkenntnis der Wechsel-Regel mit dem vierten Offiziellen Kontakt während des Spiels gesucht hatten. Erst bat ihn der VfL-Torwartcoach Pascal Formann zweimal und dann van Bommel um Aufklärung. «Ich habe ihn gefragt, ob wir noch drei Spieler wechseln können. Er hat gesagt ja», sagte der Coach. Auch Formann meinte: «Ich bin 1000-prozentig sicher, dass die Gespräche so stattgefunden haben.» Fritsch hingegen behauptete, gesagt zu haben: «Ihr habt noch drei Wechsel-Slots und zwei Spielerwechsel zur Verfügung.»

Während der VfL-Anwalt Christoph Schickhardt von einer «Märchenstunde» und einem «irren Auftritt» von Fritsch sprach, verteidigte der DFB-Kontrollausschussvorsitzende Anton Nachreiner Fritsch: «Warum muss man überhaupt x-mal nachfragen, wie viele Spieler ausgewechselt werden dürfen.»

Für Richter Oberholz waren die Kommunikation und das Verhalten des Schiedsrichterassistenten für die Urteilsfindung unerheblich. «Auch wenn eine falsche Auskunft erteilt worden wäre, hätte auch das den VfL nicht aus der Hauptverantwortung entlassen», sagte er.

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