Interview Teleclub-Chef Elsässer: «Wir erlassen im April die Gebühren für das Sportpaket»

René Weder

17.3.2020

Wolfgang Elsässer: «Wichtig ist es in dieser Situation als CEO, ruhig und besonnen die richtigen Entscheidungen zu treffen.»
Wolfgang Elsässer: «Wichtig ist es in dieser Situation als CEO, ruhig und besonnen die richtigen Entscheidungen zu treffen.»
Bild: Teleclub

Kein Sport und geschlossene Kinosäle. Die Corona-Krise trifft die Sport- und Unterhaltungsbranche hart. Cinetrade-CEO Wolfgang Elsässer spricht im Interview über Auswirkungen, Massnahmen und Rückerstattungen.

Wolfgang Elsässer, zunächst sei die Frage erlaubt: Wie geht es Ihnen?

Mir persönlich geht es gut, danke. Natürlich ist dies gerade eine schwierige Situation, die uns alle vor grosse Herausforderungen stellt. Aber wir machen das Beste daraus. Ich bin sehr stolz auf mein Team, wir versuchen die möglichen Auswirkungen für unsere Kunden und unsere Mitarbeiter so gering wie möglich zu gestalten.

Es ist Ihr erstes Jahr als CEO der CT Cinetrade AG und Sie erleben gleich den grössten Stresstest der letzten Jahrzehnte. Wie gehen Sie damit um?

Die aktuelle Situation zeigt, wie gut ein Unternehmen funktioniert, wie die Qualität der Zusammenarbeit ist, wie hoch das Vertrauen untereinander ist – denn jetzt heisst es: zusammenzustehen. Wir haben sehr gute Abläufe, die nun einem realen Stresstest unterzogen werden. Es ist aber wichtig, auch hier und da professionell zu improvisieren und vor allem: nicht die Moral zu verlieren. Mein gutes Team hilft hier sehr. Wichtig ist es in dieser Situation als CEO, ruhig und besonnen die richtigen Entscheidungen zu treffen – auch wenn manche schmerzen.

Die Cinetrade betreibt mit dem Pay-TV-Sender Teleclub und den KITAG-Kinos Angebote im Bereich der Unterhaltungs- und Sportindustrie. Inwiefern ist die Firma von den jüngsten Entwicklungen um die Verbreitung des neuartigen Coronavirus betroffen?

Wie wahrscheinlich alle Branchen trifft auch uns und unsere Kunden das Thema Coronavirus – und zwar in allen Bereichen. Natürlich zunächst einmal auch aus HR-Sicht. Die Gesundheit und Sicherheit unserer Angestellten hat bei uns oberste Priorität, denn wir haben Verantwortung für 700 feste und freie Mitarbeitende an unseren Standorten. Viele unserer Tätigkeiten können aus dem Homeoffice bearbeitet werden, bereits seit letzter Woche machen wir keine physischen Meetings mehr und arbeiten im Sendezentrum in kleinen, voneinander unabhängigen Schichten.

In den Kinosälen ist aber kein Homeoffice möglich.

Wir haben schon am vergangenen Wochenende beschlossen, unsere Kinos proaktiv zu schliessen, um unsere Kunden und Mitarbeiter zu schützen.

Wolfgang Elsässer
Bild: Teleclub

Wolfgang Elsässer ist seit Juli 2019 CEO der CT Cinetrade AG und damit für den Pay-TV-Sender Teleclub mit seinem Sport- und Filmangebot, sowie den grössten nationalen Kinobetreiber KITAG verantwortlich. Zuletzt leitete er das TV & Entertainment-Geschäft bei der Deutschen Telekom. Elsässer ist 51-Jahre alt und lebt mit seiner Ehefrau und vier Kindern in Rapperswil.

Die Sportkunden von Teleclub werden einige Wochen, vielleicht einige Monate keinen Live-Sport zu sehen bekommen ... 

Unser Sportbereich wird tatsächlich stark in Mitleidenschaft gezogen. Durch die Absagen der wichtigsten Ligen Europas und der damit faktischen Stilllegung des Sports in ganz Europa verlieren wir unseren gesamten Live-Content. Wir bedauern dies sehr, verstehen aber die Entscheide der Verantwortlichen zu den Spielabsagen.

Wie reagieren Sie darauf?

