«Rechtliches Versagen» «Rechtliches Versagen» – Platz stürmender Zuschauer entgeht Strafe, weil Frauen spielten

tbz

13.12.2021

Chelseas Sam Kerr musste einen aufs Spielfeld gelaufenen Fan gewaltsam stoppen.
Chelseas Sam Kerr musste einen aufs Spielfeld gelaufenen Fan gewaltsam stoppen.
Bild: Getty

Ein pöbelnder Fussballfan entkommt in England einer Bestrafung, weil er kein Männer-, sondern ein Frauenspiel störte. Laut Gesetzgebung geht das auf der Insel in Ordnung.

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Beim Champions-League-Spiel zwischen den Frauenteams von Juventus Turin und Chelsea im Kingsmeadow-Stadion in London sorgt die Aktion eines Zuschauers vergangene Woche für viel Aufsehen.

Völlig sorglos spaziert ein Anhänger der Engländerinnen während der Partie aufs Feld und filmt sich selbst, während er um den Mittelkreis flaniert. Das Spiel muss unterbrochen werden, allerdings scheint sich niemand um den ungebetenen Gast kümmern zu wollen.

Schlussendlich entscheidet sich Chelsea-Stürmerin Sam Kerr, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Zur Erheiterung des Publikums setzt sie den Zuschauer mit einem kraftvollen Bodycheck auf seinen Hintern (siehe Video). Endlich erscheint eine Handvoll Ordner auf dem Spielfeld und führt den Eindringling vom Platz.

Britisches Recht versagt

Zum allgemeinen Unverständnis sieht Kerr nach der Aktion die gelbe Karte. Aber Regeln sind schliesslich Regeln und so akzeptiert die 28-Jährige den Entscheid.

Wie der britische «Athletic» nun berichtet, bleibt Kerr jedoch die einzige Person, die nach dem Vorfall bestraft wird. Der aufs Feld gelaufene Zuschauer entkommt nämlich wegen eines Schlupflochs im britischen Gesetzbuch einer Festnahme.

Obwohl das sogenannte «pitch invading» (zu Deutsch: Platz stürmen) unter dem «Football Act» von 1991 als haftbares Delikt gilt, so bezieht sich die Gesetzgebung lediglich auf «designated matches» (so viel wie: «ausgewählte Spiele» oder «bestimmte Spiele»). Fussballspiele zwischen Frauenteams zählen in England aber auch 30 Jahre später noch nicht als solche «designated matches», weshalb die Londoner Polizei den Mann nicht verhaften konnte.

In England spricht man deshalb nun von «rechtlichem Versagen». Medien und Spielerinnen sind erzürnt. Das Gesetz gilt es dringend anzupassen, ansonsten dürfte sich die reibungslose Durchführung von Frauenspielen in Zukunft als sehr schwierig entpuppen.