In weniger als zwei Monaten kommt das Nationalteam in Bad Ragaz für das EM-Vorbereitungscamp zusammen. Die Spiele und die Siege gegen Bulgarien, Litauen und Finnland liefern kaum neue Erkenntnisse.
Die Erkenntnisse
Die vielleicht wichtigste Erkenntnis brachte ausgerechnet das einzige Testspiel dieser Länderspiel-Tranche. Gegen Finnland hat sich gezeigt, dass die Schweiz auch mit Spielern aus der zweiten Reihe nicht mehr unter ein gewisses Niveau fällt. «Wir sind unseren Prinzipien treu geblieben. Die Ideen sind eingeimpft», sagte Nationaltrainer Vladimir Petkovic. In der Breite ist die Mannschaft so gut wie wahrscheinlich noch nie unter ihm.
Das EM-Kader
Wenn Petkovic im Mai das EM-Kader benennt, sind Überraschungen so gut wie ausgeschlossen. Wer jetzt nicht im Aufgebot stand, dürfte es nicht mehr schaffen, auch wenn Petkovic sagte, er habe eine Liste mit 30 Namen im Kopf. Zu den 23 Spielern des März-Zusammenzugs kommen die verletzten Fabian Schär, Renato Steffen und Becir Omeragic dazu. Drei Namen muss Petkovic also streichen – es sei denn, die UEFA bewilligt ausnahmsweise EM-Kader mit 25 oder 26 Spielern.
Die Zitternden
Bei einem 23-Mann-EM-Kader wären Eray Cömert, Loris Benito, Christian Fassnacht und Edimilson Fernandes die grössten Wackelkandidaten. Jeder hat jedoch seine Vorzüge. Cömert könnte davon profitieren, dass die Auswahl an reinen Innenverteidigern nicht allzu gross ist; Benito ist von den Positionen her der einzige «Eins-zu-Eins-Ersatz» für Ricardo Rodriguez; Fassnacht hat bei seinem Teileinsatz gegen Finnland mit guter Leistung und zwei Assists gepunktet; Fernandes ist in der Offensive vielseitig einsetzbar, Petkovic könnte in ihm einen wertvollen Joker sehen.
Die EM-Mannschaft
Die zweite (oder dritte) Reihe hat sich gegen Finnland teilweise gut präsentiert (Gavranovic, Vargas, Fassnacht, Benito). Dennoch sind mindestens acht Positionen in der Startformation nicht gefährdet. Wenn es keine Verletzungen gibt, werden Yann Sommer, Nico Elvedi, Fabian Schär, Manuel Akanji, Ricardo Rodriguez, Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri und Haris Seferovic am 12. Juni in Baku gegen Wales das EM-Startspiel beginnen. Höchstwahrscheinlich gehört auch Kevin Mbabu dazu. Komplettiert wird die Formation wohl mit zwei Spielern aus dem Trio Remo Freuler, Denis Zakaria und Breel Embolo – je nach dem, ob die Schweiz im 3-4-1-2 (wie in der EM-Qualifikation) oder im 3-1-4-1-1 (wie gegen Finnland) spielt.
Die Kritik
Petkovic war mit den kritischen Kommentaren der letzten Tage – insbesondere nach dem knappen 1:0 gegen Litauen – nicht zufrieden. Er spricht von «schwarz malen» in der Presse und davon, dass seine Mannschaft «im Ausland mehr Anerkennung als in der Schweiz» habe. Es gebe in den Medien zu viel «Gratis-Kritik». Er verweist darauf, dass andere Teams auch keine hohen Siege eingefahren hätten – ohne allerdings zu erwähnen, dass beispielsweise Italiens 2:0 gegen Bulgarien oder Spaniens 2:1 gegen Georgien von deren heimischer Presse auch nicht nur wohlwollend beschrieben wurde.
Die EM-Vorbereitung
Er werde nun rund 30 Spiele pro Woche schauen und beobachten wie sich seine Spieler im Klub präsentierten, sagte Petkovic zu seinen Aufgaben in den nächsten knapp acht Wochen. In der Woche nach Pfingsten (am 24. Mai, vielleicht auch erst am 25. oder 26. Mai) kommt das Team in Bad Ragaz zum EM-Vorbereitungscamp zusammen. Während des rund zwölftägigen Zusammenzugs testet die Schweiz in St. Gallen gegen die USA (30. Mai) und Liechtenstein (3. Juni), ehe sie am 7. Juni nach Baku fliegt. Der Beginn des Zusammenzugs hängt davon ab, ob die Spieler nach dem Test gegen Liechtenstein ein freies Wochenende bekommen. Aufgrund der Corona-Schutzmassnahmen ("Blase") ist derzeit eher damit zu rechnen, dass das Team in seiner Blase bleibt, und das Camp dafür zwei Tage später beginnt.