Wir alle erleben gegenwärtig ausserordentliche Zeiten, die von allen Beteiligten ein hohes Mass an Flexibilität fordern. Da der Spielbetrieb der nationalen und internationalen Ligen aufgrund des Coronavirus ruht, haben wir entschieden, allen Sportabokunden im April die Gebühren für das Sportpaket zu erlassen. Die Zufriedenheit unserer Kunden liegt uns am Herzen und hat oberste Priorität für uns. Wir hoffen, bald wieder spannende Entscheidungen auf den Plätzen zu sehen und stehen diesbezüglich im laufenden Austausch mit unseren Partnern.

Die KITAG-Kinosäle sind seit 16. März geschlossen. Was bedeutet das für die Firma?

Dies trifft uns natürlich schwer. Das Kinogeschäft ist für uns sehr wichtig. Gleichzeitig ist uns – wie gesagt – die Gesundheit unserer Mitarbeitenden und Gäste natürlich am allerwichtigsten. Entsprechend reagieren wir.

Inwiefern?

Bereits verkaufte Tickets für abgesagte Kinovorstellungen werden zurückgenommen und erstattet. Onlinetickets werden auf die Carte Bleue oder Kreditkarte gutgeschrieben, Tickets mit Barkauf werden rückerstattet, sobald die Kinos wieder geöffnet sind. Alle Informationen zur Ticket-Rückvergütung finden Besucher unter kitag.com sowie über unsere Social-Media-Plattformen. Einige Filme werden gar nicht ins Kino kommen, sondern diese werden wir direkt auf unserem Teleclub on demand Portal für unsere Kunden zur Verfügung stellen. Aktuell besprechen wir dies mit den Studios.

Ohne Kinobetrieb und Sportevents wird vielen Ihrer Mitarbeitenden, etwa Kommentatoren oder Moderatoren, auf einen Schlag die Arbeitsgrundlage entzogen. Wie gehen Sie damit um?

Wir versuchen in der Zwischenzeit, andere Formate und Alternativcontent zu kreieren. Nichtsdestotrotz ist es nun an der Zeit, bereits gemachte Überstunden abzubauen und Ferien vorzuziehen. In der aktuellen Lage wissen wir ja noch nicht definitiv, wie es mit den Meisterschaften weitergeht. Sollte die Fussball-EM verschoben und die Ligen später nachgetragen werden, ist mit Mehraufwand zu rechnen. Hier müssen wir selbstverständlich sicherstellen, dass wir genügend Personal zur Verfügung haben. Wir sind auch in schwierigen Zeiten für unsere Mitarbeiter da, das ist für mich selbstverständlich.

Mit welchen finanziellen Ausfällen rechnen Sie bis im Sommer?

Zu konkreten Zahlen äussern wir uns nicht. Wir sind uns aber sicher, dass unsere Kunden es sehr schätzen, dass wir uns fair und transparent verhalten. Unser Wachstum nimmt eine Auszeit, danach geht es aber wieder weiter vorwärts, davon bin ich überzeugt.

Haben die aktuellen Entwicklungen auch Auswirkungen auf die kommenden Rechteverhandlungen mit den Fussball-Ligen? Kommt es zu einer Erosion bei den zuletzt ständig steigenden Preisen?

Eines nach dem anderen. Jetzt gilt es, grosse gesellschaftliche Aufgaben zu lösen, hier tragen wir als Cinetrade-Gruppe unseren Teil dazu solidarisch und verantwortungsbewusst bei. Über günstigere Rechtepreise freuen wir uns natürlich immer … (lacht).

In der nun anstehenden sportlosen Zeit bleiben die Teleclub Sportsender einfach schwarz?

Nein, selbstverständlich nicht. Wir versuchen, dem sportinteressierten Publikum trotz des fehlenden Live-Angebots ein vielseitiges Programm zu bieten. Dazu zählen verschiedene alternative Inhalte wie Magazine, Talks und Sportdokumentationen auf unseren Kanälen.

Wann rechnen Sie mit einer Normalisierung der Lage?

Hier fragen Sie den Falschen, ich kenne mich mit Entertainment aus – aber nicht mit Viren. Aus meiner Sicht ist das derzeit äusserst schwierig abzuschätzen. Natürlich hoffen wir, dass sich die Lage sobald wie möglich normalisiert. Dennoch: Der Fokus muss auf der Sicherheit und Gesundheit aller Menschen in der Schweiz liegen. Da steht der ganze Rest hinten an.

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