BVB-Star Sancho fühlt sich gedemütigt – wie weiter?

pat

25.11.2019

Jadon Sancho hat es satt, als «Sündenbock» herzuhalten.
Jadon Sancho hat es satt, als «Sündenbock» herzuhalten.
Bild: Keystone

Der 19-jährige Jadon Sancho scheint sich bei Dortmund nicht mehr richtig wohlzufühlen. Seine Aussagen bei «The Athletic» lassen aufhorchen. Stehen die Zeichen auf Abschied?

Vergangene Woche nahm der angezählte Dortmund-Trainer Lucien Favre den zuletzt oft kritisierten Jadon Sancho in Schutz: «Er ist ein richtiger Typ, ich komme bestens mit ihm zurecht. Bei der ganzen Debatte dürfen wir nicht vergessen, dass wir hier über einen 19-Jährigen sprechen.» Doch bekanntlich hört man nur, was man hören will.



Bei «The Athletic» sagt Sancho, dass er sich «gedemütigt, ungeschützt und zum Sündenbock erklärt» fühle. Offenbar konnte der 19-Jährige nicht verstehen, dass er gegen Mönchengladbach wegen Zuspätkommens nach der Länderspielpause aus dem Kader gestrichen wurde und auch noch eine 100'000-Euro-Busse bezahlen musste. «Traurig und verwirrt» sei er gewesen.

Noch viel härter getroffen habe ihn aber die Auswechslung beim 0:4 gegen Bayern München am vorletzten Spieltag. Bereits nach 36 Minuten nahm ihn Favre vom Feld, also noch vor der Pause. Hinzu kam Favres Kritik nach Spielschluss. Der Schweizer sagte, Sancho sei einfach nicht gut genug gewesen. «Er war zwei Tage verletzt, konnte nicht trainieren. Er hat gestern trainiert. Ich denke, man hat das gesehen.»

Man könnte diese Aussagen aus neutraler Perspektive auch dahin deuten, dass Favre seinen Schützling vor neuerlicher Kritik von aussen schützen wollte, indem er betonte, dass Sancho die Tage vor dem Spiel noch angeschlagen und deshalb nicht in Vollbesitz seiner Kräfte war.

Dortmund will Angebote prüfen

Weiter stört sich Sancho angeblich daran, dass Dortmunds Sportchef Michael Zorc und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke regelmässig mit Sanchos Berateragentur in Kontakt seien. Dies obwohl das Supertalent vor der Saison einen Wechsel im Winter ausschloss. Man kann die BVB-Verantwortlichen allerdings verstehen, hatten sie doch in jüngerer Vergangenheit mit Pierre-Emerick Aubameyang und Ousmane Dembélé schlechte Erfahrungen gemacht. Was heisst es heutzutage schon, wenn ein Spieler sagt, dass er dem Klub die Treue halten wird?

An Interessenten fehlt es sicherlich nicht, wenn es um Jadon Sancho geht. Ab einer Ablöse von 140 Millionen Euro soll der BVB bereit sein, Gespräche zu führen, schreibt «Bild». Natürlich geistern auch schon Namen von Teams herum, es sind die üblichen Verdächtigen: Barcelona, Real Madrid, Liverpool, Manchester United (Aufzählung ohne Anspruch auf Vollständigkeit) sollen mit dem Gedanken spielen, ein Angebot für Sancho abzugeben.

Sanchos Marktwert liegt laut Transfermarkt bei 100 Millionen Euro, damit ist er der wertvollste Bundesliga-Spieler. In der laufenden Saison hat er wettbewerbsübergreifend fünf Tore erzielt und neun vorbereitet.

Englands Nationaltrainer Gareth Southgate meinte kürzlich, dass jeder Spieler «Höhen und Tiefen» habe. «Jadon hat sehr viel Fussball gespielt, körperlich ist er ein bisschen müde.» Hätte das Favre gesagt, Sancho hätte es wohl in den falschen Hals bekommen …

Am Mittwoch kann Sancho wieder Werbung in eigener Sache betreiben, dann gastiert er mit Dortmund bei Barcelona. Wenn denn Favre in seinem Schicksalsspiel dem 19-Jährigen das Vertrauen schenkt.

Teleclub überträgt alle Spiele der Champions League live.

Zurück zur StartseiteZurück zum Sport