Ajax-Regisseur Dusan Tadic meint, dass man als Kreativspieler nicht viel Spass in der Premier League hat. Der Serbe geniesst dafür seine wiedergewonnen Freiheiten in der Eredivise.
Heutzutage will jeder Fussball-Profi in der Premier League spielen. Dank den immensen TV-Geldern kann man auf der Insel nicht nur gutes, sondern sehr sehr gutes Geld verdienen. Dabei muss man nicht zwangsweise bei den grössten Vereinen unterschreiben, um ausgesorgt zu haben. Auch bei einem Mittelfeldklub wie etwa Southampton winkt ein schöner Zahltag. Genau dort hat Dusan Tadic bis vor kurzem die Fussballschuhe geschnürt. Der Serbe spielte vier Jahre für die Saints, ehe er diesen Sommer für knapp 15 Millionen Franken wieder in die Eredivise zurückkehrte, um bei Ajax Amsterdam anzuheuern. In Holland ging der 30-Jährige schon von 2010 bis 2014 für Gronigen und Twente Eschede auf Torejagd.
Wieso verlässt also ein talentierter Spieler wie Dusan Tadic ein solches sportliches Paradies, um stattdessen in die – gemäss UEFA-Ranking – elftbeste Liga der Welt zu wechseln? Notabene verdient der 62-fache Nationalspieler zwar mit drei Millionen Pfund in Amsterdam sicher ganz anständig, aber doch deutlich weniger als zuvor.
Southampton war und ist in jüngerer Vergangenheit nicht bekannt für eine professionelle Vereinsführung. So musste man zuletzt trotz eines ansprechendes Kaders immer wieder gegen den Abstieg spielen. Auch heuer liegt das Team nur auf Platz 16 der Liga. Ein Abstiegskampf ist natürlich Gift für einen Techniker wie Tadic. Die existenziellen, andauernden Rasen-Schlachten sind kein Ort, um seinen feinen linken Fuss zur Geltung zu bringen.
Bei Ajax hat Tadic wieder eine Mannschaft um sich, die den Ball in den eigenen Reihen halten und gleichzeitig das Publikum unterhalten will. Genau diese Spielphilosophie hat Dusan Tadic in der Premier League so sehnsüchtig vermisst, wie er im «Independent» erläutert: «Wenn du nicht bei den Top-6-Klubs spielst, kannst du keine Spiele dominieren. Du verbringst also viel Zeit ohne Ball.» Und führt aus: «In der Premier League kreativ zu spielen ist hart, weil man wenig Schutz bekommt. Die Chancenverteilung scheint bei 80 Prozent für die Verteidiger und 20 Prozent für den Stürmer zu liegen.»
«In den anderen europäischen Ligen ist es anders, hier wirst du beispielsweise mehr geschützt. Ich liebe es, bei Ajax zu spielen. Wir können jede Mannschaft dominieren», so Tadic. Trainer Erik ten Hag lässt seinem Schützling in der Offensive freie Hand – oder eben freien Fuss. Der Regisseur über seine Rolle: «Ich geniesse auf meiner Position viele Freiheiten, ich kann mich auf ganzen Feld aufhalten. Ich mag diese Freiheiten und so arbeite ich auch gerne für mein Team.» Wie dieses Szenario dann in der Realität aussieht, kann man dann in der Champions League beobachten. Ajax' Nummer 10 weist in der Königsklasse Traumwerte auf: In elf Spielen markierte er sechs Tore und vier Assists.
Die Erklärung von Tadic für die sensationellen Auftritte von Ajax Amsterdam in Europa: «Wir haben eine ähnliche Denkweise. Ich verstehe mich mit allen Spielern, dann ist es einfach. Unser ganzes Team besteht aus Spielern, die schönen Fussball spielen wollen. Sie verstehen Fussball.»
So zeigt sich Tadic auch begeistert über die Champions League 2018/19: «Es ist schön, dieses Jahr vier offensive Teams im Halbfinale zu sehen, die dominieren wollen. Wir haben gegen die Spitzenteams Juventus und Real Madrid gezeigt, dass wir die bessere Mannschaft waren. Wir spielen tollen Fussball, mit viel Persönlichkeit, und das werden wir auch weiterhin tun. Das ist unsere grosse Stärke.»
Am 8. Mai wollen Tadic & Co. eine weitere Kostprobe ihrer Spielkunst abgeben. Dann empfangen sie zum Halbfinal-Rückspiel Tottenham, welches sie auswärts mit 1:0 besiegen konnten. Ob Ajax den Finaleinzug schafft, sehen Sie live auf Teleclub.
Mi 08.05. 19:58 - 01:00 ∙ blue Sport Live ∙ Live Fussball: Ajax Amsterdam - Tottenham Hotspur
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