An der Pressekonferenz vor dem WM-Qualifikationsspiel Spanien gegen Kosovo am Dienstag kam es aufgrund der politischen Kluft bezüglich der Rechtsstaatlichkeit des Gastes zu atmosphärischen Spannungen.
Der Chef des Kommunikationsteams des Kosovo bat einen spanischen Journalisten wiederholt, seine Frage direkt mit den Worten «Kosovo-Trainer» an Bernard Challandes zu richten. Nach einigem Zögern kam der Reporter – ein Vertreter der in der spanischen Hauptstadt Madrid angesiedelten Sportzeitung «AS» – der Forderung nach.
Kosovos Fussballverband hat schon im Vorfeld gedroht, sich vom WM-Qualifikationsspiel in Spanien zurückzuziehen. Spanien erkennt die Eigenstaatlichkeit des Kosovo als eines von fünf EU-Ländern neben Griechenland – ein weiterer Gegner in der Gruppe – Rumänien, Zypern und der Slowakei nicht an.
«Marca» (sozusagen das Pendant zur «AS» aus Barcelona) berichtete kürzlich, man werde für das heute Mittwoch angesetzte Duell in Sevilla deshalb auf das Zeigen der Flagge des Kosovo und das Abspielen der Hymne des Balkanlandes verzichten.
Der Fussballverband des Kosovo bestand auf seiner Homepage aber auf beidem, ansonsten werde man auf ein Antreten verzichten. Auch ein Tweet des spanischen Verbands, in dem der Kosovo als «Gebiet» (‹territorio di Kosovo›) bezeichnet worden war, wurde kritisiert. Zudem werde man in der Angelegenheit die Unterstützung der UEFA suchen. Der Kosovo ist seit 2016 Mitglied der UEFA (und FIFA).
Die Spanier sind gemäss politischen Beobachtern bezüglich der staatlichen Unabhängigkeit des Balkanstaates mit seinen 1,8 Millionen Einwohner strikte, weil sie den eigenen Seperationsbestrebungen im Land (etwa Katalonien oder Baskenland) nicht Vorschub geben wollen.
Der Kosovo, wo auch viele Spieler mit Schweizer Bezug (unter anderem Benjamin Kololli, Florent Hadergjonaj, Fidan Aliti oder Edon Zhegrova) spielen, hat die EM-Teilnahme im Sommer knapp verpasst. Der impulsive Coach Challandes – der 69-Jährige stammt aus der Romandie – streicht den Stellenwert der ganzen Truppe heraus: «Die Fussballmannschaft ist für die Menschen hier sehr wichtig.»