Wer in Russland Kritik am Krieg in der Ukraine äussert, der muss mit drakonischen Strafen rechnen. Und genau davor fürchtet sich nun Igor Denisov, ehemaliger Captain der russischen Fussball-Nationalmannschaft.
Seit fast vier Monaten hält der russische Angriffskrieg in der Ukraine die Welt in Atem. Um die Nachrichtenlage zu regulieren, hat Russland ein Gesetz eingeführt, das die Verbreitung angeblicher Desinformation über den Krieg in der Ukraine unter Strafe stellt. So muss etwa von einer Spezialoperation die Rede sein. Wer sich widersetzt, kann bis zu 15 Jahre hinter Gitter kommen.
Dennoch gibt es Menschen, die sich gegen die Gräueltaten der eigenen Truppen stellen. Igor Denisov, der von 2008 bis 2016 54 Mal für die russische Nationalmannschaft auflief, ist einer von ihnen. Der ehemalige Captain nennt den Krieg in einer Videobotschaft eine «Katastrophe».
Wie viele Leute der 38-Jährige in seiner Heimat erreichen wird, ist fraglich. Zumindest in den Staatsmedien wird seine Kritik am Krieg mit Sicherheit nicht verbreitet. «Ich weiss nicht, vielleicht werde ich für diese Worte eingesperrt oder getötet, aber ich sage es, wie es ist. Meine Wahrnehmung von allem hat sich drastisch verändert. Ich habe nicht geschlafen. Ich habe wahrscheinlich vier Tage lang drei Stunden geschlafen. Ich war einfach schockiert», sagt er im Interview mit Sportjournalist und Blogger Nobel Arustamyan.
Zu Beginn des Krieges habe er noch eine Videobotschaft aufgenommen, mit der er sich direkt an Präsident Wladimir Putin hätte wenden wollen. «Ich bin bereit, vor Ihnen auf die Knie zu fallen», habe er darin gesagt und die Bitte geäussert, dass Putin den Krieg stoppen möge. Die russischen Medien hätten die Botschaft aber nicht veröffentlichen wollen.
Igor Denisov hat während seiner 16 Jahre dauernden Karriere als Profifussballer nie ausserhalb Russlands gespielt. 2019 hängte er die Schuhe an den Nagel.