Knall in der 2. Bundesliga: Nach wochenlangen Nachforschungen äussert die «Bild» den Verdacht, dass Bakery Jatta unter falschem Namen für den Hamburger SV aufläuft. Die Indizien sind eindeutig.
Nur ein Jahr nach der Einreise nach Deutschland unterschreibt Bakery Jatta im Sommer 2016 seinen ersten Profivertrag beim Hamburger SV und spielt nach eigenen Aussagen erstmals überhaupt für einen Klub: «Ich habe in Afrika in keinem Verein gespielt, das gab es dort nicht, höchstens mal am Wochenende konnte man ein betreutes Training mitmachen. Ansonsten waren wir auf uns gestellt, wir haben auf der Strasse Fussball gespielt und uns selbst die Dinge beigebracht», sagt er damals in einem Interview auf der Homepage des HSV.
Drei Jahre später beginnt die schöne Geschichte zu bröckeln. Denn Jatta soll im Zuge seiner Einreise 2015 seinen Namen wie auch sein Geburtsdatum abgeändert haben und nun unter falscher Identität in der Bundesliga spielen. Bakery Jatta heisse eigentlich Bakary Daffeh und sei nicht am 6. Juni 1998 geboren, sondern am 6. November 1995 – womit er zweieinhalb Jahre älter wäre als bisher angenommen. Diesen Verdacht äussert die deutsche «Bild» nach wochenlangen Recherchen, die aufgrund eines Hinweises lanciert wurden.
Brisant: Jatta wäre damit auch bei der Einreise nach Deutschland bereits volljährig gewesen, was das Asylverfahren zusätzlich erschwert hätte. Alleinreisende minderjährige Flüchtlinge dagegen erhalten normalerweise eine Aufenthaltsbewilligung und dürfen im Land bleiben. Jatta wurde im Sommer 2015 in der Nähe von Bremen aufgenommen, als er offiziell 17 Jahre alt war.
Indizien häufen sich
Während den Nachforschungen der deutschen Zeitung häufen sich die Indizien, der Verdacht erhärtet sich. Es kommt ans Licht, dass Jatta in seiner Heimat – anders als immer behauptet – schon für mehrere Klubs aktiv gewesen sein soll. Er wurde demnach zwischenzeitlich auch an Vereine in Nigeria und Senegal ausgeliehen und kam für die U20- Nationalmannschaft von Gambia zum Einsatz.
Seine ehemaligen Trainer dort bestätigen, dass Jatta damals noch unter anderem Namen auflief. «Sport Bild» schickt erst dem Ex-Trainer im Senegal, Ibou Diarra, ein Foto von Jatta im HSV-Trikot und fragt, ob es sich bei diesem Spieler um Bakary Daffeh handle. Diarras Antwort: «Das ist er.»
Auch der frühere Trainer der U20-Nati von Gambia, Mustaphae Manneh, erkennt Jatta wieder und erklärt: «Ja, ich trainierte ihn in der Nachwuchsmannschaft. Ich bin mir sicher, dass er für mich 2014 ein entscheidendes Tor geschossen hat. Jetzt spielt er in Deutschland.»
Keine persönliche Stellungnahme
Auf die Ungereimtheiten angesprochen, äussert sich HSV-Vorstandsboss Bernd Hoffmann wie folgt: «Wir haben Bakery Jattas gültigen Reisepass inklusive Aufenthaltsgenehmigung vorliegen. Bakery hat sich seit seiner Ankunft bei uns als tadelloser Sportsmann und verlässlicher Mitspieler gezeigt. Er hat sich schnell in unsere Mannschaft und den Klub integriert. Wir schätzen ihn als Spieler und Menschen.» Anfragen für Gespräche mit dem Spieler selbst oder dessen Berater wurden abgelehnt.