Fussballerinnen beenden Streik Wenigstens Spaniens Fussball-Frauen kommen zur Ruhe

Von Patrick Lämmle

14.9.2023

Salma Paralluelo war eine der grossen Figuren auf dem Weg Spaniens zum WM-Titel.
Salma Paralluelo war eine der grossen Figuren auf dem Weg Spaniens zum WM-Titel.
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Spaniens Fussball erholt sich nach turbulenten Wochen. Im Kuss-Skandal ist Verbands-Boss Rubiales zurückgetreten und auch der Streik der Fussballerinnen der ersten Liga endet. Am 26. September empfangen die Weltmeisterinnen die Schweiz.

Von Patrick Lämmle

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Am 20. August krönten sich die Fussballerinnen aus Spanien zu Weltmeisterinnen. Die Freude über den Triumph wurde vom Kuss-Skandal um Luis Rubiales überschattet.
  • Inzwischen ist Rubiales zurückgetreten, ebenso der bei vielen unbeliebte Trainer Jorge Vilda.
  • Aber nicht nur im Nationalteam herrschte in den letzten Wochen ein eisiger Wind, so musste in der Liga der erste Spieltag verschoben werden, weil die Spielerinnen in den Streik traten. Sie forderten höhere Mindestlöhne.
  • Nun hat man sich einigen können, der Spielbetrieb kann beginnen.
  • Auch das Nationalteam wird nach dem Rücktritt von Rubiales wieder Spiele bestreiten. Das sind auch gute News für die Schweizer Nati, die am 26. September in der Nations League auswärts bei den Weltmeisterinnen zu Gast ist.

Am 20. August gewinnt Spanien dank eines Treffers von Olga Carmona den WM-Final gegen England 1:0. Doch rasch gerät das Sportliche in den Hintergrund. Da ist etwa die Geschichte der WM-Siegtorschützin, die unmittelbar nach dem Triumph vom Tod ihres Vaters erfährt und sich später emotional dazu äussert. Eine traurige Geschichte, die ans Herz geht.

Doch nicht deswegen ist die Freude über den Titelgewinn allseits betrübt, auch wenn der Verband schreibt: «In einem Moment tiefen Schmerzes senden wir Olga und ihrer Familie unsere aufrichtigsten Umarmungen. Wir lieben dich, Olga.»

Worte, die rückblickend fast zynisch wirken. Denn Umarmungen gibt es auch unmittelbar nach dem Spiel jede Menge – und Küsse. Denn der inzwischen zurückgetretene Präsident des spanischen Fussballverbandes, Luis Rubiales, drückt vor der Pokalübergabe all seinen Spielerinnen dicke Schmatzer auf die Backen. Bei Jennifer Hermoso geht der 46-Jährige noch einen Schritt weiter und küsst sie auf den Mund.

Luis Rubiales küsst Weltmeisterin Jennifer Hermoso auf den Mund.
Luis Rubiales küsst Weltmeisterin Jennifer Hermoso auf den Mund.
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Inzwischen hat er deswegen eine Anzeige am Hals, doch einsichtig zeigt er sich trotz seines Rücktritts noch immer nicht. Im Interview mit Piers Morgan auf TalkTV meint er etwa: «Schauen Sie sich mein Gesicht an, ich bin ein guter Kerl.» Oder: «Meine Absichten waren edel, enthusiastisch und zu 100 Prozent nicht sexuell, ich wiederhole: zu 100 Prozent.» Und weiter: «Ich habe Jenni geküsst wie ich meine Tochter küsse.» 

Und dann war da auch noch der Griff in seinen eigenen Schritt nach dem WM-Final, dafür hat Rubiales die Königsfamilie des Landes allerdings um Entschuldigung gebeten, denn: «Dafür schäme ich mich wirklich.» Hätte Rubiales nicht alle Schlagzeilen für sich beansprucht, so wäre wohl viel mehr über Spanien-Coach Jorge Vilda berichtet worden, der Co-Trainerin Montserrat Tomé an die Brust fasste. Er, der schon lange zuvor in der Kritik stand. Der Verband entliess ihn rund zwei Wochen nach dem WM-Final, überschüttete ihn dabei aber mit Lob.

Spaniens Fussballerinnen beenden Streik nach Tarifeinigung

Als dann die spanischen Fussballerinnen der ersten Liga zum Saisonauftakt in den Streik treten, weil sie mehr Gehalt fordern, da drohte ein grosses Chaos. Nach einer Einigung mit LaLiga ist dieser Streik nun aber beendet. Die Gewerkschaften der Spielerinnen und der Verband einigten sich auf höhere Gehälter, wie La Liga und die Spielerinnen-Gewerkschaft AFE am Donnerstag mitteilt.

Man muss wissen, dass es sich bei diesen Forderungen nicht um monströse Summen haltet, im Gegenteil. Künftig sollen die Frauen in der Spielzeit 2023/24 ein Mindestjahresgehalt von 21’000 Euro erhalten, macht 1750 Euro pro Monat. Je nach Entwicklung der Einnahmen der Liga könnten es auch bis zu 23’000 Euro sein. Für die Spielzeit 2024/25 sei ein Mindestgehalt von 22’500 Euro und für 2025/26 ein Gehalt von mindestens 23’500 Euro vereinbart worden.

Die Gewerkschaft betont jedoch, dass es sich bei der Einigung über die Gehälter nur um einen «ersten Schritt» handeln könne. Nun gehe es darum, in Fragen wie dem Mutterschutz, Massnahmen gegen sexuelle Belästigung, Aufwandsentschädigungen und weitere Forderungen voranzukommen.

Die Liga hatte zunächst nur ein Mindestjahresgehalt von 20’000 Euro für die neue Saison angeboten. Die AFE hatte mindestens 23’000 gefordert. Bei garantierten Einnahmen von knapp 100 Millionen Euro für die Saison 2023/2024 sei das problemlos zu finanzieren. Wohl wahr. Seit 2019 galt ein Mindestgehalt von nur 16’000 Euro. Zum Vergleich: Kylian Mbappé verdient pro Tag rund 130'000 Euro.

Dem Länderspiel gegen die Schweiz steht nichts im Wege

Spielen will nach dem Rücktritt des Präsidenten und des Trainers auch das Nationalteam wieder. Und das bereits in wenigen Tagen. Am 22. September trifft Spanien in der bei den Frauen neu eingeführten Nations League auswärts auf WM-Halbfinalist Schweden. Vier Tage später empfangen die Spanierinnen in ihrem ersten Heimspiel als Weltmeisterinnen die Schweiz. An der WM kassierte das Team von Nati-Trainerin Inka Grings im Achtelfinal eine saftige Klatsche und unterlag Spanien mit 1:5.

Im Interview mit blue News unmittelbar nach dem WM-Final meinte sie zur Hammergruppe, in der die Schweiz auch noch auf Italien trifft: «Ich glaube, die Spiele kommen für uns zur rechten Zeit. Wir haben nicht den Druck. Grundsätzlich wollen wir natürlich trotzdem jedes Spiel gewinnen, sonst brauche ich gar nicht erst anzutreten. Aber wir werden viele Spielerinnen testen, wir werden junge Spielerinnen testen und Veränderungen vornehmen. Ich hoffe auch auf eine Initialzündung, denn es ist letztendlich auch unser Vorlauf zur Heim-EM 2025. Und dass wir vielleicht auch ein paar Zuschauer generieren können, weil mehr Qualität und mehr Attraktivität im Fussball können wir gerade nicht bieten.»